USA: Frühjahrsmüdigkeit bleibt in diesem Jahr am Arbeitsmarkt aus
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1. Im Vorfeld des heute veröffentlichten Arbeitsmarktberichts wurden in dieser Woche gleich mehrere enttäuschende Arbeitsmarktindikatoren bekanntgegeben, die andeuteten, dass der Beschäftigungsaufbau nochmals unterhalb von 100.000 Personen liegen könnte. Vor diesem Hintergrund ist der nun gemeldete Beschäftigungsaufbau um 165.000 Personen eine positive Überraschung (Bloomberg-Umfrage: 140.000 Stellen, DekaBank: 135.000 Stellen). Zudem wurden die beiden Vormonate um insgesamt 114.000 Stellen nach oben revidiert, sodass nun der Aufbau im März weniger negativ auffallend ist als noch bei seiner Erstmeldung. Damit ist die Frühjahrsmüdigkeit am Arbeitsmarkt, die man in den vergangenen Jahren beobachten konnte, in diesem Jahr ausgeblieben. Ebenfalls überraschend ist der Rückgang der Arbeitslosenquote auf 7,5 % (Bloomberg- Umfrage: 7,6 %, DekaBank: 7,5 %). In den vergangenen Jahren erreicht die Arbeitslosenquote spätestens im April einen Jahrestiefpunkt. In den Folgemonaten stieg dann die Arbeitslosenquote entweder leicht an oder stagnierte. Wir schließen solch eine Entwicklung auch in diesem Jahr nicht aus.
2. Den Erwartungen entsprechend nahmen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,2 % mom zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %). Einzige Enttäuschung stellte der Rückgang der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit dar. Hierdurch sanken die Gesamtlöhne (das Produkt aus durchschnittlichen Stundenlöhnen, Wochenarbeitszeit und Beschäftigten) im April um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. Dies schmälert den Ausblick auf die Einkommens- und damit auf die Konsumentwicklung der privaten Haushalte im April.
3. Der Beschäftigungsaufbau im April entsprach von seiner Höhe her dem Durchschnitt des bisherigen Aufschwungs. Unterteilt nach Wirtschaftszweigen war die Beschäftigungsentwicklung im produzierenden Gewerbe schwach. Insbesondere im Baugewerbe nahm die Beschäftigung erstmals seit Mai 2012 im Vormonatsvergleich ab. Kräftiger als im bisherigen Aufschwungsdurchschnitt war die Entwicklung im Bereich der unternehmensnahen Dienstleister.
4. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt weist in diesem Aufschwung (u.a.) zwei Besonderheiten auf: Erstens scheint das Bureau of Labor Statistics seit Beginn des Beschäftigungsaufbaus im Frühjahr 2010 den monatlichen Beschäftigungszuwachs in ihrer Erstmeldung fast durchweg zu unterschätzen. Im Durchschnitt wurden die Zuwächse pro Monat um 45.000 Stellen nach oben revidiert. Insoweit ist es wahrscheinlich, dass der tatsächliche Beschäftigungsaufbau im April oberhalb von 200.000 Personen gelegen hat. Zweitens sinkt die Arbeitslosenquote in diesem Aufschwung rascher, als es die Beschäftigungsentwicklung vermuten ließe. Dadurch, dass die Beschäftigungs- und Arbeitslosenzahlen aus zwei voneinander unabhängigen Erhebungen ermittelt werden, sind monatlich unterschiedliche Entwicklungen praktisch vorprogrammiert. Über einen längeren Zeitraum sind die statistisch bedingten Unterschiede allerdings eher gering. Wie hoch der monatliche Beschäftigungsaufbau ausfallen muss, um einen Rückgang der Arbeitslosenquote zu gewährleisten, hängt auch von der Höhe der Arbeitslosenquote ab. Je niedriger die Arbeitslosenquote ist, umso höher muss der Beschäftigungsaufbau ausfallen, damit die Arbeitslosenquote weiter sinkt. Dies liegt daran, dass sich im Falle einer niedrigen Arbeitslosenquote zunehmend Personen animiert fühlen, ebenfalls nach einer Stelle zu bemühen. Umgekehrt gilt dies für eine eher hohe Arbeitslosenquote, wie sie im bisherigen Aufschwung vorgelegen hat. Dies erklärt, weshalb in diesem Aufschwung ein verhältnismäßig geringerer monatlicher Beschäftigungsaufbau ausreichend war, um die Arbeitslosenquote um 2,5 Prozentpunkte zu verringern. Nach unseren Berechnungen war zuletzt nur ein monatlicher Beschäftigungsaufbau von ca. 100.000 Personen notwendig, um die Arbeitslosenquote in einem Zeitraum von drei Monaten um 0,1 Prozentpunkte zu verringern. Für eine tendenziell unveränderte Arbeitslosenquote war sogar nur ein Aufbau um knapp 50.000 Personen notwendig.
5. Die allgemeinen Zweifel hinsichtlich des Konjunkturausblicks nahmen zuletzt zu. Begonnen haben diese Zweifel mit dem letzten Arbeitsmarktbericht und fanden ihren Höhepunkt in einem erneuten Rückgang des nationalen Einkaufsmanagerindex ISM (verarbeitendes Gewerbe). Unserer Einschätzung nach hat sich in den vergangenen Monaten die grundsätzliche Dynamik der US-Wirtschaft jedoch kaum verändert. Die allerjüngste n Diskussionen über eine denkbare Ausweitung des Anleihekaufprogramms der Fed dürfte mit dem heutigen Arbeitsmarktbericht bis auf Weiteres wieder verschwinden.
Quelle: DekaBank
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