Kommentar
08:31 Uhr, 25.04.2008

USA: Auftragseingänge sinken streikbedingt, Investitionssignale moderat positiv

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im März unerwartet zum dritten Mal in Folge gegenüber dem Vormonat gesunken (Bloomberg-Median: 0,1 %; DekaBank: 0,5 %). In der engeren Abgrenzung „ohne Transport“ stiegen die Auftragseingänge mit 1,5 % allerdings stärker als erwartet (Bloomberg- Median: 0,5 %; DekaBank: 1,2 %).

2. Der deutliche Orderrückgang im Transportsektor hat dieses Mal nichts mit dem Bereich des zivilen Flugzeugbaus zu tun, denn Boeing (der wichtigste Treiber in diesem Bereich) meldete höhere Auftragseingänge als im Monat zuvor, und tatsächlich sind die Auftragseingänge des zivilen Flugzeugbaus um 5,5 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Gebremst hat streikbedingt der Bereich Automobile und Teile (-4,6 % mom). Neben dem Transportsektor haben auch die gesunkenen Auftragseingänge bei elektrischen Ausrüstungen gebremst. Nicht nur in den beiden Vormonaten, sondern bereits seit Herbst vergangenen Jahres war hier die Dynamik überaus kräftig gewesen, sodass sich ein Rückpralleffekt angekündigt hatte. Einen durchaus erfreulichen Orderanstieg meldete der Maschinenbau, wenngleich der sehr starke Rückgang des Vormonats nicht ausgeglichen werden konnte.

3. Die für die Einschätzung der zukünftigen Investitionstätigkeit wichtigen Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) haben nach zwei Rückgängen in Folge im März nur stagniert. Aufgrund der starken Dynamik am Ende des vergangenen Jahres verbleibt für das erste Quartal 2008 dennoch ein Quartalsanstieg von 1,0 %. Dies ist immerhin der stärkste Anstieg seit dem zweiten Quartal 2007. Hinsichtlich der aktuellen Investitionstätigkeit der Unternehmen sind allerdings die Auslieferungen von größerem Interesse. Die Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) stiegen im März um 1,2 % gegenüber dem Vormonat. Nach zwei monatlichen Rückgängen im Januar (-0,4 %) und im Februar (-1,6 %) sind damit die Auslieferungen im ersten Quartal nur marginal um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal angestiegen.

4. Zeitgleich mit den Auftragseingangsdaten wurden auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die Vorwoche bekannt gegeben. Diese sanken deutlich auf 342.000 Personen und damit auf den niedrigsten Wochenstand seit Mitte Februar. Dieser Rückgang überrascht positiv, weil dieses Niveau der Antragszahl Beschäftigungszuwächse durchaus wieder wahrscheinlicher werden lässt.

5. Hinsichtlich der privaten Wohnungsbauaktivität reißen die negativen Nachrichten nicht ab: Die Neubauverkäufe sanken im März stärker als erwartet auf 526.000 (annualisiert, Bloomberg-Umfrage: 580.000, DekaBank: 560.000) und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober 1991. Die Dauer des Verkaufs, ein Indikator, der das am Markt befindliche Überangebot an Häusern signalisiert, stieg auf 11,0 Monate. Dies ist immerhin der höchste Wert seit September 1981.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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