Kommentar
16:53 Uhr, 28.05.2008

USA: Auftragseingänge sinken nur leicht - Hinweise zur Investitionstätigkeit überraschen positiv

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im April mit 0,5 % weniger ausgeprägt als erwartet gesunken (Bloomberg-Median: -1,5 %; DekaBank: -2,0 %). Die eigentliche positive Überraschung fand allerdings in der engeren Abgrenzung „ohne Transport“ statt, denn hier stiegen die Ordereingänge um 2,5 % gegenüber dem Vormonat. Dies ist der kräftigste monatliche Zuwachs seit Juli 2007 (Bloomberg- Median: -0,5 %; DekaBank: +0,4 %).

2. Für den Monat Mai hatte Boeing einen sehr schwachen Auftragseingang gemeldet, und der monatliche Rückgang von fast 25 % im zivilen Flugzeugbau entspricht nahezu unseren Erwartungen. Hinzu kam ein streikbedingter Rückgang der Auftragseingänge für Automobile (-3,3 % mom), mit dem wir ebenfalls gerechnet hatten. Positiv überrascht wurden wir vor allem von der Entwicklung im Bereich der elektronischen Ausrüstungen. Mit fast 28 % liegt hier der stärkste monatliche Zuwachs seit Erhebungsbeginn vor. Allerdings war der Vormonat mit einem Rückgang von knapp 19 % ein Rekordwert, aber im negativen Sinne. Insgesamt liegt das Aprilniveau in diesem Teilsegment um 3,7 % über dem Februarwert. Dieser Zweimonatszuwachs entspricht einer normalen Entwicklung.

3. Die für die Einschätzung der zukünftigen Investitionstätigkeit wichtigen Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sind im April erstmals in diesem Jahr gegenüber dem Vormonat angestiegen. Der Zuwachs um 4,2 % mom war sogar ausreichend kräftig, um die Rückgänge in den drei Monaten zuvor auszugleichen. Sollten die Auftragseingänge in den Monaten Mai und Juni stagnieren, dann läge der Quartalszuwachs bei über drei Prozent und wäre damit der kräftigste Zuwachs seit dem ersten Quartal 2006. Hinsichtlich der aktuellen Investitionstätigkeit der Unternehmen sind allerdings die Auslieferungen von größerem Interesse. Die Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) stiegen im April um 0,5 % gegenüber dem Vormonat. Dies ist zwar kein besonders starker monatlicher Zuwachs, signalisiert aber, dass die Unternehmen trotz Kreditkrise weiterhin investieren.

4. Die heutigen Daten signalisieren, dass die Unternehmen trotz der Kreditkrise ihre Investitionen ausweiten. Dass innerhalb eines Monats die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) ihre bisherigen Rückgänge in diesem Jahr wettmachen konnten, deutet an, dass die schwache Investitionstätigkeit zu Beginn des Jahres nur ein Ausdruck von vorsichtigem Handeln gewesen sein könnte, und keine nachhaltige Abschwächung vorgezeichnet hat. Allerdings ist zu beachten, dass die Auftragseingänge zwar der tatsächlichen Investitionstätigkeit um rund drei Monate vorauslaufen und damit auf eine zukünftig starke Entwicklung hindeuten. Der (statistische) Zusammenhang ist aber alles andere als eng. Somit lässt sich zurzeit nur festhalten, dass die aktuelle Investitionstätigkeit der Unternehmen von der Kreditkrise noch nicht nachhaltig ausgebremst worden ist. Da es allerdings Wirkungsverzögerungen geben kann, ist es nicht ausgemacht, dass die Investitionen der Unternehmen in den kommenden Monaten nicht doch noch sinken werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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