Kommentar
08:35 Uhr, 17.11.2018

USA: Die Chinesen sollen die Senkung der Einkommensteuer finanzieren

Die globale Konjunktur kühlt sich ab. Das muss nicht für die USA gelten, denn Trump hat ein Ass im Ärmel.

Im Wahlkampf wurde versprochen, dass Mexiko die Mauer finanzieren würde. Daraus wurde bisher nichts. Vermutlich wird das auch nichts mehr. Dafür könnte ein anderes Land eine weitere Steuersenkung finanzieren: China.

Mexiko finanziert die Mauer nicht, dafür aber könnte China eine Einkommensteuersenkung sponsern. Dieses Wunderwerk funktioniert über den Umweg Zölle. Trotz der enormen medialen Aufmerksamkeit werden bisher nur Zölle im geringen Umfang erhoben. Trotzdem sind die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 19 % in die Höhe geschnellt (Grafik 1).

Das gleicht die geringeren Einnahmen an anderer Stelle nicht aus. Die Unternehmenssteuersenkung hat ein Loch von fast 100 Mrd. gerissen. Bisher wird das durch höhere Einkommenssteuern ausgeglichen. Auch hier wurden die Steuern gesenkt, allerdings in geringem Umfang und vor allem für Besserverdienende. Wegen der insgesamt höheren Beschäftigung wird auch mehr eingenommen.

Nun ist diese Steuersenkung beim Volk nicht wirklich beliebt. Das Volk hat erkannt, dass es selbst davon wenig hat. Es ist der Eindruck entstanden, dass Großunternehmen und Reiche profitieren. Das ist nicht nur ein Eindruck, es ist so. Für das Gerechtigkeitsgefühl ist das nicht gut.

Nicht zuletzt deswegen hat Trump eine Einkommensteuersenkung ins Spiel gebracht. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Regierung die Steuern nicht einfach so senken kann. Die letzte Steuersenkung ging nur durch, weil die Regierung das Defizit über 10 Jahre um nicht mehr als 1,5 Billionen erhöht hat.

Jede weitere Steuersenkung würde diese Marke reißen, wenn es keine Gegenfinanzierung gibt. Der Staat braucht also Zusatzeinnahmen an einer anderen Stelle, wenn er die Einkommenssteuern für den Normalverdiener senken will. Eine solche Einnahmequelle sind Zölle.

Bisher sind die Einnahmen um lediglich 7 Mrd. gestiegen. Das reicht nicht, um eine relevante Steuersenkung vorzunehmen. In einigen Monaten kann das anders sein. Der Trend spricht Bände (Grafik 2). Die Zolleinnahmen sind auf geringem Niveau, aber steigen rasant an.


Werden chinesische Importe tatsächlich mit 10 % bis 25 % Zoll belegt, ergibt das Zusatzeinnahmen in der Höhe von 50 Mrd. bis 75 Mrd. Bleiben Zölle auf Stahl und Aluminium bestehen und kommt es vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch zu weiteren Zusatzzöllen, kann die Regierung die Einnahmen um 100 Mrd. steigern.

Mit diesen Einnahmen lässt sich eine Steuersenkung finanzieren. Auf die gesamten Einnahmen aus der Einkommenssteuer entsprechen 100 Mrd. ungefähr 6 %. Senkt man nur die Steuern für Normal- und Geringverdiener, ist eine Senkung von 10-15 % möglich. Das ist ziemlich signifikant.

Ein Geldgeschenk von 100 Mrd. für den Normalverbraucher ist sogar so signifikant, dass es die Wirtschaft ankurbeln kann. Die USA könnten sich dadurch dem globalen Abschwung entziehen.

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3 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Die USA setzen ihren Dollar als Waffe ein und wollen der globalen Rezession entkommen. Das wird nicht gelingen.

    12:17 Uhr, 19.11. 2018
  • Schimanski
    Schimanski

    Genialer Artikel. Also Trump braucht die Zolleinnahmen dringend um sein Haushalt zu finanzieren. Alles andere über Einigung und Telefonate mit Xi Jinping diente nur zu positiver Beeinflussung der US-Zwischenwahlen im November. Klever gemacht, Hochachtung! Alle Weltmärkte haben ihm das abgekauft.

    22:12 Uhr, 17.11. 2018
  • Merl
    Merl

    Die Zölle entziehen Kaufkraft die über eine Steuersenkung zurück gegeben wird. Das sollte ein Nullsummenspiel werden.

    13:04 Uhr, 17.11. 2018

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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