Kommentar
08:19 Uhr, 03.03.2018

USA gegen den Rest der Welt: Kommt der Handelskrieg?

Meine persönliche Meinung: Nein. Die Ankündigung der USA für Zölle auf Stahl und Aluminium und die Reaktion der Welt darauf sind viel Lärm um nichts.

Der Ankündigung der USA, dass Zölle erhoben werden sollen, folgte ein weltweiter Sturm der Entrüstung. Die EU spricht bereits von Gegenmaßnahmen. China erklärt den Schritt für unglaublich dumm und Kanada macht klar, dass die USA damit eine Grenze überschreiten. Die Stimmung ist aufgeheizt.

Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, da die Stimmung gerade zwischen Kanada, Mexiko und den USA ohnehin schon schlecht ist. Inzwischen wäre wohl niemand überrascht, wenn das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA doch noch scheitert.

Mexiko wird in diesem Fall eine Rezession kaum vermeiden können. Kanada kann da besser wegkommen, nicht zuletzt auch deswegen, weil sich Kanada und die EU im Handel stark angenähert haben. Ein Scheitern von NAFTA wäre dennoch schlecht, auch für die USA.

Noch ist das Abkommen in Kraft. Die Zölle auf Stahl und Aluminium gießen aber Öl ins Feuer. Schon ist von einem globalen Handelskrieg die Rede. Es werden Horrorszenarien ausgemalt und Vergleiche mit der Großen Depression bemüht. Damals versuchten sich Staaten durch Protektionismus besserzustellen. Es verschlimmerte die Krise, anstatt sie zu beheben.

Abschottung führt selten zum Erfolg. Wirtschaftliche Strukturen und Sektoren entwickeln sich über Jahrzehnte. Wer von heute auf morgen den Handel einschränkt, versetzt Sektoren oder gar die ganze Wirtschaft in Schock. Das kann nicht erfolgreich sein.

Davor haben nun viele Angst. Es droht eine Abwärtsspirale. Manche schreiben der Ankündigung gar den weiteren Kursverlusten an der Börse zu. Das ist meiner persönlichen Meinung nach Unsinn. Ein Handelskrieg wäre fatal, aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen.

Die Beschäftigung in der Industrie geht seit Jahrzehnten zurück. Die Produktion bleibt dabei relativ konstant (siehe Grafik). Die Jobs sind verschwunden, weil die Industrie effizienter wurde. Zölle bringen die Jobs nicht wider. Man müsste schon verordnen, dass die Unternehmen ab jetzt wieder ineffizienter produzieren sollen. Das wird nicht geschehen.

Gemessen in Beschäftigung und BIP des Sektors (ca. 100 Mrd.) ist er viel zu unbedeutend. Ob die Zölle die erhoffte Wirkung haben oder nicht – das ist vollkommen irrelevant, weil der Sektor irrelevant ist.

Die Administration hat eine Industrieromantik (Kohle, Stahl usw.). All diese Sektoren sind für die US-Wirtschaft von untergeordneter Bedeutung. Die Zölle haben mehr Symbolwirkung und erfüllen ein Wahlversprechen. Andere Länder werden darauf reagieren, doch sofern die Reaktion im Verhältnis bleibt, sind die US-Zölle und Gegenmaßnahmen unterm Strich nicht relevant.

Viel wichtiger ist, dass es danach nicht eine weitere Runde an protektionistischen Maßnahmen geben wird. Davon gehe ich derzeit nicht aus. Das Wahlversprechen für Kohle und Stahl ist eingelöst. Die Unberechenbare ist eine Grenzausgleichssteuer (eine Art Mehrwertsteuer auf ausländische Produkte). Diese war ebenfalls ein Wahlversprechen und Trump scheint diese abzuarbeiten.

Über Zölle mache ich mir keine Sorgen. Das ist viel Lärm um nichts. Die Grenzausgleichssteuer ist jedoch ein Pulverfass. Wird dieses gezündet, sollten Anleger die Beine in die Hand nehmen.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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