Kommentar
14:30 Uhr, 11.12.2017

USA: Folgt auf die Euphorie der Crash?

Die USA sind immer wieder für eine Überraschung gut. Das Wirtschaftswachstum hat sich zuletzt doch tatsächlich beschleunigt. Dadurch ist das Potential nun aber erschöpft.

Im dritten Quartal wuchs die US-Wirtschaft annualisiert um über 3 %. Das war wirklich nicht zu erwarten, nicht zuletzt wegen der Hurrikans, die Teile des Landes lahmlegten. Der Wiederaufbau sollte zudem in den kommenden Quartalen Rückenwind bedeuten. Der Boom scheint auch nach knapp einem Jahrzehnt noch nicht vorbei zu sein.

Die Luft wird trotzdem dünner. Durch das zuletzt starke Wachstum ist die Wirtschaftsleistung über die potentielle Wirtschaftsleistung gestiegen. Die potentielle Wirtschaftsleistung ist das Maximum, welches erreicht wird, wenn die Ressourcen optimal genutzt werden, also die Arbeitslosigkeit niedrig ist, Unternehmen investieren und die Kapazität gut ausgelastet ist.

Eine Rezession sorgt dafür, dass die Wirtschaftsleistung unter ihr Potential fällt. Im Aufschwung wird diese Lücke nicht nur wettgemacht, sondern das potentielle BIP auch überschritten. Dies ist möglich, wenn die vorhandenen Ressourcen überstrapaziert werden. Genau das ist jetzt der Fall (Grafik 1).

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Die Wirtschaft läuft nicht nur unter Volldampf, sondern sogar etwas darüber. Das bedeutet im Normalfall, dass auch die Inflation anzieht (Grafik 2). In welchem Ausmaß die Inflation nun steigen wird, kann man nur ansatzweise ableiten. In den 50er und 60er Jahre war das Output Gap mehr positiv als negativ. Die Inflation hielt sich dennoch lange Zeit unterhalb von 5 %.

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Der Überschwang in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird allerdings für die Inflationswelle der 70er Jahre verantwortlich gemacht. Wachstum über Potential bedeutet also nicht, dass wir morgen sofort Hyperinflation haben werden.

Bevor die große Inflation kommt, knickt die Wirtschaft vermutlich ein. In den letzten 40 Jahren verlangsamte sich das Wachstum sobald die Wirtschaft ihr Potential erreicht hatte (Grafik 3). Ein solcher Abschwung kann sich mehrere Quartale hinziehen, endete aber letztendlich immer in einer Rezession.

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Von 1989 einmal abgesehen sind die Zyklen tendenziell kürzer geworden. Die US-Wirtschaft hält sich für immer kürzere Zeit über ihrem Potential. Rezessionen folgen schneller als in den Nachkriegsjahrzehnten. Im aktuellen Zyklus ist es noch zu früh von einer baldigen Rezession auszugehen.

Eine Rezession kann vor allem dann noch eine lange Zeit vermieden werden, wenn man die Wirtschaft bewusst über Potential laufen lässt und sie anschiebt wie es die Steuerreform wohl tun wird. Die Notenbank will aber gerade verhindern, dass die Wirtschaft zu stark über Potential wächst, um eine Überhitzung zu vermeiden.

In der Vergangenheit ist es der Notenbank nicht besonders gut gelungen die Wirtschaft soweit abzukühlen, dass sie entlang ihres Potentials wächst, ohne eine Rezession zu provozieren. So wird es vermutlich auch dieses Mal sein. Die Notenbank schaut zu, wie das Potential überschritten wird, strafft die Geldpolitik um eine Überhitzung zu verhindern, geht dabei aber zu weit und sorgt für eine Rezession.

Die gute Nachricht: Bis dahin ist noch Zeit. Wir bewegen uns erst ganz langsam in eine Überhitzungsphase und die Notenbank hebt die Zinsen nur sehr behutsam an. In den kommenden zwei Jahren sehe ich keine Chance, dass die Kombination aus Überhitzung und starkem Zinsanstieg die Wirtschaft in die Rezession drängt.

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19 Kommentare

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  • 280a
    280a

    Zensurcheck

    08:36 Uhr, 13.12. 2017
  • Newton1642
    Newton1642

    Die Grafik stimmt nicht und auch nicht die Aussage, dass die US Wirtschaft über Potential performt. Das geht rein logisch nicht! Wer diese Grafik und diese Aussage zur US Wirtschaft trifft, hat ein gewaltiges ökonomisches Verständnisproplem!!!

    Warum? Ganz einfach:

    1) Die Kapazitätsauslastung der Industrie liegt bei 75-76 Prozent, also 25 Prozent unter Potential!

    2) Das Arbeitskräftepotential ist erheblich höher und bei weitem nicht ausgeschöpft! Die Arbeitsproduktivität liegt deutlich unter Potential, auch wenn die offizielle Arbeitslosenquote etwas anderes, falsches suggeriert. Alleine 2 Millionen Amerikaner sitzen im Knast, arbeiten nicht. Die Zahl der Erwerbstätigen, die vollkommen aus der Arbeitslosenstatistik herausfallen, aber arbeitsfähig sind, beträgt mehrere Millionen.

    Demnach sagt die reine Logik und ökonomische Vernunft, dass das potentielle BIP erheblich höher ist und es bei weitem nicht erreicht wird!!!

    Ich weiß nicht, wer das potentielle BIP und auch die Grafik im Falle von Herrn Schmale erstellt hat, aber sie stimmt einfach von hinten bis vorne nicht. Leider fehlt hier die Quellenangabe! Außerdem ist die US Wirtschaft definitiv real nicht mit 3 Prozent gewachsen! Auch das stimmt nicht. Der Schätzungsanteil ist viel zu hoch, Militär-und Softwareausgaben wurden im gigantischen Ausmaß als Investitionen gerechnet.

    Und die Rezession beginnt Ende 2017, im Monat Dezember. Q1 2018 wird die US Wirtschaft real und mit seriösen Zahlen in die Rezession gleiten!

    16:54 Uhr, 12.12. 2017
  • Rollo 2017
    Rollo 2017

    Gefährlich wird es erst, wenn Herr Schmale bullisch wird.

    12:46 Uhr, 12.12. 2017
  • m_arc
    m_arc

    wird eigentlich dieser artikel jede woche neu veröffentlicht?

    19:42 Uhr, 11.12. 2017
  • 2 Antworten anzeigen
  • Ridicule
    Ridicule

    Ach H. Schmale, was soll man mit Ihnen nur machen. 🙄 Einserseits schreiben Sie interessante Berichte, anderseits kommt aber zu den USA nur Negatives. Schreiben Sie doch mal was zu Deutschland, da hätten Sie genug Negatives, das Sie anführen könnten ... und da würde sogar noch der DAX-Kursverlauf zu passen.

    18:45 Uhr, 11.12. 2017
  • visioni
    visioni

    Lieber Herr Schmale,

    ich finde den Artikel sehr gut. Und Sie schreiben ja sehr deutlich, dass Sie in den nächsten 2 Jahren keinen Crash erwarten. Deshalb finde ich die Kritik einiger Mitstreiter für etwas überzogen.

    18:05 Uhr, 11.12. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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