Kommentar
21:04 Uhr, 17.05.2016

USA: Inflation zieht an - was nun?

Eine Reihe von US-Wirtschaftsdaten liefern heute positive Signale. Dem Markt nimmt sie eher negativ auf. Was hat das zu bedeuten?

Heute wurden Anleger mit einer ganzen Reihe von wichtigen Wirtschaftsdaten konfrontiert. Die Industrieproduktion stieg im April um 0,7 % an. Analysten hatten mit nicht einmal der HĂ€lfte gerechnet. Nachdem gestern der Empire State Index (misst die Lage und Erwartung des verarbeitenden Gewerbes im Bundesstaat New York) unerwartet stark fiel, waren eigentlich keine guten Daten zu erwarten.

Entgegen der eigenen EinschĂ€tzung der Unternehmen scheint die Lage nicht so schlecht zu sein. Auch die KapazitĂ€tsauslastung stieg im April deutlich an und lag ĂŒber den Erwartungen. Das TĂŒpfelchen auf dem i war in den Inflationsdaten zu finden. Im April stiegen die Preise im Vergleich zum Vormonat um 0,4 % und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,1 %.

Die Grafik zeigt den Inflationstrend. Er sieht recht eindeutig aus. Nach einem temporĂ€ren RĂŒckgang der Inflation zu Jahresbeginn steigt sie nun wieder an. Sie wird das 2 %-Ziel der Notenbank nicht gleich morgen erreichen, doch der Trend stimmt.

Der Markt reagiert darauf sehr verhalten. Die Börsianer wollen keine soliden Wirtschaftsdaten, die der Notenbank Argumente fĂŒr eine Zinsanhebung geben. Vollkommen reflexartig wird auf gute Konjunkturdaten mit VerkĂ€ufen an der Börse reagiert. Als Anleger wĂŒrde ich mich nicht jedem dieser kurzfristigen StimmungsumschwĂŒnge anschließen, denn die nĂ€chsten Daten, die das Gegenteil vermuten lassen, kommen bestimmt - vielleicht schon morgen.

Man sollte die Inflationsdaten nicht ĂŒberbewerten. Der Anstieg der Teuerung im April ist grĂ¶ĂŸtenteils auf den Ölpreisanstieg zurĂŒckzufĂŒhren. Die HĂ€lfte der 0,4 % sind dadurch begrĂŒndet.

Die Notenbank hat schon frĂŒher klar gemacht, dass sie vorĂŒbergehenden Faktoren nicht allzu viel Beachtung schenkt. Sie hat kein neues QE-Programm aufgelegt, nur weil die fallenden Ölpreise fĂŒr sinkende Preise sorgten. Sie wird nun ebenso wenig die Zinsen rasch anheben, weil ein steigender Ölpreis fĂŒr eine höhere Inflationsrate sorgt.

Man konnte heute an vielen Orten davon lesen, dass die Inflationsdaten der Notenbank möglicherweise die Munition fĂŒr eine Zinsanhebung geben. Das halte ich schlichtweg fĂŒr falsch, da der Anstieg im April allein auf vorĂŒbergehende Faktoren (Ölpreis) zurĂŒckzufĂŒhren ist. FĂŒr die Zinspolitik haben die heutigen Daten absolut keinen Einfluss.

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