USA: Industrieproduktion schrumpft, aber positive Investitionssignale
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1. Die Industrieproduktion ist im Februar gegenüber dem Vormonat enttäuschend um 0,5 % mom gesunken (Bloomberg-Median: -0,1 %; DekaBank: 0,1 %). Die Kapazitätsauslastung ging zurück auf 80,9 % (Bloomberg-Median: 81,2 %; DekaBank: 81,4 %).
2. Zwei der drei Hauptgruppen meldeten Rückgänge. Das verarbeitende Gewerbe verbuchte im Februar eine um 0,2% geringere Ausbringung im Vergleich zum Vormonat, die Versorger produzieren sogar 3,7 % weniger als zuvor. Letzteres dürfte an dem unüblich milden Februar gelegen haben, der auf einen außergewöhnlich kalten Januar folgte. Der Bergbau dagegen erhöhte die Produktion um 0,4 %. Im verarbeitenden Gewerbe schmerzten insbesondere die Produktionsrückgänge in der Automobilindustrie (-1,0 %) und bei den Möbelproduzenten (-3,0 %). Erstere sind ein bekanntes Sorgenkind der Industrie, letztere leiden offensichtlich schon eine geraume Zeit unter der Wohnungsbaurezession. Produktionsanstiege verbuchten u.a. die Bereiche Computer und Elektronik (1,2 %) sowie Maschinenbau (0,3 %), die beide als starke Exportbranchen vom schwachen US-Dollar und dem weiterhin hohen weltwirtschaftlichen Wachstum profitieren.
3. Die wichtigste gute Nachricht in diesem Datensatz lieferte die Produktgruppe „Business Equipment“. Hier stieg die Produktion erneut leicht an. Aus dieser Teilabgrenzung kann man frühzeitig Informationen hinsichtlich der Investitionstätigkeit der Unternehmen gewinnen. Bisher deutet alles darauf hin, dass die Investitionstätigkeit im ersten Quartal vergleichsweise kräftig war. Selbst wenn bei Business Equipment im März ein aus heutiger Sicht unwahrscheinlicher Rückgang um 2,5 % gemeldet würde, verbliebe noch eine Stagnation in diesem Teilaggregat gegenüber dem vierten Quartal.
4. Es ist die Divergenz der Konjunkturdaten, die derzeit verunsichert. Zwar signalisieren die Daten für die Industrieproduktion, die Auftragseingänge und die Auslieferungen bisher für das erste Quartal 2008 eine steigende Investitionstätigkeit. Mit dieser geht i.d.R. auch ein Beschäftigungsaufbau einher. Dieser wurde aber bisher von den Arbeitsmarktberichten nicht gemeldet. Vielmehr sinkt die Beschäftigung seit Anfang des Jahres. Dass die Kreditkrise immense Risiken für die Realwirtschaft in sich birgt, ist unbestritten. Aus diesem Grunde tut die Fed auch gut daran, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um eine Bankenkrise größeren Ausmaßes zu verhindern. Aus unserer Sicht könnte die Realwirtschaft die Krise jedoch mit einem blauen Auge, d.h. einer kurzen Konjunkturdelle, überstehen, sofern es der Fed gelingt, das Vertrauen an den Märkten bald wieder aufzubauen.
5. Wen interessiert in den Zeiten der Kreditkrise eigentlich noch das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht der USA? – Immerhin, sein Ausmaß verringert sich derzeit: Das Leistungsbilanzdefizit ist im vierten Quartal 2007 auf 172,9 Mrd. US-Dollar und damit überraschend gesunken (Bloomberg- Median für den Saldo: -183,8 Mrd. US-Dollar, DekaBank: -182,0 Mrd. US-Dollar). Über 20 % ist das Defizit inzwischen von seinem Rekordstand im 3. Quartal entfernt. In Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt beträgt der Leistungsbilanzsaldo mit 4,9 % so wenig wie zuletzt im 1. Quartal 2004.
6. Dass das Defizit in der Handelsbilanz, der gewichtigsten Teilbilanz der Leistungsbilanz, im vierten Quartal ölpreisbedingt wieder größer geworden ist, war schon vorab bekannt. Die Bilanz der laufenden Übertragungen lieferte einen unauffällig negativeren Wert als im Vorquartal. Am beeindruckendsten ist der Anstieg des Überschusses der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen gegenüber dem Vorquartal um 12,3 Mrd. US-Dollar. Hier sind die „Einfuhren“ (im Falle dieser Teilbilanz sind „Einfuhren“ gleichbedeutend mit Kapitalabflüssen) deutlich gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen, d.h. der Abfluss von Kapital in Form von Direktinvestitionen oder Gewinnausschüttungen an ausländische Kapitaleigner ist gesunken, während der umgekehrte Zahlungsstrom sich nur leicht verringert hat.
7. Der schwache US-Dollar und die derzeit eher schwache Binnennachfrage dürften im Zusammenspiel mit dem immer noch recht hohen weltwirtschaftlichen Wachstum und der daraus resultierenden Exportdynamik dazu beitragen, dass die Leistungsbilanz sich im Lauf dieses Jahres weiter verbessern wird. Einzig der steigende Rohölpreis behindert noch in nennenswertem Umfang die Konsolidierung.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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