Kommentar
16:54 Uhr, 13.06.2008

USA: Inflation im Mai von Energiepreisen getrieben

1. Die Verbraucherpreise sind im Mai unerwartet kräftig um 0,6 % mom gestiegen. Die Jahresrate der Inflation erhöhte sich damit von 3,9 % im April auf nun 4,2 %. Wesentliche Triebfeder hierfür ist eine starke Verteuerung von Energiegütern und -dienstleistungen um 4,4 % mom. So haben insbesondere die Benzinpreise um stattliche 5,7 % mom zugelegt, aber auch Erdgas (5,6 %), Heizöl (7,9 %) und Elektrizität (0,9 %) trugen maßgeblich zum Preisauftrieb bei. Demgegenüber hat sich der Anstieg der Lebensmittelpreise mit 0,3 % mom deutlich verlangsamt. Im April hatte er noch 0,9 % mom betragen.

2. In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie stiegen die Preise mit 0,2 % mom (2,3 % yoy) im Rahmen der Erwartungen. In den Details setzten sich hier die Entwicklungen der vergangenen Monate fort. So blieb der Anstieg der Wohnungsmieten, die gut 42 % der Kernrate der Verbraucherpreise ausmachen, auch im Mai mit 0,2 % mom eher moderat. Hintergrund dieser seit einigen Monaten zu beobachtenden Entwicklung dürfte vor allem die Abschwächung am Arbeitsmarkt und die deshalb geringe Expansion der Einkommen der privaten Haushalte sein. Von daher ist auch für die nähere Zukunft nicht mit einer Beschleunigung des Preisauftriebs in diesem Bereich zu rechnen.

3. In den übrigen Komponenten der Kernrate (Verbraucherpreise ohne Lebensmittel, Energie und Wohnungsmieten) stiegen die Preise mit durchschnittlich 0,2 % mom erneut relativ kräftig. Wichtig ist jedoch hervorzuheben, dass die jüngste Beschleunigung des Preisauftriebs in diesem Bereich kaum auf einer Weitergabe gestiegener Rohstoffkosten beruht. So sind die Preise von Konsumgütern ohne Lebensmittel und Energie, bei denen derartige Pass-Through-Effekte am ehesten zu vermuten wären, im Mai sogar um 0,1 % mom zurückgegangen. Die Auswirkungen der gestiegenen Energie- und sonstigen Rohstoffkosten auf die Kernrate der Verbraucherpreise beschränkt sich bisher auf sehr wenige Komponenten, wie z.B. Flugreisen, die sich um 3,2 % mom verteuert haben. Der zuletzt relativ kräftige Preisauftrieb in der Kernrate ausschließlich der Wohnungsmieten geht vielmehr nach wie vor auf Preisanstiege einiger Dienstleistungen zurück, wie etwa medizinische Dienstleistungen (0,5 % mom) sowie Schulgebühren und Kinderbetreuung (0,4 % mom). Vor dem Hintergrund eines schwachen Arbeitsmarkts sollte die Preisdynamik hier in den kommenden Monaten eher ab- als zunehmen.

4. Insgesamt bieten die Verbraucherpreise des Monats Mai damit Licht und Schatten. Positiv zu vermerken ist, dass eine stärkere Weitergabe der hohen Rohstoffkosten bisher ausgeblieben ist, was vor allem die US-Notenbanker mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben werden. Die Schattenseite besteht darin, dass der starke Anstieg der Energiepreise die Gesamtinflationsrate schneller in die Höhe getrieben hat als erwartet. Die heute gemeldeten Daten dürften erst der Auftakt zu einer Serie ungünstiger Verbraucherpreiszahlen gewesen sein, auf deren Höhepunkt im August die Inflationsrate auf ca. 5 % ansteigen dürfte. Es besteht für die kommenden Monate daher die akute Gefahr, dass sich die Inflationserwartungen der Konsumenten noch weiter nach oben bewegen, was der Fed alles andere als recht sein würde.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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