Kommentar
16:05 Uhr, 30.08.2011

USA: Fed hält sich alle Türen offen

US-Notenbankchef Bernanke gab beim Zentralbank-Treffen in Jackson Hole keine konkreten Hinweise auf die künftige Geldpolitik der USA. Falls notwendig werde die Fed aber die Konjunktur stützen. Die Aktienmärkte reagierten positiv. An den europäischen Börsen wurde die Talfahrt zumindest vorerst gestoppt. Auch deutsche Nebenwerte verzeichneten Kurserholungen.

USA: Fed hält sich alle Türen offen

Der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, hat auf seiner mit Spannung erwarteten Rede am vergangenen Freitag keine konkreten Hinweise auf die künftige Geldpolitik der Vereinigten Staaten gegeben. Auf dem jährlichen Treffen wichtiger Zentralbanken in Jackson Hole sagte Bernanke, die Fed verfüge über ausreichend weitere Mittel, um die Konjunktur falls notwendig zu unterstützen. Zur Ausgestaltung möglicher Maßnahmen machte er keine Angaben. Für den Moment seien jedoch keine Interventionen notwendig, so Bernanke weiter. Diese Einschätzung soll auf dem nächsten Treffen des Offenmarktausschuss (FOMC) erneut abgewogen werden. Der am 21. September stattfindende Termin wurde auf zwei Tage verlängert. Gleichzeitig wies der Notenbankchef darauf hin, dass die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr schwächer als erhofft gewachsen sei. Viele Instrumente zur Wachstumsförderung lägen allerdings nicht im Einflussbereich der Fed. Damit spielte Bernanke auf die Rolle der Politik in den USA an. Marktteilnehmer hatten vor dem Treffen über eine weitere Runde der geldpolitischen Lockerung (quantitative easing 3, QE 3) spekuliert. In der Vergangenheit hatte die Notenbank US-Staatsanleihen gekauft und damit die Finanzmärkte unterstützt. Eine erneute Aufnahme des Programms, so das Argument der Befürworter, könnte der schwächelnden US-Wirtschaft durch niedrige Zinsen und steigende Kurse an den Finanzmärkten zusätzliche Impulse verschaffen. Obwohl Bernanke nicht direkt auf ein mögliches QE 3 einging, reagierten die Aktienmärkte positiv.

Die Konjunkturnachrichten fielen in den USA zuletzt gemischt aus. Während harte Makrodaten (wie etwa der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter) sich in Summe verbesserten, zeigten die Stimmungsindikatoren (z.B. Richmond Fed Index) eine spürbare Verschlechterung an. Damit setzt sich die Tendenz fort, wonach die stärker zukunftsgerichteten Kennzahlen eine wirtschaftliche Abschwächung in den kommenden Monaten signalisieren.

Nach den Abschlägen der Vorwochen kam es dennoch an der Börse zu einer Erholung. Der Dow Jones Industrial Average stieg um 4,3 Prozent. Größter Gewinner im US-Leitindex war nach dem Einstieg der Investorenlegende Warren Buffet die Bank of America. Gegenüber der Vorwoche kletterte die Aktie um 11,3 Prozent. Die Bank sieht sich mit Forderungen nach Schadensersatz im Zusammenhang mit Hypothekendarlehen konfrontiert. Der Kurs war daher zuletzt deutlich unter Druck geraten.

Europa: Talfahrt vorerst gestoppt

In einem weiterhin unsicheren Umfeld wurde die Talfahrt der vergangenen Wochen an den europäischen Börsen vorerst gestoppt. Dabei waren die Konjunkturdaten mehrheitlich schwächer als erwartet ausgefallen. Der EURO STOXX 50 stieg dennoch um 1,5 Prozent. Besonders positiv fiel das Kursplus bei der französischen GDF Suez (+7,1 Prozent) sowie der italienischen Eni (+4,8 Prozent) aus. Beide Unternehmen sind verhältnismäßig stark in Libyen engagiert und könnten daher vom Ende eines Bürgerkriegs in dem nordafrikanischen Land profitieren. In der vergangenen Woche hatten die Rebellen die Hauptstadt Tripolis erobert.

In Deutschland fielen die Makrodaten ebenfalls schwächer aus. Einkaufsmanager-, ifo-Geschäftsklima- und ZEW-Index gaben nach und deuten damit eine Verlangsamung des Wachstumstempos an. Der DAX legte gleichwohl um 1,1 Prozent zu. Dabei kam es zu teilweise dramatischen Kursschwankungen innerhalb der einzelnen Handelstage. Am vergangenen Donnerstag brach der deutsche Leitindex beispielsweise innerhalb von 15 Minuten um vier Prozent ein. Auslöser für den Kursrutsch waren Marktgerüchte über die angeblich bevorstehende Einführung eines Verbots von Leerverkäufen gewesen.

Deutsche Nebenwerte mit Kurserholung

Auch mittelgroße deutsche Unternehmen konnten sich von den zuvor erlittenen Kursverlusten teilweise erholen. Gemessen am MDAX stiegen die Notierungen im Wochenvergleich um 2,7 Prozent. Seit Beginn des Jahres 2011 verlor der Index zwar 14,8 Prozent, schnitt damit jedoch besser ab als sein großer Bruder DAX (-19,9 Prozent). Der Unterschied ist erstaunlich, da die deutschen Nebenwerte als sehr konjunktursensibel gelten und daher üblicherweise stärker reagieren als Großkonzerne aus dem DAX.

Wie wichtig die aktive Titelauswahl gerade bei Nebenwerten ist zeigen die Ausdifferenzierungen bei den jeweiligen Kursentwicklungen. Als Beispiel können die im MDAX gelisteten Immobiliengesellschaften gelten. Während Titel wie die Deutsche Euroshop (+3,9 Prozent), Gagfah (+ 5,6 Prozent) oder Deutsche Wohnen (+6,8 Prozent) Gewinne erzielen konnten, verzeichnete das Papier der IVG Immobilien ein Minus von 14,1 Prozent. Zuvor hatte das Unternehmen einen Nettoverlust von 69 Mio. Euro im zweiten Quartal bekannt gegeben und die Jahresprognose gesenkt.

Ausblick

Konjunkturdaten stehen diese Woche erneut im Mittelpunkt des Geschehens. Insbesondere die Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe in China und den USA dürften an der Börse aufmerksam verfolgt werden. In den Vereinigten Staaten werden darüber hinaus die Arbeitsmarktdaten für August veröffentlicht.

Quelle: Union Investment

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