Kommentar
17:21 Uhr, 03.11.2008

USA: ISM-Index setzt Rezessionskurs fort

1. Der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM-Index) für das verarbeitende Gewerbe ist im Oktober auf 38,9 Punkte gesunken (Bloomberg-Median: 41,0 Punkte; DekaBank: 44,0 Punkte). Damit hat er nicht nur die Abwärtsbewegung des Vormonats fortgesetzt, sondern ist erstmals seit Oktober 2001 unterhalb der gesamtwirtschaftlichen Rezessionsmarke von 41,1 Punkten gefallen.

2. Allen Teilkomponenten ist gemein, dass sie Werte unterhalb der Expansionsmarke von 50 Punkten aufweisen. Den deutlichsten Indexrückgang vollzog mit 7,2 Punkten die Beschäftigungskomponente. Diese liegt mit 34,6 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit März 1991. Ein mehrjähriger Tiefstand liegt zudem bei der Produktionskomponente (34,1 Punkte) und bei der Auftragseingangskomponente (32,2 Punkte, beides Tiefstände seit Juni 1980) vor. Nur die Komponenten für die Lieferfristen und den Lagerbeständen blieben mit Werten von 49,2 Punkten bzw. 44,3 Punkten im eher unauffälligen Bereich. Neben diesen fünf Teilkomponenten, die gleich gewichtet in die Berechnung des Indikators eingehen, werden die Unternehmen auch nach ihren Exportaufträgen befragt. Diese Teilkomponente hat zwar zur tatsächlichen Exportentwicklung nur einen geringen statistischen Zusammenhang. Der Oktoberwert ist allerdings dennoch erwähnenswert: Mit 41,0 Punkten wurde ein neues historisches Tief ausgewiesen (Erhebungsbeginn: Januar 1988) und der monatliche Rückgang um 11 Punkte ist ebenfalls einmalig. Dieser Stimmungswert deutet an, dass die bisherige Exportdynamik in den kommenden Monaten spürbar nachlassen dürfte. Hintergrund hierfür dürfte nicht nur die sich abschwächende globale Entwicklung sein, sondern auch die historisch einmalige Aufwertung des US-Dollars. Dieser stieg handelsgewichtet im Oktober um knapp 11 % gegenüber dem Vormonat an.

3. Ähnlich wie beim Verbrauchervertrauen (Conference Board) ist weniger der aktuelle Wert von Interesse, sondern dessen weitere Entwicklung in den kommenden Monaten. Bislang gehen wir davon aus, dass der ISM-Index im Laufe des ersten Quartals 2009 in die Region von 35 Punkten fallen dürfte, denn im Durchschnitt der vergangenen Rezessionen lag das Tief beim ISM-Index bei ca. 36 Punkten. Die zeitliche Einschätzung beruht auf der Annahme, dass die schärfste wirtschaftliche Abwärtsdynamik in diesen Zeitraum fallen dürfte. Es ist sicherlich nicht auszuschließen, dass der ISM-Index nicht nur dieses Niveau früher erreichen kann, sondern auch noch tiefer fällt. Zu beachten ist aber, dass sich konjunkturelle Abschwünge ähnlich wie Aufschwünge nicht wie mit einem Lineal gezogen einstellen, sondern es immer wieder Phasen mit gegenläufigen Entwicklungen gibt. Einmalige Anstiege des ISM-Index sind daher nicht auszuschließen, aber eben auch nicht zu überinterpretieren.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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