US-Wirtschaft verlangsamt sich, Europa wird folgen
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Zürich (BoerseGo.de) - Die US-Wirtschaftsdaten lagen in den letzten vier Wochen unter den Konsensschätzungen der Ökonomen: Die Auftragseingänge in der Industrie fielen im Mai und Juni um jeweils fast ein Prozent während die Detailhandelsumsätze um durchschnittlich 0,8 Prozent sanken und die Konsumentenstimmung um zwölf Punkte zurückging. Die Ökonomen der Bank Sarasin gehen davon aus, dass es sich bei den schwachen Daten nicht um eine kurzfristige Konjunktursenke handelt, sondern um den Beginn einer erneuten Abschwächung der Konjunktur. Die Wachstumsverlangsamung werde nicht nur die USA betreffen, sondern auch China und viele andere Regionen der Welt, schreibt Chefökonom Jan Amrit Poser in seiner Finanzmarktkolumne.
Diese Entwicklung sei nichts Außergewöhnliches, sondern entspreche dem typischen Muster der Konjunktur. "Der US-Einkaufsmanagerindex im Verarbeitenden Gewerbe (ISM-Manufacturing) liegt auf dem Pfad, auf den man ihn anhand historischer Analysen erwarten sollte. Im Durchschnitt der starken Aufschwünge der Jahre 1952, `54, `58, `61, `75, `80, `83, `91 und 2004 fiel der ISM-Index um mehr als zehn Punkte, nachdem er seinen Zenit erreicht hatte. Dies hatte eine entsprechende Verlangsamung der Produktion zur Folge", erklärt Poser. Die makroökonomische Datenlage könnte sich bis ins Jahr 2011 kontinuierlich verschlechtern. Der Tiefpunkt werde wohl erst im April erreicht sein. Folgt der Abschwung dem historischen Muster, sollte der Index nicht unter das Niveau von 48,5 fallen, was zwar tief, aber nicht besorgniserregend wäre. Erst ein Niveau von 42 würde eine Rezession implizieren, so der Sarasin-Experte.
Europa scheint sich von dieser Entwicklung abzukoppeln. Während vor drei Monaten noch die Sorge vor einer Schuldenkrise dominierte, zeige sich nun, dass die Euro-Abschwächung das Geschäftsklima vorerst noch beflügelt. Europa werde sich dem globalen Trend jedoch kaum entziehen können. Tatsächlich sei der Anstieg des europäischen Geschäftsklimas im historischen Kontext nicht überraschend, da die europäische Konjunktur der US-Amerikanischen meist mit etwas Verzögerung folgt. Es sei also davon auszugehen, dass das europäische Geschäftsklima seinen Höhepunkt in den nächsten Monaten erreichen und sich dann abschwächen wird.
Die Makrodaten deuten laut Poser darauf hin, dass die Weltwirtschaft ihren Zenit im zweiten Quartal erreicht hat. Positiv wertet der Ökonom, dass das Wachstum immer noch stark ist und die Gewinne steigen. Trotzdem stünden nun vermehrt schwächere Makrodaten bevor. Je weiter das Jahr voranschreitet, desto virulenter werde die Frage nach einer erneuten Rezession werden. Da diese a priori nicht auszuschließen sei, sei es ratsam, die Datenlage genau zu beobachten. Solange es nicht zu einem externen Schock oder einer frühzeitigen Leitzinserhöhung kommt, sei ein Double-Dip-Szenario nicht wahrscheinlich. Die historischen Analysen der Bank Sarasin prognostizieren, dass die Weltkonjunktur ab dem zweiten Quartal 2011 wieder Fahrt aufnehmen sollte.
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