Kommentar
18:45 Uhr, 15.02.2007

USA: Industrieproduktion mit Rückprall nach starkem Vormonat

1. Die Industrieproduktion ist im Januar mit einem Rückgang um 0,5 % gegenüber dem Vormonat überraschend schwach in das neue Jahr gestartet (Bloomberg-Umfrage: 0,0 %, DekaBank: 0,1 %). Dies war der stärkste monatliche Rückgang seit September 2005. Die Kapazitätsauslastung verringerte sich im Januar ebenfalls unerwartet deutlich von 81,8 % auf 81,2 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 81,7 %).

2. Der Produktionsrückgang der Industrie resultiert in erster Linie aus einer schwächeren Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Nach einem kräftigen monatlichen Anstieg im Dezember um 0,8 % verringerte sich die Produktion im diesem Bereich im Januar um 0,7 % mom. Insbesondere der gewichtige Automobilsektor und der Maschinenbau haben die Produktionszuwächse der beiden Vormonate wieder abgebaut. Drängte sich vor einem Monat noch das Bild einer starken Belebung im Automobilsektor auf, kann hiervon zumindest derzeit nicht mehr die Rede sein. Während das verarbeitende Gewerbe stark bremste, sorgten die Versorger für einen positiven Wachstumsbeitrag. Im Dezember war die Produktion hier witterungsbedingt um 2,7 % mom gesunken. Eine Normalisierung der Temperaturen im Januar führte nun zu einer stärkeren Heizaktivität, sodass sich die Produktion um 2,3 % gegenüber dem Vormonat erhöhte.

3. Besonderes Augenmerk liegt regelmäßig auf der Teilabgrenzung „Business Equipment“, die als guter Indikator für die aktuelle Investitionstätigkeit fungiert. Nach einem ordentlichen Plus von 0,8 % im November sowie einem sehr starken Dezemberzuwachs von 2,3 % verringerte sich die Produktion im Januar um 1,6 % mom. Dies passt insoweit zu unserer Einschätzung der Investitionstätigkeit im ersten Quartal, dass wir zwar mit einer Belebung rechnen. Diese Belebung dürfte allerdings aufgrund der restriktiv wirkenden Geldpolitik moderat ausfallen.

4. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche von 313 Tsd. Personen auf 357 Tsd. sehr stark angestiegen. Dies ist der höchste Wochenwert seit Ende November 2006. Hintergrund für den Anstieg ist der starke Kälteeinbruch im Nordosten der USA in diesem Zeitraum. Aus dem starken Anstieg der Anträge lässt sich nicht direkt auf eine schwache Beschäftigungsentwicklung im Februar schließen, da der Arbeitsmarkt erst in der aktuell laufenden Woche erhoben wird. Allerdings dürfte auch diese Woche durch den Kälteeinbruch gekennzeichnet sein, sodass ein witterungsbedingt schwacher Beschäftigungsaufbau im Februar nicht auszuschließen ist.

5. Bei der Kommentierung der starken Produktionsdaten für den Monat Dezember hatten wir darauf hingewiesen, dass es verfrüht sein könnte, ein Ende der Schwächephase der Industrie auszurufen. Die heutigen Zahlen zur Industrieproduktion bestätigen uns in dieser vorsichtigen Einschätzung. Insbesondere für die Automobilbranche scheint ein Ende der Talfahrt noch nicht absehbar zu sein. In den vergangenen Wochen haben sich allerdings die Anzeichen für sehr schwache Lagerbestände der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe gehäuft. Hintergrund ist die witterungsbedingt überraschend starke private Nachfrage zum Ende des vergangenen Jahres. Sicherlich wird die Nachfrage zu Beginn des Jahres 2007 an diese hohe Dynamik nicht anknüpfen können (siehe Stagnation der Einzelhandelsumsätze im Januar). Gleichwohl dürfte eine moderate Nachfrageentwicklung aufgrund der niedrigen Lagerbestände in den kommenden Monaten dazu führen, dass auch die Industrieproduktion tendenziell wieder ansteigt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe haben wiederum gezeigt, dass auch in den kommenden Wochen das Thema „Witterung“ eine bedeutende Rolle bei einzelnen Konjunkturindikatoren spielen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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