Kommentar
20:00 Uhr, 20.12.2025

Darum performt Bitcoin gegenüber Gold so schwach

Bitcoin galt lange als digitales Pendant zu Gold. Doch während das Edelmetall neue Höchststände erreicht, rücken tokenisierte Rohstoffe als On-Chain-Alternative in den Fokus. Eine Datenanalyse zeigt, wie sich die Kräfteverhältnisse verschieben.

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Gold erlebt eines der stärksten Jahre seiner Geschichte und Bitcoin bleibt zurück. Während das Edelmetall 2025 neue Allzeithochs erreicht, kämpft Bitcoin mit einer ungewohnten Schwächephase. Wie belastbar ist das “digitale Gold”-Narrativ wirklich?

Gold glänzt, Bitcoin schwächelt – zumindest kurzfristig

2025 entwickelte sich für Gold außergewöhnlich stark. Getrieben von geopolitischen Spannungen, Erwartungen geldpolitischer Lockerungen und massiven Zentralbankkäufen stieg der Goldpreis bis Ende des Jahres auf über 4.370 US-Dollar je Feinunze. Bitcoin konnte mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten.

Die Jahresperformance von Bitcoin per 19. Dezember 2025 lag bei minus 5,5-14 Prozent, während Gold im selben Zeitraum um rund 65 Prozent zulegte. Auch gegenüber klassischen Risikoassets wie dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 blieb Bitcoin deutlich zurück.

Einordnung: Entscheidend ist dabei der Zeithorizont. In einem aktuellen Bericht betont das Analyseunternehmen Messari ausdrücklich, dass es sich um eine kurzfristige Divergenz handelt – nicht um einen strukturellen Bruch.

Jahresrenditen für BTC, Gold, QQQ und SPY | Quelle: Messari

Der Bruch im BTC-Gold-Verhältnis

Besonders brisant ist nicht der Vergleich in US-Dollar, sondern die Entwicklung des Bitcoin-Gold-Verhältnisses. Das Verhältnis von Bitcoin zu Gold (BTC/XAU) erreichte im Dezember 2024 noch ein Allzeithoch, ist seitdem jedoch um rund fünfzig Prozent gefallen.

Gold markierte währenddessen neue Höchststände gegenüber dem US-Dollar. Mit einer geschätzten Marktkapitalisierung von rund 30 Billionen US-Dollar bleibt Gold das mit Abstand größte nicht-staatliche monetäre Asset – Bitcoin repräsentiert davon weiterhin nur einen Bruchteil.

Messari stellt daher explizit die Frage: Wie überzeugend ist Bitcoins Status als “digitales Gold”, wenn es ausgerechnet in einer starken Gold-Phase nicht mithält?

BTC/PAXG Bitcoin verliert 2025 deutlich gegenüber tokenisiertem Gold | Quelle: Messari

Bitcoin verhält sich nicht wie Gold und das ist entscheidend

Ein zentraler Punkt der Messari-Analyse ist die Korrelation. Zwischen März 2020 und April 2025 lag die Korrelation zwischen Bitcoin und Gold bei lediglich 0,18. Im selben Zeitraum zeigte Bitcoin eine deutlich stärkere Korrelation mit Aktienindizes wie dem S&P 500.

Das erklärt, warum Bitcoin 2025 nicht von der klassischen Flucht in sichere Häfen profitieren konnte. Während Gold von geopolitischen Unsicherheiten und Zentralbanknachfrage getragen wurde, wurde Bitcoin zunehmend wie ein Makro-Asset behandelt – anfällig für Liquiditätszyklen, Gewinnmitnahmen und Risikoaversion.

Diese Entwicklung stellt das einfache Narrativ vom “digitalen Gold” weiter infrage, ohne Bitcoins langfristige Rolle grundsätzlich zu negieren.

Tokenisiertes Gold wird zur On-Chain-Alternative

Hinzu kommt ein neuer Wettbewerber: tokenisierte Edelmetalle. Die Marktkapitalisierung tokenisierter Rohstoffe wuchs bis Ende November 2025 um 244 Prozent auf rund 3,6 Milliarden US-Dollar. Den Großteil stellen goldgedeckte Token wie Paxos Gold (PAXG) und Tether Gold (XAUT).

Daten von CryptoRank zeigen, dass PAXG und tokenisiertes Silber (KAG) Bitcoin 2025 klar outperformten. Besonders zwischen Oktober und Dezember beschleunigte sich die Rotation – zeitgleich mit einem der stärksten Angstanstiege im Kryptomarkt seit 2022.

Entscheidend: Kapital verließ den Kryptomarkt nicht, sondern verlagerte sich innerhalb der Blockchain-Ökonomie in reale Wertanker. Tokenisierte Edelmetalle fungierten damit erstmals als crypto-native Absicherung.

Tokenisierte Rohstoffe schlagen Bitcoin 2025 | Quelle: Cryptorank

Schiff vs. Zhao: Die Debatte spaltet den Markt

Wie sehr diese Entwicklung das Selbstverständnis des Marktes trifft, zeigte zuletzt eine öffentliche Debatte zwischen Binance-Gründer Changpeng Zhao und Gold-Kritiker Peter Schiff auf der Binance Blockchain Week 2025.

Schiff argumentierte, dass Bitcoin in Gold gemessen massiv an Kaufkraft verloren habe:

Vor vier Jahren konnte man mit einem Bitcoin über 37 Unzen Gold kaufen – heute sind es rund 22. In Gold gemessen hat Bitcoin damit etwa vierzig Prozent verloren.

Zhao hielt dagegen, dass Bitcoin zunehmend als globales Makro-Asset gehandelt werde und genau diese Flexibilität langfristig seinen Wert ausmache. Tokenisierung erweitere den Markt, anstatt Bitcoin zu schwächen.

Warum Bitcoin zunehmend als Makro-Asset gehandelt wird

Trotz der kurzfristigen Schwäche bleibt Messari langfristig konstruktiv. Die Analysten führen die Underperformance vor allem auf strukturelle Veränderungen zurück: Bitcoin ist heute liquider, stärker reguliert und über ETFs leichter handelbar als je zuvor. Große Bestände können erstmals ohne massiven Markteinfluss verkauft werden.

Zugleich verliert das klassische Vierjahreszyklus-Modell an Bedeutung. Bitcoin entwickelt sich zunehmend zu einem Asset, dessen Kurs von Makrofragen geprägt wird: Geldpolitik, geopolitische Risiken und institutionelle Kapitalströme.

Messaris Kernthese bleibt deshalb bestehen: Über mehrjährige und jahrzehntelange Zeiträume erwartet das Research-Haus eine monetäre Aufwertung von Bitcoin, auch gegenüber Gold.

Was die Divergenz zwischen Gold und Bitcoin für Anleger bedeutet

2025 zeigt, dass Bitcoin nicht automatisch von jeder Gold-Rally profitiert. Gold erfüllt seine Rolle als sicherer Hafen, während Bitcoin derzeit stärker als Risiko- und Makro-Asset wahrgenommen wird. Neu ist jedoch, dass Anleger erstmals innerhalb der Blockchain-Ökonomie in reale Wertanker rotieren können.

Für Investoren ergibt sich daraus ein differenziertes Bild. Gold profitiert derzeit klar von geopolitischer Unsicherheit und einer anhaltend hohen Nachfrage durch Zentralbanken. Bitcoin hingegen bleibt vor allem eine langfristige Wette auf die Etablierung digitalen Geldes und reagiert kurzfristig stärker auf makroökonomische Liquiditätszyklen. Tokenisierte Edelmetalle nehmen zunehmend eine vermittelnde Rolle ein, indem sie die Eigenschaften klassischer Sachwerte mit der Infrastruktur der Blockchain verbinden. Bitcoin ist damit nicht gescheitert – doch das Narrativ vom “digitalen Gold” ist komplexer geworden und verlangt eine differenziertere Betrachtung.

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Quellen:

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