USA: Fed Minutes deuten auf längere Zinspause hin
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1. Bei der Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) am 8. August ist die Erwartung einer nachlassenden konjunkturellen Dynamik klarer zum Ausdruck gekommen als dies bei vorangegangenen Zinsentscheiden der Fall gewesen ist. Die Abschwächung des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts auf eine annualisierte Rate von nur noch 2,5 % im zweiten Quartal kam für die Notenbanker nicht überraschend, und in der näheren Zukunft erwarten sie ein Wirtschaftswachstum in Höhe des Produktionspotenzials oder knapp darunter. Aufgrund der jüngsten Revisionen des Bruttoinlandsprodukts in den vorangegangenen Jahren müsse die Wachstumsrate des Produktionspotenzials dabei jedoch niedriger angesetzt werden als bisher angenommen wurde. Mit dieser Einschätzung des konjunkturellen Ausblicks sind die Mitglieder des FOMC immer noch optimistischer als die für dieses Meeting angefertigten Staff-Projektionen. Letztere prognostizieren für die kommenden sechs Quartale ein Wachstum unterhalb der nach unten revidierten Potenzialrate. Wesentliche Gründe für die erwartete Abschwächung des Wachstums sind die Abkühlung des Immobilienmarktes und das damit einhergehende Nachlassen der Vermögenseffekte, die in der Vergangenheit zum Anstieg der Konsumausgaben beigetragen haben, die Auswirkungen gestiegener Energiepreise auf die Kaufkraft der privaten Haushalte sowie die noch zu erwartenden Effekte früherer Leitzinserhöhungen.
2. In ihrer Diskussion des konjunkturellen Ausblicks konstatiert das FOMC erhebliche Unsicherheiten, insbesondere im Hinblick auf den Immobilienmarkt. Einige Mitglieder vertreten die Ansicht, dass die dort zu verzeichnende Abkühlung bisher in geregelten Bahnen verlaufen ist, jedoch wird auch auf einen ungewöhnlich starken Rückgang des Wohnungsbaus in einzelnen Regionen hingewiesen. Es wird erwartet, dass sich der geringere Anstieg des Immobilienvermögens auch in den Konsumausgaben niederschlagen werde, jedoch sei das Ausmaß dieses Effektes schwer einzuschätzen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass nach dem 8. August auffallend schwache Zahlen vom Immobilienmarkt und eine Eintrübung der Stimmung bei den Konsumenten gemeldet worden sind. Dies dürfte die Wahrnehmung der konjunkturellen Risiken durch die Mitglieder des FOMC tendenziell weiter verstärkt haben.
3. Wenig verändert im Vergleich zum Meeting am 28. und 29. Juni hat sich demgegenüber die Einschätzung des Inflationsausblicks. Alle Mitglieder betrachten den fortgesetzten Anstieg der Kerninflation mit Sorge, sind sich jedoch nach wie vor unsicher darüber, ob dieser eher auf temporäre oder persistente Einflüsse zurückzuführen ist. Wie schon im Juni wird die Beschleunigung der Wohnungsmieten, auf die ein großer Teil des Anstiegs der Kerninflationsrate zurückzuführen ist, eher als temporäres Phänomen eingestuft. Zudem dürften ein für die Zukunft erwartetes Verflachen des Energiepreisanstiegs und das langsamere Wachstum der Nachfrage den Preisauftrieb mittelfristig dämpfen. Folglich erwartet die Mehrheit der Mitglieder des FOMC einen allmählichen Rückgang der Kerninflation in den kommenden Quartalen, sieht jedoch erhebliche verbleibende Inflationsrisiken. Eine deutlich hiervon abeichende Haltung hat lediglich Jeffrey Lacker eingenommen, der für eine weitere Anhebung der Federal Funds Rate votierte. Zwar rechnet auch er mit einer Verlangsamung des Wachstums, sieht dieses jedoch nicht als ausreichend an, um einen zügigen Rückgang der Kerninflation zu gewährleisten.
4. Bei der Diskussion der angemessenen Geldpolitik sprach sich zwar eine große Mehrheit der Mitglieder des FOMC für die Beibehaltung der Federal Funds Rate von 5,25 % aus, viele hielten dies jedoch für eine knappe Entscheidung und hoben hervor, dass weitere Zinsschritte durchaus noch notwendig werden könnten. Vor dem Hintergrund eines schwächeren Wirtschaftswachstums und der Erwartung eines bald nachlassenden Inflationsdrucks würde die Verschiebung möglicherweise noch notwendiger Zinsschritte kein großes Risiko darstellen, solange die Inflationserwartungen gut verankert sind. Eine derartige Pause würde dem FOMC ermöglichen, zunächst weitere Informationen abzuwarten, um dann über eine eventuelle Wiederaufnahme der Leitzinserhöhungen zu entscheiden. Auf diese Weise könne es eine zu starke Straffung der Geldpolitik vermeiden, insbesondere da ein Teil der Wirkungen früherer Zinsschritte noch auszustehen scheint. Die Art der Begründung der Zinspause deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Mitglieder des FOMC auch auf den kommenden Meetings eher eine abwartende Haltung einnehmen möchte. Dies untermauert unsere Prognose, dass in diesem Zinszyklus keine weitere Anhebung der Federal Funds Rate folgen wird.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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