USA: Benzinpreise verdrängen Kreditkrise als Stimmungskiller
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Stimmung der privaten Haushalte hat sich auch im Mai verschlechtert. So sank im April das Verbrauchervertrauen auf 57,2 Punkte (Bloomberg-Median und DekaBank: 60,0 Punkte). Dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 1992. Während im Vormonat noch wenigstens die Erwartungskomponente leicht zulegen konnte, verschlechterte sich im Mai sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente.
2. Sowohl die Einschätzung der zukünftigen Einkommensentwicklung als auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Aktivität hat sich im Vergleich zum Vormonat verschlechtert. Eine leichte Aufhellung zeigt sich bei der Einschätzung der zukünftigen Arbeitsmarktentwicklung. Bei der Lageeinschätzung haben sich sowohl die Ergebnisse bezüglich der wirtschaftlichen Lage als auch bezüglich der Arbeitsmarkteinschätzung gegenüber dem Vormonat verringert.
3. Der Hintergrund für die erneute Stimmungseintrübung der privaten Haushalte dürften weniger die Diskussionen über die Kreditkrise und die daraus resultierenden Belastungen für die USWirtschaft sein, als vielmehr die stark steigenden Benzinpreise. Täglich erreichen diese neue Rekordhöchstwerte. Verglichen mit der aktuellen Ölpreisentwicklung ist der Anstieg der Benzinpreise auf Wochenbasis allerdings weniger kräftig. So lagen die Benzinpreise in der vergangenen Woche um über 20 % höher als zu Beginn des Jahres. Der Jahreszuwachs beim Rohölpreis beträgt dagegen über 30 %. Wäre der Anstieg der Rohölpreise in kompletter Höhe auch von den Benzinpreisen vollzogen worden, dann läge der Benzinpreis bereits bei über vier US-Dollar pro Gallone. Dabei haben sich die Benzinpreise, wenn man sie von Saisoneinflüssen bereinigt, im April sogar nur leicht unterdurchschnittlich und im Mai nur leicht überdurchschnittlich entwickelt. Dies haben sie allerdings von einem sehr hohen Niveau aus getan. Sollten die Benzinpreise nun im Juni stagnieren, oder sogar weiter ansteigen, so würde damit ein starker Kaufkraftverlust der privaten Haushalte einhergehen, der die Entwicklung des privaten Konsums belasten würde.
4. Weiterhin deutlich sinkende Preisen treffen Hausbesitzer, die zurzeit ihr Haus verkaufen wollen oder müssen. Für den März zeigte bereits eine Teilstatistik des OFHEO Index, die landesweit die erzielten Preise bei Hausverkäufen abbildet, einen Rekordrückgang von -1,7 % qoq (-3,1 % yoy) an. Jetzt nachgezogen haben die Case-Shiller-Indizes, welche die Entwicklung für die wichtigsten Metropolen der USA messen. In der 20-Städte-Abgrenzung fielen im März die Preise mit -14,4 % yoy etwas stärker als erwartet (Bloomberg- Median: -14,2 % yoy, Februar: -12,7 yoy). Damit wurde im Jahresvergleich ein neuer Rekordrückgang gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sanken die Preise um 2,2 %, damit verlangsamte sich die monatliche Abwärtsdynamik etwas (Februar: -2,7 % mom).
5. Der 10-Städte-Index, der die längere Historie aufweist, verringerte sich um 2,4 % mom, -15,3 yoy (Februar: -2,8 % mom, -13,6 % yoy). Die breite Abwärtsdynamik zeigt sich auch in der regionalen Aufteilung. Nur noch in einer der zwanzig Städte (Charlotte) sind die Preise höher als im Vorjahr. Die stärksten Rückgänge haben Las Vegas mit -25,9 % yoy, Miami mit -24,6 % yoy und Phoenix -23,8 % yoy zu verzeichnen.
6. Die starke Abwärtsdynamik hat ihre Ursache in den vormals stark gestiegenen Preisen, die durch Spekulation angeheizt wurden und zu einem großen Überangebot an Häusern führten. Dieses Überangebot wird den Markt noch weit übers Jahr hinaus dämpfen, insbesondere deshalb, weil Zwangsvollstreckungen das Angebot ausdehnen und striktere Vergaberichtlinien die Neuaufnahme von Hypotheken und damit die Nachfrage einengen. Die Futures-Kontrakte, die für den Case-Shiller-10 Städte-Index gehandelt werden, zeigen, dass der Markt damit rechnet, dass die Schwächephase bis Mitte dieses Jahres noch ausgeprägter verlaufen wird. Obwohl sich das Tempo der Preisanpassungen Ende 2008 verlangsamt, werden bis Ende 2009 sinkende Hauspreise erwartet.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.