Kommentar
19:17 Uhr, 15.11.2005

USA: Einzelhandelsumsätze nur leicht rückläufig

1. Die Einzelhandelsumsätze gingen im Oktober überraschenderweise nur marginal um 0,1 % gegenüber dem Vormonat zurück (Bloomberg-Median und DekaBank: -0,7 %). Damit lagen sie um 5,7 % oberhalb ihres Niveaus vom entsprechenden Vorjahresmonat. In der Abgrenzung ohne die Umsätze der Automobilhändler stiegen die Einzelhandelsumsätze sogar um 0,9 % an (Bloomberg-Median und DekaBank: 0,3 %) und lagen damit um beachtliche 9,9 % über dem Vorjahresniveau.

2. Die Umsätze der Autohändler gingen wie schon im Vormonat deutlich um 3,6 % (mom) zurück, was angesichts der – in der vergangenen Woche gemeldeten – schwachen Autoverkäufe wenig überraschend war. Damit befanden sich die Umsätze der Autohändler auf dem tiefsten Stand seit Mai 2003. Auch die rückläufigen Umsätze der Tankstellen (-0,8 %) entsprachen im Zusammenhang mit den gesunkenen Benzinpreisen weitgehend den Erwartungen.

In fast allen anderen Teilbereichen waren jedoch Zuwächse zu verzeichnen. Unter anderem trugen die kräftigen Anstiege bei den Bekleidungsgeschäften (3,1 %) und bei den Baumärkten (2,1 %) dazu bei, dass der Rückgang der Einzelhandelsumsätze nur so gering ausfiel. Gerade bei den Umsätzen der Baumärkte dürften sich die Wiederaufbauaktivitäten in der von Hurrikan „Katrina“ betroffenen Region bemerkbar machen.

3. Dafür, dass schon seit längerem abzusehen war, dass der private Konsum im vierten Quartal nur wenig Dynamik aufweisen dürfte, sind die heutigen Zahlen sogar richtig gut. Die Rabattaktionen der Autohersteller vom Sommer zeigen immer noch ihre Folgewirkungen, ebenso wie die Ausschläge der Benzinpreise der vergangenen Wochen. Doch abgesehen von den Umsätzen der Autohändler und der Tankstellen war ein Anstieg der Einzelhandelsumsätze auf breiter Front zu beobachten. Dies deutet darauf hin, dass der private Konsum als Wachstumsstütze der US-Konjunktur erhalten bleiben dürfte. Insbesondere, wenn die Beschäftigung unseren Erwartungen gemäß in den nächsten Monaten wieder deutlich ansteigt und mit ihr die Einkommen der Haushalte. Denn erfahrungsgemäß werden diese Einkommen zum größten Teil direkt in Konsumausgaben umgesetzt.

4. Der von der Fed of New York erhobene Empire State Produktionsindex ist im November von 12,1 auf 22,8 Punkte überraschend deutlich gestiegen (Bloomberg-Median: 15,5 Punkte). Der regionale Stimmungsindikator ist recht volatil und sollte nicht überbewertet werden. Dennoch war auch dies ein positives Signal für ein Anhalten der konjunkturellen Expansionsdynamik.

5. Finanzmarktreaktionen: Parallel zu den überraschend guten Einzelhandelsdaten und Stimmungsdaten wurden die US-Erzeugerpreise für Oktober mit einem unerwartet kräftigen Anstieg um 0,7 % mom (Kernrate: -0,3 %) veröffentlicht. Auf dieses Datenpaket reagierten die Anleihemärkte mit Renditesteigerungen – die Renditen für 10-jährige US-Anleihen stiegen um bis zu 3 Basispunkte auf 4,615 %, die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen legten um bis zu 2 Basispunkte auf 3,550 % zu. Bei beiden bröckelten die Renditen anschließend jedoch wieder ab. Der DAX sprang um über 10 Punkte auf etwas mehr als 5100 Punkte, verlor anschließend aber wieder einen Teil dieses Anstiegs.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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