USA: Der Einzelhandel profitiert von den Steuerrückerstattungen
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1. Die Einzelhandelsumsätze sind im Mai um 1,0 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Dies ist sogar stärker als von uns erwartet wurde (Bloomberg-Median: 0,5 %; DekaBank: 0,8 %). In der Abgrenzung „ohne PKW“ stiegen die Umsätze ebenfalls überraschend deutlich um 1,2 % gegenüber dem Vormonat an (Bloomberg-Median: 0,7 %; DekaBank: 1,1 %). Rechnet man die drei Teilstatistiken Autohändler, Tankstellen und Baumärkte heraus, erhält man die statistische Abgrenzung, die in die Berechnung der privaten Konsumausgaben des Bureau of Economic Analysis für die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließt (BEA-Abgrenzung). Nach dieser Abgrenzung nahmen die Umsätze um 0,8 % gegenüber dem Vormonat zu. Neben den starken Maizuwächsen ist zu beachten, dass die beiden Vormonate deutlich nach oben revidiert wurden. Somit liegt im Falle der BEA-Abgrenzung bereits der dritte sehr kräftige Umsatzanstieg in Folge vor. Insgesamt erhöhten sich die Umsätze nach BEA-Abgrenzung in diesem Zeitraum um 2,4 %. Eine solch kräftige Konsumdynamik lag zuletzt im Herbst 2005 vor.
2. Bereits im Vormonat sorgten die Baumärkte für eine positive Überraschung und dies wiederholte sich nun im Mai. Insgesamt erhöhten sich die Umsätze der Baumärkte in den vergangenen beiden Monaten um über 5 %. Dies ist der stärkste Anstieg seit Anfang 2006. Die Umsätze der Baumärkte gelten als einer der frühesten Bauindikatoren für den laufenden Monat, liefern allerdings häufig Fehlsignale. Daher wäre es aus unserer Sicht verfrüht, schon heute das Ende der Wohnungsbaurezession auszurufen. Dass sich allerdings bereits jetzt die Anzeichen für eine Bodenbildung bei der Bautätigkeit mehren, ist überraschend. Bisher gehen wir davon aus, dass sich die Wohnungsbaurezession bis in das zweite Halbjahr 2008 weiter fortsetzt. Neben dem starken Umsatzanstieg der Baumärkte ist der Zuwachs bei den Tankstellenbetreibern hervorzuheben. Die Umsatzausweitung um 2,6 % gegenüber dem Vormonat ist aber deutlich weniger als von uns erwartet. Hintergrund für diesen Anstieg sind die kräftig gestiegenen Benzinpreise. Die weiteren Teilbereiche liefern kaum Grund hervorgehoben zu werden, vielmehr war der Umsatzzuwachs breit gestreut.
3. Seit Ende April erhalten die privaten Haushalte die Steuerrückerstattungen. Der Zeitpunkt der Versendung (bzw. vereinzelt der Überweisung) richtet sich nach den jeweils letzten beiden Ziffern der Sozialversicherungsnummer, die wiederum zufällig vergeben wird. Beispielsweise wurden in der ersten Versendungswoche die Ziffern 00 bis 09 berücksichtigt. Insgesamt wurden nach Angaben des Treasury Departments bisher knapp 60 Mrd. US-Dollar ausgezahlt und vorgesehen ist, dass bis zum 11.07. alle Auszahlungen vorgenommen sein werden. Mithilfe der heutigen Zahlen lässt sich abschätzen, wie viel von den Rückerstattungen in den privaten Konsum geflossen ist. Der Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 1,0 % entspricht einem Zuwachs der Umsätze von knapp 4 Mrd. US-Dollar. Unterstellt man, dass dieser Zuwachs einzig auf die Steuerrückerstattungen zurückzuführen ist (also keine Einkommenszuwächse vorlagen), dann haben die privaten Haushalte im Mai lediglich rund 8 % der in diesem Monat ausgezahlten Erstattungen bei den Einzelhändlern ausgegeben. Mit weiteren Konsumzuwächsen aufgrund der Steuerrückerstattungen ist somit zu rechnen.
4. Im Zusammenhang mit der Wirkung der Steuerrückerstattungen auf den privaten Konsum wird zurzeit vielfach über die Belastungen der privaten Haushalte durch die höheren Benzinpreise diskutiert. Demnach könnte ein großer Teil der Steuerrückerstattungen von den Konsumenten an der Zapfsäule ausgegeben werden und somit zwar den nominalen aber nicht den preisbereinigten realen Konsum ansteigen lassen. Die positiven Wirkungen des Konjunkturpakets würden also verpuffen. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, sich die Größenordnungen der Zahlungen zu vergegenwärtigen. Im Mai dürften insgesamt gut 48 Mrd. US-Dollar an die privaten Haushalte geflossen sein. Der Anstieg der Umsätze der Tankstellenbetreiber betrug im Mai 1,0 Mrd. US-Dollar. Dies sind gerade einmal zwei Prozent der ausgezahlten Gesamtsumme im Mai. Allerdings entspricht dies nicht der gesamten Energiebelastungen: Erstens tanken nicht nur die privaten Konsumenten an den Tankstellen, sondern auch die (Transport-) Unternehmen. Dieser Effekt verringert die Belastung der privaten Haushalte um rund ein Viertel. Zweitens steigen nicht nur die Benzinpreise, sondern auch die Gas- und Heizölpreise, was wiederum die Belastung erhöht. Insgesamt dürften die privaten Haushalte im Mai rund 1,5 bis 2 Mrd. US-Dollar mehr für Energiegüter ausgegeben haben. Für den Monat Juni zeichnet sich ab, dass die privaten Haushalte um weitere 4 Mrd. USDollar belastet werden. Unterstellt ist hierbei, dass sich die Benzinpreise auf über 4 US-Dollar pro Gallone im Monatsdurchschnitt erhöhen und auch bei den Gas- und Heizölpreisen weitere Preisanstiege erfolgen werden. Für Juli rechnen wir derzeit nicht mit einer energiepreisbedingten Belastung, sodass von den Steuerrückerstattungen in Höhe von 106,7 Mrd. US-Dollar gerade einmal 6 Mrd. US-Dollar bzw. 5,6 % verpuffen werden. Sind damit die hohen und stark steigenden Energiepreise völlig bedeutungslos? Im Falle der Steuerrückerstattungen handelt es sich um einen Einmaleffekt, da diese jeweils nur einmal versendet werden. Die hohen Energiepreise haben dagegen vermutlich dauerhaften Bestand. Wir rechnen zwar derzeit nicht mit zusätzlichen energiepreisbedingten Belastungen in den Folgemonaten. Die aktuelle Mehrbelastung wird aber dazu führen, dass zumindest ein Teil der Steuerrückerstattungen auch nach dem Juni an der Zapfsäule ausgegeben wird. Somit dürfte mehr als nur 5,6 % der Steuererstattungen verpuffen, aber die vielfach geäußerte Befürchtung, dass ein Großteil energiepreisbedingt nicht konsumwirksam wird, dürfte sich als falsch erweisen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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