Kommentar
19:37 Uhr, 13.12.2006

USA: Einzelhandelsumsätze deutlich im Plus

1. Die Einzelhandelsumsätze sind im November um 1,0 % deutlich stärker als erwartet angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,2 %, DekaBank: 0,3 %). Zudem wurde die Veränderungsrate für den Oktober von zwischenzeitlich gemeldeten -0,4 % mom auf -0,1 % nach oben revidiert. Bei vergleichsweise schwachen Absatzzahlen erhöhten sich die Umsätze der Autohändler um 0,9 %, sodass das Plus in der Teilabgrenzung „ohne Pkw“ mit 1,1 % mom (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,3 %) ähnlich hoch ausgefallen ist wie das der Gesamtumsätze.

2. Eine mögliche Erklärung für den überraschend starken Anstieg der Einzelhandelsumsätze ist, dass das Thanksgiving-Wochenende, der inoffizielle Beginn des Weihnachtsgeschäfts in diesem Jahr, auf ein früheres Datum fiel als sonst. Dieser Effekt kann von der üblichen Saisonbereinigung nicht ausreichend berücksichtigt werden. Insbesondere in der Teilstatistik der Elektronikhändler ist dieser Effekt zu sehen. Ähnlich verhält es sich mit dem kräftigen Umsatzplus der Baumärkte. Hier spielten sicherlich auch die unüblich warmen Temperaturen im November eine Rolle. Bemerkenswert ist allerdings, dass die privaten Haushalte auf diesen Sonderfaktor mit einer erhöhten Bautätigkeit reagiert haben. Denn bis zuletzt wiesen fast alle Indikatoren für die Bautätigkeit, unabhängig verbesserter Rahmenbedingungen wie beispielsweise deutlich niedrigere Mortgage Rates, nach unten. In den beiden Vormonaten spielten die landesweit gefallenen Benzinpreise eine große Rolle bei den Umsätzen der Tankstellenbetreiber. Das deutliche Umsatzplus im November erklärt sich zunächst nicht durch nominell höhere Benzinpreise, denn diese haben im November gegenüber dem Vormonat stagniert. Zu beachten ist auch hier die Saisonbereinigung. Denn in der Vergangenheit sind im November die Benzinpreise gefallen, sodass aus einer Stagnation der unbereinigten Benzinpreise ein saisonbereinigter Anstieg resultiert. Dieser saisonbereinigte Anstieg der Benzinpreise kann das Umsatzplus der Tankstellenbetreiber recht gut erklären. Die Zuwächse in diesen drei Teilstatistiken können zusammen knapp die Hälfte des Gesamtanstiegs erklären.

3. Die einzelnen Sonderfaktoren bieten sicherlich eine gute Erklärung für den starken Anstieg der Einzelhandelsumsätze im November. Allerdings waren diese Einflussfaktoren sowohl uns als auch den anderen von Bloomberg befragten Analysten vorher bekannt und sollten damit in den Prognosen enthalten gewesen sein. Vielmehr deutet sich an, dass insgesamt die Konsumtätigkeit der privaten Haushalte im vierten Quartal 2006 stärker sein könnte, als bisher von uns prognostiziert wird. Eine Aufwärtsrevision unserer Schätzung des privaten Konsums und damit unserer BIP-Prognose im vierten Quartal nehmen wir allerdings nicht vor. Denn es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich im Dezember, aufgrund des Wegfallens der Sonderfaktoren, ein Rückprall einstellt. Was bleibt ist ein geringes Risiko, dass das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal stärker als mit den von uns prognostizierten 1,9 % (qoq, ann.) ansteigt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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