Kommentar
16:32 Uhr, 17.06.2008

USA: Industrieproduktion erneut rückläufig

1. Die Industrieproduktion ist im Mai überraschend um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gesunken (Bloomberg-Median: 0,1 %, DekaBank: 0,3 %). Dies ist inzwischen der dritte monatliche Rückgang in diesem Jahr. Insgesamt ist die Produktion seit Januar dieses Jahres um fast 1,5 % zurückgegangen. Die Kapazitätsauslastung sank auf 79,4 % (Bloomberg-Median: 79,7 %, DekaBank: 79,8 %), den niedrigsten Stand seit September 2005.

2. Die Entwicklung der Industrieproduktion wurde gebremst durch einen Produktionsrückgang im Bereich der Versorger, während die Produktion im verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vormonat stagnierte und im Bergbau leicht zunahm. In den Monaten März und April wurde die Gesamtentwicklung der Industrieproduktion durch einen Streik in der Automobilindustrie deutlich nach unten verzerrt. Im Mai nahm die Produktion zwar wieder zu. Der Anstieg um 1,0 % mom dürfte die streikbedingten Produktionsausfälle nicht vollständig ausgeglichen haben, sodass im Juni mit einem weiteren Zuwachs gerechnet werden kann. Enttäuschend ist die Entwicklung im Maschinenbau, die auf eine schwache Investitionstätigkeit der Unternehmen in diesem Bereich hindeutet. Dagegen expandierte die Produktion im gewichtigen Bereich Computer und Elektronik, wenngleich schwächer als in den Monaten zuvor. Im Hinblick auf die aktuelle Investitionstätigkeit der Unternehmen ist interessant, dass die Produktion in der Produktgruppe „Business Equipment“ nach einem vergleichsweise deutlichen Rückgang im Vormonat lediglich stagniert hat. Somit dürften die Investitionstätigkeit der Unternehmen im zweiten Quartal eher schwach gewesen sein. Die Produktionszahlen für Mai sind insgesamt enttäuschend. Trotz einer zuletzt kräftigen Konsumtätigkeit der privaten Haushalte dürfte das BIP-Wachstum im zweiten Quartal nur mäßig ausfallen.

3. Die Anzahl der Baubeginne ist im Mai von nach unten revidierten 1,008 Millionen (ann.) auf 0,975 Millionen gefallen (Bloomberg-Umfrage: 0,980 Millionen, DekaBank: 1,000 Millionen). Auch bei der Entwicklung der Baugenehmigungen hielt sich Überraschung in Grenzen. Diese sanken auf 0,969 Millionen (ann., Bloomberg-Umfrage: 0,960 Millionen, DekaBank: 0,970 Millionen). Die Anzahl der im Bau befindlichen Häuser ging ebenfalls zurück, und zwar auf 0,982 Millionen, den niedrigsten Stand seit Dezember 2000. Einzig die Anzahl der bereits fertig gestellten Häuser stieg im Vergleich zum Vormonat an (1,132 Millionen). Allerdings hatte hier im Vormonat ein ungewöhnlich hoher Rückgang vor gelegen, sodass es nun zu einem positiven Rückpralleffekt kam. Zuletzt haben sich die Anzeichen (schwebende Hausverkäufe, Umsätze der Baumärkte) einer Bodenbildung bei der Bautätigkeit verdichtet. Die heutigen Daten zeigen zum einen, dass die Wohnungsbaurezession nicht im zweiten Quartal zu Ende geht. Somit dürften die Wohnungsbauinvestitionen auch in diesem Zeitraum weiterhin schrumpfen. Zum anderen scheint die Abwärtsdynamik der Wohnungsbauinvestitionen nach fast zweieinhalb Jahren Wohnungsbaurezession langsam abzunehmen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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