USA: Keine Anzeichen von konjunktureller Schwäche
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1. Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das nicht-verarbeitende Gewerbe ist im Oktober überraschend stark auf 60,0 Punkte angestiegen. Nach dem Hurrikan-bedingten Rückgang im Vormonat war zwar ein Anstieg erwarten worden, dennoch ist das Ausmaß der Belebung überraschend (Bloomberg- Umfrage: 57,0 Punkte, DekaBank: 56,0 Punkte). Angestiegen ist neben dem im Fokus stehenden Wert für die allgemeine Geschäftstätigkeit auch die Auftragseingangskomponente (58,2 Punkten), während die Beschäftigungskomponente sich von 54,9 auf 52,9 Punkte abschwächte. Insgesamt sind diese Zahlen positiv zu bewerten. Sie zeigen, dass die Schwäche im September nur von kurzer Dauer gewesen ist.
2. Die Auftragseingänge in der Industrie sind im September insgesamt um 1,7 % gegenüber dem Vormonat gesunken (Bloomberg-Umfrage: -1,0 %, DekaBank: -0,5 %). Der Vormonatswert wurde von 2,5 % auf 2,9 % nach oben revidiert. Bereits letzte Woche wurde für die Teilstatistik der Auftragseingänge für Gebrauchsgüter ein monatlicher Rückgang im September von -2,1 % bekannt geben. Dieser wurde nun auf -2,4 % nach unten revidiert. Komplettiert wird die Gesamtstatistik durch die Auftragseingänge für Verbrauchsgüter. Diese sanken um 0,9 % gegenüber dem Vormonat.
3. Die Produktivität (außerhalb der Landwirtschaft) ist im abgelaufenen dritten Quartal mit einem auf das Jahr hochgerechneten Anstieg gegenüber dem Vorquartal mit 4,1 % unerwartet kräftig gewesen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 2,6 %). Die Überraschung lag hierbei weniger am Zuwachs des Outputs. Dessen Entwicklung entspricht weitgehend der Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts, und die Daten hierzu wurden bereits vergangenen Freitag bekannt geben (Zuwachs um 3,8 %, qoq, ann.). Überraschend ist die Entwicklung der geleisteten Arbeitsstunden, die erstmals seit vier Quartalen nur geringfügig gegenüber dem Vorquartal gestiegen sind. Die unerwartet starke Entwicklung der Produktivität führte schließlich zu einer zweiten Überraschung: Die Lohnstückkosten verringerten sich gegenüber dem Vorquartal um 0,5 % (Berechnung siehe Tabelle). Sowohl wir als auch der Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 1,8 %).
4. Sicherlich ist die Entwicklung der Lohnstückkosten für die Unternehmen und für die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft positiv. Die unten stehende Tabelle zeigt aber, dass die Entwicklung der Entlohnung pro Stunde – die bei einer konstanten Anzahl an Arbeitsstunden der Gesamtlohnentwicklung entspricht – eher schwach gewesen ist. Hinzu kommt, dass die Arbeitnehmer in realer Rechnung sogar Lohneinbußen hinnehmen mussten. Die Entlohnung pro Stunde sank im dritten Quartal real um 1,4 % (qoq, ann.). Dies ist sicherlich kein dramatischer Rückgang, aber dennoch der stärkste seit dem vierten Quartal 2002. Vor dem Hintergrund einer derzeit niedrigen Sparquote (im September lag diese bei -0,4 %) kommt der Einkommensentwicklung – sprich der Lohnentwicklung – eine entscheidende Rolle zu. Denn nur wenn die Einkommen zunehmen, kann auch der Konsum steigen. Auf der Unternehmensseite lassen sich ebenfalls Belastungen anführen. So sind die Stückkosten, die keine Lohnkomponente enthalten, im dritten Quartal um 9,9 % stark gestiegen. Hier hat mit Sicherheit der starke Energiepreisanstieg eine Rolle gespielt.
5. Fazit: Nach den Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal vom vergangenen Freitag ließ sich durchaus fragen, wo denn die Hurrikan-bedingten Belastungen geblieben sind. Dem annualisierten Quartalsanstieg von 3,8 % sah man diese zumindest auf den ersten Blick nicht an. Die heutigen Zahlen zeigen, dass es durchaus sowohl auf Arbeitnehmerseite als auch auf Unternehmensseite Belastungen gegeben hat. Diese sind jedoch nur zeitlich befristet. In den kommenden Monaten wird der Wiederaufbau sogar für einen kleinen Wachstumsschub sorgen. Die schwache Entwicklung der Lohnstückkosten im dritten Quartal, hinter der sich eine starke Entwicklung der Produktivität verbirgt, führt allerdings zu der Einschätzung, dass die Fed mit ihren weiteren Zinserhöhungen maßvoll vorgehen kann. Wir sehen uns durch die heutigen Zahlen in unserer Prognose der Fed Funds Target Rate bestätigt und erwarten weiterhin für die kommenden drei Meetings bis Ende März 2006 Zinsschritte von jeweils 25 Basispunkten auf dann 4,75 %.
6. Finanzmarktreaktionen: Die Freude über den hohen Produktivitätszuwachs dauerte an den Rentenmärkten nicht allzu lange. Zwar sanken die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen nach der Bekanntgabe der Zahlen um 14.30 Uhr kurzzeitig um gut 2 Basispunkte auf 4,58 % und die 10-jährigen Bundesanleihen in etwa gleicher Größenordnung auf 3,43 %, doch im Lauf der nächsten Stunde kamen beide Renditen wieder auf ihre Ausgangsniveaus von vor der Veröffentlichung zurück. Die gute Nachricht beim ISM für das nichtverarbeitende Gewerbe um 16.00 Uhr sorgte dagegen in der folgenden halben Stunde für Renditeanstiege um über 2 Basispunkte bei den US-Anleihen bis auf 4,63 % und bei den Bundesanleihen auf 3,47 %. Der Euro verlor auf die Produktivitätszahlen hin gegenüber dem US-Dollar ungefähr 0,5 Cents auf 1,199 und verharrte dann in etwa auf diesem Niveau. Der deutsche Aktienmarkt überschritt nach der Überraschung wenige Minuten nach 14.30 Uhr wieder die 5000-Punkte-Marke, erreichte sogar kurzzeitig 5010 Punkte, bröckelte dann aber ab 16.00 Uhr auf um die 5000 Punkte ab.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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