Kommentar
07:01 Uhr, 13.11.2017

USA: Erstes Konjunkturprogramm schon wieder vorbei

Die USA hatten im Oktober ein kleines Konjunkturprogramm. Das ist schon wieder vorbei. Was kommt jetzt?

Zuerst richteten die Hurrikans enorme Schäden an und ließen die Wirtschaft an einigen Orten stillstehen, jetzt sorgen sie für einen Aufschwung. Der erste ist allerdings schon wieder vorbei. Das ist insbesondere für einen Sektor bedauerlich.

Die US-Autoindustrie hatte nach Ende der Hurrikans eine Sonderkonjunktur. Viele Autos wurden beschädigt oder ganz zerstört. Das führte nach den Stürmen relativ schnell zu einem Absatzboom. Aufs Jahr gerechnet wurden im September 2 Mio. Fahrzeuge mehr abgesetzt als noch einen Monat zuvor (siehe Grafik).


Dieser Schub beendete den Abwärtstrend, der schon einige Monate anhielt und die Verkäufe von über 18 Mio. Fahrzeugen auf fast 16 Mio. senkte. In dieser Zeit bauten Hersteller hohe Lagerbestände auf. Das führte zuletzt an einigen Produktionsstandorten sogar dazu, dass die Arbeitszeiten gekürzt wurden, um die Produktion zu drosseln.

Das gilt für viele Hersteller noch immer. Die Verkäufe im September und Oktober helfen lediglich, den Lagerbestand wieder in den Griff zu bekommen. Im Oktober deutet sich schon wieder ein Rückgang des Absatzes an, der sich im November fortsetzen wird. Im Dezember ist dann vermutlich wieder ein Normalmaß erreicht.

Das hat auch für Anleger Konsequenzen. So manche Aktie stieg in der Erwartung, dass die Schäden durch die Hurrikans einen Boom auslösen würden. Die General Motors Aktie gewann etwa 30 % innerhalb von 8 Wochen. Inzwischen wurden schon wieder 10 % der Gewinne abgegeben, innerhalb von 2 Wochen.

Der erwartete Absatzboom hat zwar stattgefunden, ist aber nun doch etwas enttäuschend. Es war ein Strohfeuer, welches die Gewinne der Autobauer kaum beeinflussen wird. Höhere Kurse lassen sich da nicht rechtfertigen. Aktien von amerikanischen Autobauern werden in den kommenden Wochen wohl schwach bleiben.

Langfristig ist das irrelevant. US-Autobauer, aber auch andere Hersteller wie die deutschen, sind historisch niedrig bewertet. Langfristig gibt es viel Potential nach oben. Wer jedoch nicht langfristig orientiert ist, muss in den kommenden Wochen gegen den Markttrend zuschauen wie die Aktien schwach bleiben.

Das gilt auch für einen anderen Sektor. Neben Autos wurden auch viele Häuser zerstört. Bauunternehmen konnten ab Anfang September ebenfalls zulegen. Der ISE Homebuilder Index gewann über 20 %. Häuser lassen sich nicht so schnell ersetzen wie Autos. Insofern kann es noch dauern bis hier die Ernüchterung einsetzt, falls es überhaupt zu einer Ernüchterung kommt. Den Sektor sehe ich momentan positiv.

Nach der Erfahrung mit den Autoherstellern ist zu erwarten, dass der ganz große Boom auch im Bau ausbleiben wird. Derzeit werden die Schäden in den USA und der Karibik auf ungefähr 100 Mrd. taxiert. Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Es wird im Gesamtkontext kaum einen Unterschied machen.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Merl
    Merl

    Demnach hat Trump doch Recht. Kein Klimaabkommen mehr Stürme mehr Zerstörung mehr Wiederaufbau mehr Wachstum. Ein Wachstumsmodell das wenig Anstrengung bedarf.

    10:50 Uhr, 13.11.2017
  • petervonbremen
    petervonbremen

    @ Morningstar

    Wie wahr, wie wahr - es wurde einmal wieder Geld aus dem Nichts generiert, um das wieder zu erreichen, was man vorher schon hatte. - Allerdings ist diese Vorgehensweise ja die Basis unseres Wirtschaftssystems. - Nüchtern betrachtet, werden wir 24 h am Tag verarscht und, falls das nicht reichen sollte, nimmt man noch die Nacht dazu - lol

    08:35 Uhr, 13.11.2017
  • Morningstar
    Morningstar

    Es ist doch immer wieder bewundernswert wie solche Katastrophen als Konjunkturprogramm verkauft werden. Es wurde KEIN Mehrwert, KEIN Vermögen geschaffen! Es wurden zu allererst Werte vernichtet durch Hurrikan oder Sturm, die dann durch Finanzierung mittels neuer Schuldenaufnahme ersetzt werden. Was unter dem Strich bleibt ist ein mehr an Schulden auf der einen Seite aber lediglich ein gleicher Bestand an Equity, indem Fall Ersatzauto, oder Hausreparatur auf der anderen Seite. Und das wird groß gefeiert als Wirtschaftstreiber? Ich nehme an das macht sich auch wahnsinnig gut in der Consumer Confidence, mehr Schulden aber immer noch gleicher Status Quo.

    08:01 Uhr, 13.11.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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