Fundamentale Nachricht
14:21 Uhr, 09.11.2018

US-Wachstum bleibt auf solider Basis

Goldman-Sachs-Finanzexperte Andrew Wilson ist der Meinung, dass das Ergebnis der US-Zwischenwahlen nur geringfügige Veränderungen in der US-Wirtschaftspolitik zur Folge haben wird, die bereits im Markt eingepreist sind.

New York (GodmodeTrader.de) - Die US-Zwischenwahlen am 6. November dieses Jahres führten zu einer Spaltung der Regierung. Wie allgemein erwartet, übernahm die Demokratische Partei die Kontrolle über das Repräsentantenhaus, während die Republikanische Partei ihre Mehrheit im Senat behielt. Wir gehen davon aus, dass die Märkte dieses Ergebnis weitgehend bereits eingepreist hatten und erwarten daher nur einen geringen Einfluss auf den Markt, wie Andrew Wilson, CEO für EMEA und Leiter des Global Fixed Income und Liquidity Management Teams bei Goldman Sachs Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Finanzmärkte achteten mehr auf Fundamentaldaten und tatsächliches politisches Handeln als auf politische Rhetorik. Das heiße auch, sie seien widerstandsfähiger gegenüber politischen Ereignissen oder Aussagen, denen wenige Taten folgten. Es sei nicht damit zu rechnen, dass das Ergebnis der US-Zwischenwahlen eine Ausnahme bilde. Eine gespaltene Regierung werde wahrscheinlich einen größeren Einfluss auf die politische Stimmung haben als auf die Marktperformance, heißt es weiter.

„Fundamental betrachtet bleibt das US-Wachstum auf solider Basis. Auch die US-Unternehmensgewinne im dritten Quartal waren bisher robust: Charakteristisch sind das ein starkes Gewinnwachstum und Gewinne, die die Konsenserwartungen übertroffen haben, obgleich die selbst über dem historischen Durchschnitt liegen. Der Markt hat jedoch Unternehmen bestraft, deren Gewinne unterhalb des Konsens lagen, und andere nicht ausreichend belohnt, deren Gewinne den Konsens übertroffen haben - auch noch vor dem Ergebnis der Zwischenwahl. Das liegt daran, dass sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf das kommende Jahr verlagert hat. Denn 2019 wird der finanzpolitische Rückenwind voraussichtlich geringer werden und Zölle werden den Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen verstärken. Wir sind der Meinung, dass das Wahlergebnis wahrscheinlich nur geringfügige Veränderungen in der US-Wirtschaftspolitik zur Folge hat, die bereits im Markt eingepreist sind“, so Wilson.

Die Demokraten hätten die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernommen. Damit sehe er nur begrenzt Potenzial für umfassende Änderungen in der Finanzpolitik. Eine gespaltene Regierung würde einen politischen Stillstand herbeiführen, was die Wahrscheinlichkeit weiterer fiskalpolitischer Impulse in den USA, wie eine Steuersenkung der Mittelschicht, verringere. Eine solche Situation würde es den Demokraten zudem erschweren, die bestehende Politik zu ändern, heißt es weiter.

„Sofern es keine weiteren Konjunkturimpulse gibt, gehen wir davon aus, dass die Märkte sich weiterhin auf eine mögliche Verlangsamung der US-Wirtschaft im Jahr 2019 konzentrieren. Wir glauben, dass die Märkte dieses Szenario bereits seit Längerem eingepreist haben. Das könnte sich positiv auf Risikoaktiva auswirken, wenn die Wirtschaftsdaten weiterhin stark bleiben“, so Wilson.

Die Trump-Regierung dürfte sich nun auf die Sicherung der Wiederwahl im Jahr 2020 fokussieren. Der Handel sei ein Bereich, in dem Präsident Trump seine Agenda durch die Exekutivbefugnisse seines Amtes weiterverfolgen könne. Da das Potenzial für weitere Konjunkturanreize jedoch begrenzt sei, könnte die Regierung die Handelsstreitigkeiten deeskalieren wollen, um das Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln, heißt es weiter.

„Wir sind der Meinung, dass zwei bevorstehende Ereignisse das Potenzial haben, politische Veränderungen auszulösen. Kurzfristig könnte der G20-Gipfel im November dieses Jahres mehr Klarheit über den handelspolitischen Ansatz der Trump Regierung nach den Zwischenwahlen schaffen. Danach könnte die US-Schuldenobergrenze im März 2019 wieder zu einem Thema werden, wenn das bis dahin geltende Gesetz zur Aussetzung der Schuldenobergrenze ausläuft. Historisch gesehen hat eine gespaltene Regierung das Risiko von Regierungsstillständen erhöht, wobei die Jahre 2011 und 2013 als aktuelle Beispiele dienen“, so Wilson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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