USA: Auftragseingänge mit Rückprall
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1. Die Anzeichen einer beginnenden Rezession haben seit Anfang des Jahres zugenommen. Zuletzt hatte gestern das Verbrauchervertrauen (siehe Volkswirtschaft Aktuell vom 26.02.08: „Verbrauchervertrauen auf Rezessionskurs“) mit einem Rückgang auf 75 Punkte ein Rezessionssignal geliefert. Die meisten dieser Indikatoren sind allerdings Stimmungsindikatoren, die üblicherweise dem Beginn einer Rezession eher nachlaufen, also erst während einer Rezession zur ausgeprägten Schwäche neigen. Zumindest bisher gab es wenig konkrete Hinweise, dass wir es derzeit nicht nur mit einer „Stimmungsrezession“ zu tun haben. Die realwirtschaftlichen harten Daten wie die Einzelhandelsumsätze oder die Industrieproduktion signalisieren zwar eine konjunkturelle Verlangsamung. Für ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivität, also eine Rezession, ist diese Verlangsamung aber noch nicht ausreichend. Mit den Auftragseingängen für langlebige Güter wurde heute ein realwirtschaftlicher Indikator veröffentlicht, der zumindest auf den ersten Blick in das Rezessionsschema passt. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sanken im Januar um 5,3 % und haben damit nicht nur das starke Plus vom Vormonat ausgeglichen, sondern überraschten damit die allgemeinen Markterwartungen negativ (Bloomberg-Median: -4,0 %; DekaBank: -5,0 %).
2. Einmal mehr war das Auf und Ab der Auftragseingänge bedingt durch den Transportsektor. Rechnet man diesen Teilbereich heraus, dann verbleibt ein monatlicher Rückgang von 1,6 % (Bloomberg-Median: -1,4 %). Neben dem Bereich Transport (-13,4 % mom) sanken die Orders im Maschinenbau (-1,5 %) und im Bereich Computer und Elektronik (-2,7 % mom). Hinsichtlich der Investitionstätigkeit der Unternehmen ist interessant, dass die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) im Januar um 1,4 % gegenüber dem Vormonat zwar gesunken sind. Allerdings war der Vormonat mit 5,2 % äußerst kräftig, sodass die Auftragslage der Unternehmen weiterhin günstig erscheint. Für die zeitnahe Entwicklung der Investitionsentwicklung der Unternehmen sind dagegen die Auslieferungen in dieser Teilabgrenzung von Relevanz. Im Vormonat lag ein ungewöhnlich kräftiger Anstieg um 1,7 % vor, sodass wir auch hier mit einem negativen Rückpralleffekt gerechnet hatten. Der blieb allerdings aus, denn die Auslieferungen für Investitionsgüter stiegen leicht um 0,1 % mom. Sowohl die Auftragseingänge als auch die Auslieferungen signalisieren damit nicht den Beginn einer Rezession.
3. Die Stimmungsrezession ist zurzeit allgegenwärtig. Kaum einer der prominenten (und nur wenige der eher unbekannten) Stimmungsindikatoren signalisiert derzeit keine rezessionsähnliche Situation (der ISMIndex für das verarbeitende Gewerbe bildet mit 50,7 Punkten bspw. eine Ausnahme). Die Realwirtschaft, und vor allem die Unternehmen, scheinen derzeit diese Signale nicht zu bestätigen. Auch ohne Kreditkrise wäre es nachvollziehbar gewesen, wenn nach der starken Investitionsdynamik am Ende des vergangenen Jahres die Investitionsindikatoren zu Beginn von 2008 zur Schwäche geneigt hätten. Diese Abschwächung ist bisher ausgeblieben. Die vielfach diskutierte gesamtwirtschaftliche Rezession wäre aber ohne eine Eintrübung der Investitionstätigkeit ein Novum. Während Rezessionen nicht zwingend Rückgänge beim privaten Konsum aufweisen müssen (Konsumrezessionen sind in den USA sogar eher die Ausnahme) gab es seit 1947 keine Rezession, in der die Investitionen der Unternehmen nicht gesunken wären. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Konjunkturdelle stattfinden wird. Nach wie vor liegen die Verwerfungen an den Kreditmärkten vor, auch wenn es in den vergangenen Wochen nicht zu einer weiteren Verschärfung gekommen ist: Die Verwerfungen an den Kreditmärkten dürften eine Belastung für die Investitionstätigkeit der Unternehmen darstellen und damit auch die wirtschaftliche Aktivität bremsen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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