Kommentar
18:34 Uhr, 01.11.2005

USA: Die Hochstimmung im verarbeitenden Gewerbe hält an

1. Der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM Index) ist im Oktober nur leicht von seinem hohen Niveau von 59,4 auf 59,1 Punkte gefallen. Damit wurden die von Bloomberg befragten Analysten positiv überrascht, wir hatten zu Recht einen höheren Wert prognostiziert, waren aber auch noch zu vorsichtig (Bloomberg-Median: 57,2 Punkte, DekaBank: 57,5 Punkte).

2. Die Entwicklung der einzelnen Komponenten verlief uneinheitlich, insgesamt hielten sich die Veränderungen aber in Grenzen. So gaben die Komponenten für Produktion und Auftragseingänge sowie für Lager leicht nach. Gerade die beiden ersteren sind mit 62,0 bzw. 61,7 Punkten weiterhin auf sehr hohen Niveaus, was die anhaltend hohe Aktivität deutlich widerspiegelt. Der Wert für Beschäftigung ging von 53,1 auf 55,0 Punkte nach oben. Hier dürften sich erste Effekte des Wiederaufbau-Schubs der Hurrikan-Schäden bemerkbar gemacht haben. Auch die Komponente für die Lieferfristen legte zu (von 59,3 auf 61,7 Punkte). Einen Hinweis auf sich eventuell aufbauenden Inflationsdruck lieferte die Komponente für die bezahlten Preise. Sie stieg von 78,0 auf 84,0 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2004.

3. Die Bauausgaben legten im September gemäß den Erwartungen um 0,5 % gegenüber dem Vormonat zu (Bloomberg-Median: 0,5 %; DekaBank: 0,7 %). Der Augustwert wurde um 0,2 Prozentpunkte auf 0,6 % mom nach oben revidiert.

4. Vor einem halben Jahr hatte man noch darüber diskutiert, ob der ISM-Index unter 50 Punkte fallen kann, ohne dass eine gesamtwirtschaftliche Rezession zu befürchten ist. Inzwischen befindet sich der Index wieder in einer Region, die mit dem Begriff „Euphorie“ recht gut zu charakterisieren ist. Viel von der augenblicklich guten Stimmung der Unternehmen ist der robusten konjunkturellen Lage in den USA zuzuschreiben. Ein Teil ist sicherlich auch der Schubkraft des Wiederaufbaus nach den Hurrikanschäden zu verdanken. Zum dritten dürfte die aktuell wieder höhere weltwirtschaftliche Dynamik mit verantwortlich sein. Zwar wird das vierte Quartal 2005 wegen der Nachwirkungen der Hurrikans und der Rabattaktionen der Automobilhändler im Sommer möglicherweise sogar nur mit einer annualisierten Quartalsveränderungsrate von unter 3 % aufwarten, doch die zugrunde liegende Dynamik der US-Wirtschaft ist anhaltend hoch, was uns für das Wachstum in 2006 weiterhin optimistisch stimmt.

5. Finanzmarktreaktionen: Der Euro-Dollar-Kurs und der DAX reagierten nur geringfügig auf die positive Marktüberraschung. Der Euro-Dollar-Kurs notierte gegen 16:30 Uhr bei 1,1990, dem Schlusskurs vom Vortag und der DAX blieb bei seinem Tagesrückgang von gut 12 Punkten und einem Indexstand von 4.915 Punkten. Deutlichere Bewegungen gab es dagegen an den Rentenmärkten. Die 10-jährigen Bundrenditen, die bereits auf die positiven Marktüberraschungen der Euroland-Einkaufsmanagerindizes vom Vormittag hin von 3,37 % (10:00 Uhr) auf über 3,39 % (16:00 Uhr) angestiegen waren, erhöhten sich um weitere zwei Basispunkte auf zuletzt 3,42 %. Die 10-jährigen US-Renditen stiegen in der ersten halben Stunde nach der Veröffentlichung um knapp 3 Basispunkte auf 4,58 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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