USA: Fed senkt Leitzinsen und lässt Ausblick offen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Fed hat am Mittwochabend die Leitzinsen erwartungsgemäß um 25 Basispunkte auf 2,0 % gesenkt und dazu ein Statement abgegeben, das ihr für die kommenden Monate alle Optionen offen lässt. So klingen die Aussagen der Fed zur konjunkturellen Entwicklung weniger dramatisch als noch beim vorangegangenen Zinsentscheid am 18. März. Hatte sie die damalige Leitzinssenkung um 75 Basispunkte noch mit einer weiteren Verschlechterung des wirtschaftlichen Ausblicks begründet, heißt es nun lediglich, die wirtschaftliche Aktivität bleibe schwach. Zudem hat sie den in den vorherigen Statements regelmäßig enthaltenen Hinweis auf verbleibende konjunkturelle Abwärtsrisiken nicht wiederholt. Dies ist zwar eine gravierende Änderung des Statements, sollte jedoch vor dem Hintergrund der Diskussion betrachtet werden, die die Notenbanker am 18. März geführt hatten. So zeigten die Minutes zu diesem Meeting, dass zahlreiche Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) seinerzeit einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in der ersten Hälfte dieses Jahres für wahrscheinlich hielten und einige von ihnen eine stärkere und länger anhaltende wirtschaftliche Schwächephase nicht ausschließen wollten. Die seither veröffentlichten Konjunkturindikatoren, einschließlich der ebenfalls am Mittwoch bekannt gegebenen Erstschätzung für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2008, die einen Anstieg um 0,6 % (qoq., ann.) hervorgebracht hatte, waren zwar in der Summe absolut gesehen schwach, dürften die Befürchtungen vieler FOMC-Mitglieder in Richtung eines schwerwiegenden Einbruchs der wirtschaftlichen Aktivität aber eher gelindert haben.
2. Während die Kernaussagen des FOMC zur konjunkturellen Entwicklung etwas weniger pessimistisch erscheinen als noch am 18 März, sind in den Details nach wie vor sehr gedämpfte Erwartungen zu erkennen. So spricht die Fed nicht mehr nur von einer schwachen Konsumtätigkeit, sondern betont in diesem Zusammenhang nun auch schwache Ausgaben der Unternehmen. Die Erstschätzung des Bruttoinlandsprodukts hatte für die ersten drei Monate dieses Jahres einen leichten Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen und einen etwas stärkeren Rückgang des Gewerbebaus ausgewiesen. Darüber hinaus verweist das FOMC auf eine weitere Abschwächung am Arbeitsmarkt. In Bezug auf die Finanzmärkte hat die Fed ihren Tonfall nicht verändert, d.h. trotz zuletzt wahrnehmbarer erster Anzeichen für eine Beruhigung der Verhältnisse sprechen die Notenbanker weiterhin von einer „erheblichen Anspannung“. Sie halten daher auch an ihrer Einschätzung fest, dass die strengen Kreditbedingungen, zusammen mit der Kontraktion im Wohnungsbau, das Wirtschaftswachstum über die kommenden Quartale belasten werden.
3. Die Aussagen des FOMC zur Inflation haben sich in der Summe wenig geändert. Den verhältnismäßig guten Kerninflationszahlen der Monate Februar und März stellen die Notenbanker den fortgesetzten Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise gegenüber und betonen – genau wie am 18. März – Anzeichen für zunehmende Inflationserwartungen. Insgesamt hält das FOMC an seiner Einschätzung einer allmählich nachlassenden Inflation fest und begründet dies wie schon im März mit der Erwartung eines Auslaufens der Preisanstiege bei Energie und anderen Rohstoffen sowie einer niedrigeren Auslastung der produktiven Ressourcen. Die Unsicherheit über den Inflationsausblick bezeichnet die Fed aber weiterhin als hoch.
4. Den Ausblick auf die zukünftige Geldpolitik formuliert das FOMC offener als noch am 18. März. So betont es mit etwas stärkeren Worten, dass es mit umfangreichen Leitzinssenkungen und der Einführung neuer Kreditlinien zur Unterstützung der Liquidität an den Finanzmärkten einiges getan hat, um eine Rückkehr zu einem moderaten Wirtschaftswachstum zu unterstützen und konjunkturelle Abwärtsrisiken zu mindern. Wichtiger erscheint in diesem Zusammenhag jedoch das, was das FOMC nicht mehr sagt. Neben dem fehlenden expliziten Hinweis auf verbleibende konjunkturelle Abwärtsrisiken kündigt die Fed nicht mehr an, falls erforderlich zeitnah zu handeln. Stattdessen sagt sie lediglich, dass sie die wirtschaftliche Entwicklung und die der Finanzmärkte beobachten und handeln werde, soweit dies notwendig ist. Mit diesen Formulierungen legen sich die Notenbanker für das nächste FOMC-Meeting am 24. und 25. Juni weniger stark fest als sie es bei den vorangegangnen Zinsentscheiden getan hatten. Der in diesem Statement enthaltene Ausblick wäre sowohl mit einem weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte vereinbar als auch mit einer vorläufigen Unterbrechung der Leitzinssenkungen, die sich im Extremfall später sogar als das Ende des Zinssenkungszyklus herausstellen könnte.
5. Ein gravierendes Hindernis für weitere Leitzinssenkungen scheint der Anstieg der Inflationserwartungen zu sein, den die Fed nun nach dem Statement vom 18. März zum zweiten Mal hervorgehoben hat. Gemessen an den im Zusammenhang mit dem Konsumklima der Universität Michigan erhobenen Daten fand der Anstieg insbesondere der kurzfristigen Inflationserwartungen genau in dem Zeitraum seit Ende Februar statt, in dem sich Benzin um mittlerweile rund 20 % verteuerte. Insofern könnte die Zunahme der Inflationserwartungen ein temporäres Phänomen sein und in absehbarer Zeit wieder etwas nachlassen. Dies würde den Handlungsspielraum des FOMC in Bezug auf zusätzliche Leitzinssenkungen wieder vergrößern. Für eine weitere Lockerung der Geldpolitik spricht nach wie vor der wirtschaftliche Ausblick, auch wenn sich dieser seit dem 18. März aus Sicht des FOMC nicht mehr weiter verschlechtert hat. Gerade für diejenigen Bereiche, die die Fed in ihrem aktuellen Statement besonders hervorgehoben hat – die Investitionstätigkeit der Unternehmen und der Arbeitsmarkt – erwarten wir für die nähere Zukunft eine deutliche Abschwächung. So dürften sich die strengen Kreditbedingungen schon in den kommenden Monaten in stärkerer Weise in den Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen bemerkbar machen als dies bislang der Fall gewesen ist und im Zuge dessen auch die Arbeitslosenquote weiter ansteigen. Wir sehen daher durchaus noch Raum für zwei weitere Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bei den beiden nächsten FOMC-Meetings am 25. Juni und 5. August. Die Risiken unserer Prognose sind allerdings ganz klar dahingehend gerichtet, dass die Fed zwischenzeitlich mit Leitzinssenkungen pausiert, z.B. um die Wirkung des derzeit anlaufenden Konjunkturprogramms abzuwarten, oder unter Umständen gar nicht weiter senkt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.