Kommentar
10:30 Uhr, 31.07.2020

USA: Bald 20% der Menschen obdachlos?

An der Börse erkennt man die beispiellose Wirtschaftskrise der USA nicht. Nur weil es der Börse gut geht, muss es der Bevölkerung noch lange nicht gut gehen.

Technologieaktien erreichten bereits ein neues Allzeithoch und viele andere Indizes konnten sich an die bisherigen Allzeithochs zumindest herantasten. Das vermittelte den Eindruck, dass die Wirtschaftskrise gar nicht so schlimm ist. Die Börse ist aber nicht die Wirtschaft. Der Kursverlauf vieler Indizes wird von wenigen großen Unternehmen getrieben. Es waren zufällig diese Unternehmen, die von der Krise profitierten, z.B. Microsoft oder Amazon. Darüber hinaus haben Großunternehmen besseren Zugang zu Krediten und in einigen Fällen Staatshilfe. Unternehmen mit hunderttausenden Mitarbeitern lässt der Staat nicht bankrottgehen. Beim Bäcker um die Ecke ist das anders. Daran haben auch die vielen Hilfsprogramme wenig geändert. Wenn die Kunden nicht kommen, obwohl das Geschäft wieder geöffnet hat, helfen auch irgendwann Kredite nicht mehr.

Ein Großteil der Arbeitnehmer arbeitet nicht in den ganz großen Unternehmen und Börsenlieblingen. Hier ist die Krise absolut real. Inzwischen geben 50 % der Haushalte an, dass sie Einkommensverluste erlitten haben (Grafik 1). Das ist angesichts der hohen staatlichen Zusatzleistungen bemerkenswert.


Enttäuschend ist der Ausblick. Seitdem die Fallzahlen wieder steigen trübt sich auch die Stimmung ein. Inzwischen erwartet über ein Drittel der Haushalte in den nächsten Wochen weitere Einkommensverluste. Das wird den Konsum in den nächsten Wochen erheblich belasten.

Es geht aber nicht nur um Konsum, es geht auch um die Existenz. Seit Beginn der Krise hatten Haushalte noch nie eine so hohe Unsicherheit in Bezug auf ihre Wohnsituation. Über ein Viertel weiß nicht, ob sie zukünftig noch eine Wohnung haben werden. Wieso das so ist, zeigt Grafik 2.


Ein Prozent der Mieter wird die Miete verspätet zahlen. 14 % haben eine geringe Zuversicht, dass sie die Miete werden zahlen können und 20 % haben nur eine geringe Zuversicht. Insgesamt sind über ein Drittel der Mieter unsicher oder nicht in der Lage, die Miete zu zahlen.

Da es sich hier lediglich um eine Einschätzung handelt, könnte man die Zahlen abtun. Wird jedoch danach gefragt, was im vergangenen Monat geschehen ist, bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen (Grafik 3). 20 % der Mieter haben im vergangenen Monat keine Miete gezahlt.


Wer auf Dauer keine Miete zahlt, kann nicht davon ausgehen, dass er einfach in der Wohnung bleiben kann. Bisher gibt es ein Kündigungsverbot. Dieses läuft jedoch aus. Es droht eine Welle von Kündigungen des Mietverhältnisses. Nicht jeder Vermieter wird seine Mieter gleich auf die Straße setzen und Verständnis zeigen. Mittelfristig droht vielen Amerikanern die Obdachlosigkeit, wenn sich die Arbeitsmarktsituation nicht schnell verbessert.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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