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11:29 Uhr, 10.09.2009

US-Staatshilfen nach Lehman-Pleite verzerren Wettbewerb

München (BoerseGo.de) - Die Staatshilfen im US-Finanzsektor nach der Lehman-Pleite führten dazu, dass an Investoren in diesem Bereich höhere Anforderungen gestellt würden. Diese Ansicht vertritt John Carey, Fondsmanager bei Pioneer Investments. "Die staatlichen Eingriffe der US-Regierung waren stark überdimensioniert und haben so das Wettbewerbsfeld erheblich verändert. Nun fällt es schwerer für eine Investmententscheidung den echten Geschäftserfolg eines Unternehmens ermitteln zu können“, erklärt John Carey.

Eine grundsätzliche Verhaltensänderung im amerikanischen Finanzsektor kann der Fondsmanager hingegen nicht erkennen: "Ich habe den Eindruck, dass sich bei manchen Instituten so gut wie nichts verändert hat." Selbst nach der Lehman-Pleite sehe er bei einzelnen Marktteilnehmern immer noch die Tendenz kaum kalkulierbare Risiken einzugehen. Daher hätte er es lieber gesehen, wenn die US-Regierung ihre Eingriffe deutlich geringer dosiert hätte: "Die Stützungsmaßnahmen schieben nötige grundlegende Veränderungen letztlich nur auf." Durch ihre Hilfen habe die US-Regierung vielen Akteuren die Furcht vor den negativen Konsequenzen ihres Handelns genommen. "Doch in einer Marktwirtschaft ist die Furcht das Korrektiv zur Gier." Fehlt die Furcht, nehme die Gier überhand und führe oft zu riskantem Verhalten auf dem Finanzmarkt.

Zwei wichtige Faktoren für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sieht Carey unterdessen "in der Rückkehr zu einem maßvolleren Wirtschaften sowie einer soliden Ausbildung der Akteure". Beide Faktoren seien in der Vergangenheit häufig nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt worden. Als Beispiel nennt Carey die aufkommende Furcht vor einer stark steigenden Zahl von Kreditausfällen: "Ausfälle gehören eigentlich zur Natur des Kreditgeschäfts. Es kommt aber darauf an, dass die Institute schon bei der Kreditvergabe größte Sorgfalt walten lassen und so Risiken kalkulierbar machen." Voraussetzung dafür sei jedoch entsprechend qualifiziertes Personal im Kreditgeschäft, an dem es in einigen Instituten zuweilen mangele.

Als Investor richtet Carey im US-Finanzsektor sein Augenmerk derzeit auf spezialisierte Investment-Manager sowie Sach- und Lebensversicherer, die sich seit jeher auf ihr Kerngeschäftsfeld konzentrierten. Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium sei die Qualität des Managements. Wenn beide Faktoren stimmten, böten sich attraktive Investmentchancen im Finanzsektor.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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