USA: Fed senkt Leitzins auf 2,25 %
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1. Die Fed hat die Leitzinsen um 75 Basispunkte auf 2,25 % gesenkt und damit die in den vergangenen Tagen aufgekommenen Markterwartungen in Richtung eines noch größeren Zinsschritts zumindest zum Teil enttäuscht. Auffallend am begleitenden Statement ist, dass die Fed der realwirtschaftlichen Aktivität und der Inflation einen deutlich höheren Stellenwert einräumt als den Entwicklungen auf den Finanzmärkten. So begründet sie diese relativ kräftige Leitzinssenkung im Wesentlichen mit einer weiteren Verschlechterung des wirtschaftlichen Ausblicks. Insbesondere geht sie davon aus, dass die strafferen Kreditbedingungen und die Talfahrt an den Wohnimmobilienmärkten das Wirtschaftswachstum noch für die nächsten Quartale belasten werden. Noch bis etwa Ende Februar hatten Bernanke und andere Mitglieder des FOMC die Einschätzung geäußert, die wirtschaftliche Aktivität werde in der zweiten Jahreshälfte allmählich wieder an Dynamik gewinnen. Im Vergleich dazu kommentiert die Fed die Entwicklungen an den Finanzmärkten sehr knapp, indem sie lediglich die bereits beim Zinsentscheid am 30. Januar verwendete Formulierung wiederholt und von einer weiterhin hohen Anspannung spricht. Damit dementiert sie zwar nicht, dass der Grund für das mittlerweile relativ niedrige Niveau der Federal Funds Rate in den Verwerfungen auf den Finanzmärkten und den von ihnen ausgehenden Konjunkturrisiken liegt. Indem sie ihr Statement auf den wirtschaftlichen Ausblick und nicht auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten fokussiert signalisiert sie aber ein Stück weit Normalität und setzt damit ein Gegengewicht zu den in den vergangenen Tagen erneut zugenommenen Leitzinssenkungserwartungen.
2. Auch in Bezug auf die Inflation geht die Fed stärker ins Detail als noch am 30. Januar. So begründet sie ihre Einschätzung, die Inflation werde in absehbarer Zeit nachlassen, mit der Erwartung eines Auslaufens der Preisanstiege bei Energie und anderen Rohstoffen und einer niedrigeren Auslastung der produktiven Ressourcen. Dem stellt sie allerdings die zuletzt höheren Inflationsraten sowie Anzeichen für steigende Inflationserwartungen entgegen und spricht deshalb von einer gestiegenen Unsicherheit über den Inflationsausblick. Zudem hebt die Fed, anders als bei den vorangegangenen Zinsentscheiden, im Schlussteil ihres Statements neben dem Ziel eines langfristig aufrecht zu erhaltenden Wirtschaftswachstums auch das der Preisstabilität hervor. Wir interpretieren diese Aussagen der Fed dahingehend, dass sie ihre Verpflichtung auf das Ziel niedriger Inflationsraten unterstreichen und damit einem Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen entgegenwirken will. Andererseits stellt sie mit dem Festhalten an ihrem relativ optimistischen Inflationsausblick noch keine größeren Hürden für weitere Leitzinssenkungen in der näheren Zukunft auf. Allenfalls lässt sie in Bezug auf den längerfristigen Ausblick erkennen, dass sie bei einem deutlichen Nachlassen der Anspannung auf den Kreditmärkten und einer damit einhergehenden Abnahme der konjunkturellen Abwärtsrisiken relativ schnell zu einer Normalisierung der Geldpolitik neigen wird.
3. Der Kurs der Fed dürfte in den kommenden Monaten sehr stark von den Entwicklungen auf den Kreditmärkten abhängen und ist von daher schwer vorherzusagen. Die Signale, die das aktuelle Statement in Bezug auf die zukünftige Geldpolitik liefert, sind widersprüchlich. Zum einen behält die Fed ganz offensichtlich ihre Neigung zu weiteren Leitzinssenkungen bei, indem sie auf verbleibende konjunkturelle Abwärtsrisiken verweist. Zum anderen scheint sich innerhalb des FOMC eine zunehmende Opposition gegen eine Fortsetzung der aggressiven Lockerung der Geldpolitik aufzubauen. So verweigerten mit Richard Fisher und Charles Plosser nun bereits zwei Mitglieder ihre Zustimmung zur gestrigen Leitzinssenkung und sprachen sich für einen kleineren Zinsschritt aus. Zudem haben nur drei der insgesamt zwölf Federal Reserve Banks im Vorfeld dieses Meetings um eine Senkung des Diskontsatzes auf 2,50 % gebeten und damit implizit eine Präferenz für eine starke Senkung auch der Federal Funds Rate bekundet. Allerdings könnte ein Großteil der Federal Reserve Banks ihre diesbezüglichen Anträge bereits vor der Diskontsatzsenkung vom vergangenen Sonntag abgegeben haben, die zu einer Einengung des Spreads zwischen Diskontsatz und Federal Funds Rate auf 0,25 % führte. Insofern kann aus der geringen Zustimmung zu einer starken Diskontsatzsenkung nicht zwingend auf eine ablehnende Haltung zahlreicher Federal Reserve Banks gegenüber der Senkung der Federal Funds Rate um 75 Basispunkte geschlossen werden. Wir gehen davon aus, dass die Fed das Tempo der Leitzinssenkungen nun reduziert, und rechnen mit weiteren Zinsschritten um 50 Basispunkte am 30. April und um 25 Basispunkte am 25. Juni. Danach dürfte sie die Federal Funds Rate für längere Zeit auf dem Niveau von 1,50 % belassen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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