Kommentar
14:55 Uhr, 07.09.2006

USA: Beige Book lässt keine weiteren Zinsschritte erwarten

1. Das Beige Book der Fed deutet auf ein langsameres Wirtschaftswachstum und nachlassenden Inflationsdruck hin. Wie schon in der vorangegangenen Ausgabe wird zwar aus allen zwölf Fed-Distrikten eine fortgesetzte Expansion der wirtschaftlichen Aktivität gemeldet, jedoch weisen erneut mehrere Federal Reserve Banks auf eine Verlangsamung des Wachstums hin. Wir werten das Beige Book daher als starkes Indiz dafür, dass bei der kommenden Sitzung des FOMC am 20. September keine Anhebung der Federal Funds Rate zu erwarten ist.

2. Eine starke Entwicklung wird nach wie vor im verarbeitenden Gewerbe gesehen, und die von den Federal Reserve Banks befragten Unternehmen sind auch für die kommenden Monate optimistisch gestimmt. Lediglich in einzelnen Teilbereichen wie dem Fahrzeugbau und der Produktion von Gütern, die in einem engen Zusammenhang mit dem Wohnungsbau stehen, wird eine Abschwächung gemeldet. Die Aktivität auf dem Markt für Wohnimmobilien und im Wohnungsbau wird in sämtlichen Distrikten als schwach bezeichnet, und die befragten Unternehmen erwarten für die kommenden Monate keine Besserung.

3. Die Konsumausgaben haben in den meisten Fed-Distrikten nur bescheidene Zuwächse verzeichnet, einige melden sogar stagnierende oder fallende Einzelhandelsumsätze. Auffallend schwach war der Absatz von Autos, und in einigen Regionen wird von einem ungewünschten Aufbau von Lagerbeständen an Kraftfahrzeugen berichtet. Abgesehen von der Automobilbranche werden die Lagerbestände jedoch als auf zufrieden stellenden Niveaus bezeichnet. Die Abkühlung am Markt für Wohnimmobilien scheint auch auf Teilbereiche des Einzelhandels auszustrahlen, denn es werden schwache Umsätze bei Baumärkten und Anbietern von Einrichtungsgegenständen gemeldet. Zudem haben mehrere Federal Reserve Banks den Eindruck gewonnen, dass das anhaltend hohe Niveau der Energiepreise die Kaufbereitschaft der Konsumenten beeinträchtigt.

4. Während in der vorangegangenen Ausgabe des Beige Book von einer tendenziell stärkeren Anspannung am Arbeitsmarkt gesprochen wurde, wird die Entwicklung der vergangenen Wochen als stetig bezeichnet. Nur zwei Distrikte (Kansas City und Dallas) berichten von einer generellen Knappheit an Arbeitskräften, während die übrigen Federal Reserve Banks eher Engpässe in bestimmten Teilbereichen des Arbeitsmarktes sehen. Insgesamt wird jedoch keine stärkere Knappheit an Arbeitskräften wahrgenommen. Demgegenüber melden immerhin fünf Distrikte eine generelle Zunahme des Lohndrucks, während die anderen eine stärkere Zunahme der Löhne nur in einzelnen Wirtschaftszweigen oder für Arbeitnehmer mit bestimmten Qualifikationen verzeichnen.

5. Die Kosten für Energie, Metalle und andere Rohmaterialien haben in den vergangenen Wochen weiter zugenommen. Im Unterschied zur vorangegangenen Ausgabe des Beige Book wird nun jedoch berichtet, dass die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nur einen geringen Spielraum sehen, diese Kosten auf ihre Absatzpreise zu überwälzen. Die meisten Fed-Distrikte berichten von einer stetigen Entwicklung der Preise im Einzelhandel. Zudem werden aus vielen Distrikten fallende Preise für Bekleidung und Elektroartikel gemeldet. Ein starker Rückgang der Preise von Bekleidung und Schuhen hatte bereits im Juli maßgeblich zum geringen Anstieg der Verbraucherpreise um 0,2 % mom in der Kernrate beigetragen. Diese Entwicklung könnte sich auch im August fortgesetzt haben.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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