USA: Alle Signale stehen auf Rezession
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1. Die gestern und heute veröffentlichten US-Zahlen zeichnen alle ein eher graues Bild von der aktuellen Verfassung der Volkswirtschaft: Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen ist im März erneut von nach oben revidierten 76,4 auf 64,5 Punkte eingebrochen und damit noch stärker in den Bereich gerutscht, der einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts signalisiert. Die Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten wie auch wir hatten lediglich mit einer leichten Stimmungseintrübung gerechnet (Bloomberg-Median: 73,5 Punkte; DekaBank: 73,0 Punkte). Dabei ist die Lagekomponente mit -14,8 Punkten stärker gesunken als die Erwartungskomponente mit -10,1 Punkten.
2. Die Verschlechterung zog sich über alle fünf eingehenden Teilbefragungen hinweg. Am wenigsten dramatisch entwickelten sich noch die Arbeitsmarkterwartungen, die allerdings bereits im Vormonat den stärksten Einbruch verzeichnet hatten. Interessanterweise haben sich die Kaufpläne für Häuser und Autos, die ebenfalls bei der Umfrage ermittelt werden, völlig unauffällig bzw. sogar eher positiv entwickelt. Ein Grund hierfür könnte die Tatsache sein, dass die Verbraucher schon die Einnahmen durch die Einkommensteuerschecks aus dem Konjunkturprogramm verplanen.
3. Der gestern Nachmittag veröffentlichte Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) wurde für den Februar mit einem Wert von -1,04 gemeldet. Damit liegt er so niedrig wie seit April 2003 nicht mehr. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt liegt jetzt bei -0,87. Aufgrund von Revisionen befindet sich der Dreimonatsdurchschnitt des CFNAI nunmehr seit Dezember 2007 unter der Schwelle von -0,70. Diese gilt als Rezessionsgrenze. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die US-Wirtschaft schon in einer Rezession befindet. Der CFNAI wird von der Federal Reserve Bank of Chicago monatlich als gewichteter Mittelwert aus 85 Indikatoren ermittelt, die die Bereiche „Produktion und Einkommen“, „Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Arbeitszeiten“, „privater Konsum und Wohnimmobilien“ sowie „Umsätze, Aufträge und Lager“ abdecken.
4. Wer in den USA im Januar sein Haus verkaufen musste, der ließ kräftig Federn. Dies spiegelt sich in den heute veröffentlichten Case-Shiller- und den OFHEO (Verkäufe)-Hauserpreisindizes wider. Die Case-Shiller- Indizes, die die Hauspreise in den wichtigsten Metropolen der USA messen, sanken im Januar weiter im Rekordtempo. In der 20-Städte-Abgrenzung fielen die Preise mit -2,4 % mom (-10,7 % yoy) und damit stärker als erwartet (Bloomberg-Median: -10,5 % yoy; Dekabank: -10,6 % yoy). Der 10-Städte-Index, der die längere Historie hat, verringerte sich um 2,3 % mom bzw. 11,4 % yoy (Dezember -2,2 % mom, -9,7 % yoy). Damit wurde der Rekordrückgang des Dezembers noch einmal übertroffen. Die breit basierte Abwärtsdynamik zeigt sich auch in der regionalen Aufteilung. Nur noch in einer der zwanzig Städte (Charlotte) sind die Preise höher als im Vorjahr.
5. Die Futures-Kontrakte, die für den Case-Shiller-10 Städte-Index gehandelt werden, zeigen, dass der Markt damit rechnet, dass die Schwächephase bis Mitte dieses Jahres noch ausgeprägter verlaufen wird. Auf Basis dieser Futures-Kontrakte errechnete yoy-Raten zeigen eine Spitze von 18,1 % yoy im September 2008. Dann verlangsamt sich das Tempo der Preisanpassungen, es werden jedoch bis Ende 2009 sinkende Hauspreise erwartet.
6. Auch im landesweiten Vergleich müssen Verkäufer mit sinkenden Hauspreisen rechnen, zwar moderater als in den Metropolen alleine, dennoch aber so stark wie nie zuvor. Die ländlichen Regionen können noch ausgleichen, weil dort Spekulation keine so große Rolle gespielt hat. Den Abwärtstrend können sie aber nicht verhindern. Dies zeigt der erst zum zweiten Mal veröffentlichte OFHEO-Hauspreisindex (Verkäufe), welcher im Januar um 1,1 % mom (-3,0 % yoy) gefallen ist nach -0,6 % mom (-1,6 % yoy) im Dezember.
Die heute veröffentlichten Hauspreisindizes beziehen nur die Preisänderungen bei Verkäufen ein. Sie lassen bspw. die Neubewertung durch Gutachter bei der Veränderung einer Hypothek außen vor. Die Verkäufe machen aber nur rund ein Drittel der Transaktionen des sonst stark beachteten OFHEO-All Transactions-Index aus. Dieser wird allerdings weiterhin nur quartalsweise veröffentlicht. Nach dem letztveröffentlichten Stand für das vierte Quartal 2007 stieg der OFHEO-All Transactions-Index noch mit 0,1 % qoq (0,8 % yoy) an. Ob der Index für die Verkäufe oder aber derjenige für alle Transaktionen wichtiger ist, hängt von der Fragestellung ab. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der OFHEO-All Transactions-Index und die Case-Shiller-Indizes wohl die beiden Enden eines Veränderungsbandes darstellen. Ersterer bildet die Hauspreisentwicklung am moderatesten (in beide Richtungen) ab, letzterer mit den stärksten Schwankungen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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