Kommentar
17:31 Uhr, 03.07.2008

USA: Arbeitsmarktbericht überraschend unspektakulär

1. Nichts Neues vom US-Arbeitsmarkt: Der Arbeitsmarktbericht für Juni gleicht dem vom Mai fast auf das Haar: Die Beschäftigung sank exakt wie im Vormonat um 62.000 Personen und bestätigte damit nahezu die allgemeinen Erwartungen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: -60.000 Personen). Auch die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat mit 5,5 % unverändert. Aufgrund der statistischen Verzerrungen wurde hier mit einem Rückgang gerechnet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 5,4 %). Die Details zur Arbeitslosenquote zeigen, dass diese Verzerrungen weiterhin Bestand haben. Somit dürfte in den kommenden Monaten, obwohl der eigentliche Trend der Arbeitslosenquote grundsätzlich noch oben weist, die Arbeitslosenquote vermutlich eher fallen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne, eine ohnehin wenig volatile Zeitreihe, erhöhten sich um 0,3 % gegenüber dem Vormonat bzw. um 3,4 % gegenüber dem Vorjahr. Hier hatten wir mit einer etwas schwächeren Entwicklung gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 0,3 %, DekaBank: 0,2 %). Insgesamt ist die Lohndynamik schwächer als in den vergangenen Jahren. Sie dürfte aber ausreichend kräftig sein, um weitere Konsumzuwächse der privaten Haushalte zu ermöglichen.

2. Selten barg ein Arbeitsmarktbericht so wenig Überraschendes. Sogar die Zusammensetzung der Beschäftigungsentwicklung entspricht nahezu der des Vormonats. Die kräftigen Beschäftigungsrückgänge im produzierenden Gewerbe, die in den ersten vier Monaten des Jahres noch zu beobachten waren (Durchschnitt pro Monat knapp 90.000 Personen), haben sich im Mai und im Juni etwas abgemildert (Durchschnitt pro Monat rund 60.000 Personen). Dass am Arbeitsmarkt netto keine neuen Stellen geschaffen werden, liegt aber weiterhin am Dienstleistungsgewerbe. Hier wurde sogar in den ersten vier Monaten noch geringfügig Beschäftigung aufgebaut, während im Zeitraum Mai bis Juni die Anzahl der Beschäftigten nahezu unverändert blieb. Hintergrund hierfür ist nicht etwa der Einzelhandel, in dem zwar weiterhin Beschäftigung abgebaut wird, aber nicht mehr so stark wie zu Beginn des Jahres. Die zusätzliche Belastung findet im Bereich der Unternehmensdienstleister statt. In den ersten vier Monaten sank hier im Durchschnitt pro Monat die Beschäftigung um 25.000 Personen. In den beiden letzten Monaten lagen durchschnittliche Beschäftigungsrückgänge von 50.000 Personen vor. Der Grund für diese Entwicklung kann durchaus im Bereich von notwendigen Kosteneinsparungen liegen. Im Falle von Unternehmensdienstleistern handelt es sich um Fremdfirmen, denen man erteilte Aufträge eher kündigen kann, als eigene Beschäftigte zu entlassen. Unternehmen, die aufgrund der gestiegenen Produktionskosten Einsparmöglichkeiten suchen, werden somit in diesem Bereich leicht fündig werden. Der Arbeitsmarkt als Ganzes leidet sicherlich nur geringfügig unter den stark gestiegenen Energiekosten, für den Bereich der Unternehmensdienstleister lässt sich dies aber durchaus vermuten.

3. Im Gegensatz zur Konsum- und Investitionsdynamik deutet sich am Arbeitsmarkt noch keine Trendwende an. Gemessen an Rezessionsphasen sind zwar die bisherigen Beschäftigungsrückgänge eher gering. Mit stabilen Beschäftigungszuwächsen ist in den kommenden Monaten jedoch trotz der positiven Investitionsdynamik der Unternehmen erstmal nicht zu rechnen. Hierbei mag der Kostenfaktor in Form von hohen Energiepreisen eine Rolle spielen. Eine größere Relevanz hat zudem die Tatsache, dass im Bereich von konjunkturellen Wendepunkten wie beispielsweise im Jahr 2003 die Beschäftigungsentwicklung der Investitionsdynamik nachläuft. Somit dürfte die Trendwende am Arbeitsmarkt vermutlich erst Ende des Jahres stattfinden.

4. Im Gegensatz zur Stimmung im verarbeitenden Gewerbe sowie den Hinweisen zur Konsum- und Investitionsdynamik hat sich außerhalb des verarbeitenden Gewerbes die Stimmung im Juni verschlechtert. So sank der Einkaufsmanagerindex ISM für das nicht-verarbeitende Gewerbe im Juni überraschend deutlich von 51,7 auf 48,2 Punkte (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 51,0 Punkte).

5. Dabei wiesen die Teilkomponenten Geschäftsaktivität, Auftragseingänge und Beschäftigung jeweils Rückgänge in ähnlichem Ausmaß auf, während die Komponente für die Lieferfristen lediglich um 0,5 Punkte zurückging. Der Indikator signalisiert für sich genommen, dass die US-Wirtschaft sich weiterhin in einer Phase schwachen Wachstums befindet.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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