Fundamentale Nachricht
08:34 Uhr, 21.04.2015

US-WTI: 3000 Bohrlöcher warten darauf, aktiviert zu werden

Konträr zu dem, was man auf den ersten Blick denken würde, hat die Ölindustrie in den USA trotz Ölpreisverfall keine Probleme, sich zu finanzieren. Die Hochzinsanleihen aus dem Sektor finden dank finanzieller Repression der Federal Reserve reisenden Absatz.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 57,61 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 63,18 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Blickt man auf die laufende Berichtssaison in den USA, so lässt sich feststellen, dass von 58 Unternehmen, die aus dem S&P 500 Index bereits Zahlen vorlegten, 75 % die Gewinnerwartungen übertrafen, was leicht besser ist als in den letzten vier Quartalen, jedoch lagen nur 45 % von ihnen über den Umsatzerwartungen, das ist weitaus schlechter als bisher. Das liegt auch am starken Dollar, der zur Fluchtwährung wird, weil dort von der Notenbank höhere Zinsen in Aussicht gestellt werden.

Derzeit sind die Leitzinsen in den USA noch bei null – und der Umstand, dass das seit Jahren gilt, trug wohl auch maßgeblich dazu bei, dass die amerikanische Ölindustrie so viel Geld in die Erschließung von Schieferölvorkommen investieren konnte.

Jedenfalls sank wie gestern gemeldet die Zahl der aktiven Bohrtürme auf dem Festland in den USA auf 954 Stück und damit auf ein Vierjahrestief, allerdings weist die BNP Paribas darauf hin, dass es insgesamt 3000 Bohrlöcher in den USA gebe, die bei wieder steigenden Ölpreisen binnen weniger Wochen in Betrieb genommen werden könnten.

Außerdem lässt sich eine interessante Feststellung machen: Die Terminkurve in der amerikanischen Ölsorte WTI flacht sich ab und am langen Ende für die Jahre 2016 und Anfang 2017 vermochte WTI es trotz wiederholter Anläufe nicht, über 65 Dollar zu steigen, bedeutet: In diesem Bereich gibt es offenbar reges Interesse der Ölindustrie für Vorausverkäufe. Bedeutet wiederum: Die Industrie sichert sich gerade die Ölproduktion im kommenden Jahr bei nicht üppigen, aber auskömmlichen 65 Dollar und damit im Gewinn ab und so lässt sich auch die Wiederinbetriebnahme vieler Ölbohrtürme im kommenden Jahr finanzieren.

Hinzu kommt, dass Ölunternehmen konträr zu dem was man annehmen würde überhaupt keine Probleme haben, sich durch Fremdkapital zu finanzieren, im Gegenteil: Die Anleihen der Ölindustrie, die zwischen 3 und 8 und noch mehr Prozent jährlich einbringen, finden reißenden Absatz, weil die Menschen vor der finanziellen Repression der Notenbank und Regierung flüchten.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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