USA: Katerstimmung droht
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Sowohl Trump als auch Biden mussten für ihre Hilfspakete Kritik in Kauf nehmen. Insbesondere die Direktzahlungen an die Bevölkerung wurden als Verschwendung bezeichnet. Auch Umfragen schienen dies zu bestätigen. Von einer Runde zur nächsten gaben immer weniger Amerikaner an, die Schecks in den Konsum zu stecken. Die Fakten sprechen allerdings eine andere Sprache. Bei der ersten Runde an Direktzahlungen im April und Mai 2020 war noch unklar wie viel Wirkung die Schecks hatten. Der Einzelhandelsumsatz zog stark an. Das war allerdings ein weltweites Phänomen. Allein die Tatsache, dass viele geschlossene Geschäfte wieder offen waren, führte zu einem Schub.
Dann flatterten im Januar wieder Schecks in die Briefkästen und siehe da, der Konsum zog an (Grafik 1). Im März, als die dritte Runde ausbezahlt wurde, kam es wieder zu einem Anstieg. Man kann also nicht sagen, dass die Schecks nicht wirken. Sie werden für den Konsum genutzt und mehr als von den Bürgern selbst angegeben.
So schön der Konsumschub in den jeweiligen Monaten ist, so trüb sind die Aussichten. Es handelt sich um Strohfeuer. Im Februar fielen die Konsumausgaben, als es an neuen Schecks fehlte. Das wird nun auch im April wieder so sein.
Die Direktzahlungen haben den Konsum künstlich angehoben. Genau das zwar auch der Zweck. Es vermittelt allerdings den Eindruck, dass alles gar nicht so schlimm ist. Fallen die Schecks erst weg, dürfte die Ernüchterung groß sein. Einzelhandelsumsätze liegen 17 % über dem Vorkrisenniveau (Grafik 2). Im Vergleich zur Finanzkrise 2008 ist das eine rasante Erholung. Nach 2008 erreichte der Einzelhandelsumsatz erst 36 Monate später wieder das Vorkrisenniveau.
Das Konsumfest wird so nicht weitergehen. Vielmehr deutet der enorme Konsum daraufhin, dass Verbraucher viele Käufe vorgezogen haben. Das Niveau lässt sich nicht halten. Stattdessen dürfte es zu einer kleinen Konsumrezession kommen.
Das Timing ist ungünstig. Der starke Güterkonsum hat den schwachen Dienstleistungskonsum verdeckt. Nun dürfte der Güterkonsum rückläufig sein. Der Dienstleistungskonsum hingegen kommt noch nicht so recht in die Gänge. Die Fallzahlen steigen wieder, teils werden wieder striktere Maßnahmen angeordnet und bis zur Herdenimmunität vergehen in den USA noch mindestens 10 Wochen.
Danach besteht die Hoffnung, dass der erwartete Ansturm stattfindet, dass die Menschen wieder in die Restaurants strömen und in den Urlaub fliegen. Dann können auch die Gesamtkonsumausgaben weiter zulegen (Grafik 3). Diese haben erst jetzt wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Wachstum darüber hinaus braucht die vollständige Öffnung der Wirtschaft. Bis es soweit ist, muss man sich auf ernüchternde Zahlen einstellen. Leicht rezessive Tendenzen in den kommenden Wochen sollten niemanden überraschen.
Clemens Schmale
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