Kommentar
12:07 Uhr, 12.01.2018

USA: Es geht bergab!

Die USA waren lange Zeit Vorbild für die Welt. Das hat sich nun geändert und Daten zeigen inzwischen Eindrucksvoll, dass man den USA nicht alles nachmachen muss.

Warren Buffett ist bedingungsloser Optimist. Seit Jahrzehnten ist er davon überzeugt, dass es jeder neuen Generation bessergehen wird als der letzten. Nun hat dieses Bild kleine Risse bekommen. Buffett prangert an, dass ein Großteil der Verbesserungen nicht mehr bei allen ankommt.

Höhere Einkommen und höherer Lebensstandard sind inzwischen den oberen Einkommensschichten vorbehalten. Der Grund: die USA, die lange Zeit von Chancengleichheit profitierten, haben sich polarisiert. Von Chancengleichheit ist nicht mehr viel zu sehen. So gibt es immer mehr Menschen, die keinen Aufstieg mehr schaffen.

Wie gravierend dieses Problem ist, zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung. Die USA hatten bis in die 80er Jahre die höchste Lebenserwartung unter den wohlhabenden Ländern – Japan ausgenommen. Bis Ende der 90er Jahre lag die Lebenserwartung dann nur noch im OECD Durchschnitt (Grafik 1). Seither geht der Anstieg der Lebenserwartung zurück.

Die Lebenserwartung steigt inzwischen nicht mehr nur langsamer als im Rest der Welt, sondern geht sogar zurück. 2015 und 2016 sank die Lebenserwartung. Das ist ein sehr seltenes Ereignis. Im Normalfall kommt das nur vor, wenn außergewöhnliche Umstände wie eine Epidemie oder ein Krieg den Trend unterbrechen.

In den USA gab es zuletzt kein solches Ereignis. Es ist vielmehr eine Ansammlung verschiedener Entwicklungen. Dazu gehört die Zugänglichkeit zum Gesundheitssystem ebenso wie die vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit erschossen zu werden. Seit einigen Jahren trägt auch die um sich greifende Opioid Abhängigkeit zu einer geringeren Lebenserwartung bei.

Im Vergleich zu Ländern mit niedrigen Einkommen ist die Lebenserwartung noch immer stattlich. Auch gegenüber dem weltweiten Durchschnitt leben Amerikaner 6 Jahre länger (Grafik 2).

Im Vergleich zu Ländern mit hohen Einkommen wie etwa der Schweiz oder Island ist die Lebenserwartung jedoch bescheiden. Ein Isländer lebt 4 Jahre länger als ein Amerikaner und ein Japaner gleich 5 Jahre länger.

Deutsche bringen es immerhin noch auf 2,4 Jahre.

Dieser Vergleich soll nicht dazu dienen die USA schlecht zu machen. Er soll lediglich zeigen, dass etwas schiefläuft. Meiner Einschätzung nach sind es die ersten sichtbaren Effekte einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft – gespalten anhand der Chancen und Einkommen.

Einkommens- und Chancenungleichheit ist keine Lappalie. Sie hat gravierende Auswirkungen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diejenigen, die zurückgelassen wurden, es auch merken und sich wehren. Der legendäre Hedgefonds Manager Ray Dalio befürchtet, dass sich dieser Zustand im nächsten Wirtschaftsabschwung manifestieren wird, indem sich Amerikaner untereinander „an die Kehle springen.“

Clemens Schmale

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23 Kommentare

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  • BT1100
    BT1100

    Also das "Es geht bergab" hat erst mal eine Pause. Wenn man in Deutschland sitzt, sollte man derzeit sehr vorsichtig sein, was man über die USA sagt. Wenn man nicht tiefer gräbt, bekommt man hier nur gefilterte Nachrichten. Das läßt nicht unbedingt die korrekten Schlussfolgerungen zu.

    * Arbeitslosenrate - runter

    * Hausbesitzerrate hoch, und nicht nur bei den "Weißen"

    * Stundenlöhne, insbesondere bei den wirtschaftlich schwächeren Schwarzen (African-American) und Braunen Bürgern (Haitian, Mexican, Cuban etc.), gehen hoch

    * Kriminalitätsrate in bisherigen Schwerpunkten (Chicago etc) fällt

    * Aktienkurse rauf (die ZUKUNFT wird gehandelt!)

    Da gibt es schon noch Einiges mehr, aber das wird in Deutschland nicht berichtet. Es passt nicht in die politische Agenda der Regierenden, weder in D noch in den USA.

    Das größte Haus oder das größte Auto zu besitzen ist für die Mehrheit der Amerikaner sicher nicht mehr erstrebenswert. Das hat sich schon lange überholt. Heute kämpft die Mehrheit eher ums wirtschaftliche Überleben. ObamaCare ist weitaus schlimmer als man bei uns wahrhaben will oder gar berichtet. Das Bankensystem weitaus weniger kundenfreundlich als in Deutschland. Da gäbe es vieles zu erzählen, was in Deutschland nur wenigen bekannt ist. Nein, der normale Amerikaner hat den Traum vom "Größten" schon lange begraben. Dem normalen Amerikaner ist schon lange die Puste ausgegangen bei der täglichen Hetze zwischen zwei oder drei Jobs, wenn er sie denn hat, um zu überleben. Insofern, es geht momentan erstmal bergauf.

    05:42 Uhr, 16.01.2018
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    irgendwie komisch oder? Das stärkste Land der Alliierten muss erkennen, dass die Weltherrschaft keine Dauereinrichtung ist. Waren die USA nicht einmal in den 50igern und 60igern das Maß aller Dinge? Arbeiten taten die Mexikaner, Latinos und Asiaten. Amis waren nur noch Chef oder zumindest Vorarbeiter. So kann es gehen. Wobei es aber m.E. noch dauern kann, bis das Pulverfass USA untergeht. Wer so viele Waffen im Umlauf hat, der kommt um einen Verteilungskampf nicht herum. Vielleicht ist dieses Individualsystem im Computer- und Roboterzeitalter auch überholt. Es muss andere Werte geben, als das größte Haus, Auto etc. zu besitzen.

    17:42 Uhr, 15.01.2018
  • Market Impact
    Market Impact

    For the Land of the Free and the Home of the Brave.

    14:32 Uhr, 13.01.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Diejenigen, die „zurückgelassen“ wurden, haben ihre Situation durchaus bereits begriffen. Das Resultat des Begreifens sitzt nun leider im Weißen Haus und hört auf den Namen „The Donald“, leider nicht Donald Duck, das wäre für den Rest der Welt immerhin noch zum Lachen gewesen. Der Welt ist das Lachen jedoch inzwischen gründlich vergangen, denn mit Trump hat ein unkalkulierbarer Choleriker an den Schalthebeln der Macht Platz genommen. Wenn er nicht gerade darüber schwadroniert, dass der den größeren Atomknopf besitzt, als Diktator Kim, gefällt er sich darin, andere Länder als Dreckslöcher-Staaten zu verunglimpfen.

    Wie konnte es soweit kommen, dass der Bock zum Gärtner gemacht wurde?

    Der Hauptgrund dürfte darin liegen, daß die USA vom einstmals größten Gläubiger der Welt zum Schuldenkönig wurden, von einer durch steigende Einkommen getriebenen Wirtschaft zu einer durch Kredit/Schulden-Ausweitung getriebenen Wirtschaft. Die Werkbänke der USA sind im Zug dieser Entwicklung nach China ausgewandert und die Wall Street im Duo mit der FED haben eine viel zu große Bedeutung erhalten.

    Das finanzialisierte Amerika und die Neocons haben die Führung des Landes übernommen, auf der Strecke bleibt John Sixpack. Diese Entwicklung wurde durch den Status des USD als Weltreservewährung massiv begünstigt und wäre sonst so nicht möglich gewesen.

    Heute steht Amerika an einer wichtigen Wegkreuzung seiner im Vergleich zu Europa noch jungen Geschichte. Wird weiterhin auf Kosten der Allgemeinheit der Chimäre Wall Street/FED gehuldigt? Wird weiterhin dem Deep State und den Neocons das Feld überlassen und ein völlig überzogener Militärhaushalt finanziert? Oder besinnen sich die Vereinigten Staaten auf die Tugenden die sie einst zur westlichen Führungsmacht werden ließen?

    Fazit:

    Falls Amerika die falsche Abbiegung nimmt, könnte es im Land der Freien und Braven in den nächsten Jahren zu bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen kommen, die in einem Sezessionskrieg 2.0 gipfeln, Abraham Lincoln würde sich im Grab umdrehen.

    14:27 Uhr, 13.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • einfach
    einfach

    dann gibt es aber auch noch die 2,4 mio gefängnissinsassen die ein jahresbudget von 80 mrd$ verschlingen.

    das ist fast 1% der bevölkerung die in gefängnissen sitzt.

    00:26 Uhr, 13.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Und die Bemerkung über die Schusswaffen ist absolut lächerlich.

    "Im Jahr 2015 verzeichneten die USA eine durchschnittliche Mordrate von rund 4,9 vorsätzlichen Tötungsdelikten je 100.000 Einwohner."
    https://de.statista.com/statis...
    Auch bei einer sehr großzügigen Voraussetzung dass diese 4,9 Leute je 40 Jahre zu früh ableben, wäre das bei der Umrechnung auf die restlichen 100.000 nur 0,14 Tage(!!!) pro Mensch!

    17:43 Uhr, 12.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • lussien
    lussien

    Mir kommen die Tränen.
    Herr Schmale, Sie müssen sich bei der SPD oder beim SpOn bewerben und dort Kapitalismus-Kritik üben, Amerika schmähen und Che Guevara propagieren.
    Vielleicht ist es für Sie ein Geheimnis, aber ich verrate es Ihnen gerne: die Lebenserwartung sinkt weil es in den 8 Obama-Jahren das Drogenkonsum extrem erhöht wurde was auch nicht weiter wundern sollte, Obama war ja selbst ein drogenabhängig.
    So viele Drogentote gab es in Amerika noch nie wie nach den 8 Obama-Jahren.

    17:35 Uhr, 12.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • P_44
    P_44

    Das liegt nicht nur an den Schusswaffen. Es ist auch nicht gesund, mehr als 100 Kilo Übergewicht zu haben, weil man nur Zuckerzeug trinkt, das aber literweise.

    16:02 Uhr, 12.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • papa555
    papa555

    diese Dinge wie die Sachen auseinander triften waren immer Auslöser von Kriegen und Revolutionen.Offensichtlich haben die Menschen nichts begriffen.

    Die Usa befindet sich seit langem im Zerfall und beschleunigt sich durch den Turbokapitalismus.

    Man sieht es ja auch an der Regierung.da gibts nur Milliardäre und fa denkt wohl niemand an all die Menschen welche sich noch nicht mal eine Wohnung leisten können. Oder man schaue auf die Anzahl der Menschen die auf Lebensmittelmarken angewiesen sind. Das sind Zahlen im 2 Stelligen Mio Bereich für ein angeblich fūhrendes westliches Land.

    14:19 Uhr, 12.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    ein sehr guter Artikel. Ergänzen möchte ich, dass meiner Meinung nach auch in der BRD Tendenzen des Auseinanderdriftens zwischen den oberen und unteren Einkommensschichten zu verzeichnen sind. Während die unteren Einkommen ihre monatlichen Zuflüsse für lebensnotwendigen Konsum verausgaben müssen, können obere Schichten monatlich sparen und investieren. Über einen längeren Zeitraum betrachtet wird diese Diskrepanz immer größer und kann langfristig zu Problemen führen.

    13:29 Uhr, 12.01.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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