<b>US Small Caps: Nichtzykliker bevorzugt</b>
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Immer wieder zu Jahresbeginn werden Fondsmanager mit Bitten um ihre Prognosen für die Trends der Aktienmärkte im neuen Jahr überhäuft. Mit anderen Worten: Wo lohnt sich die Investition? Meine Prognosen für 2007 orientieren sich weniger an der Anlageform, sondern vielmehr an Fonds allgemein. Ich wage zu behaupten, dass Manager, die bei der Aktienauswahl geschickt vorgehen, den Markt übertreffen werden. Das hatte ich übrigens auch schon letztes Jahr prophezeit.
Wenn wir uns den amerikanischen Aktienmarkt anschauen, fallen einige zentrale Themen auf, die die Volkswirtschaft und den Konjunkturzyklus betreffen. Das BIP-Wachstum lässt zweifelsohne nach – die entscheidende Frage jedoch ist: wie stark? Wir rechnen für 2007 mit einer Verlangsamung des Wachstums auf 2,8 Prozent von gegenwärtig rund 3,4 Prozent. Diese Entwicklung ist zum Teil auf den rückläufigen Wohnimmobilienmarkt zurückzuführen. Bei fallenden Immobilienpreisen und sinkender Nachfrage gehen auch die Ausgaben für Bau und Einrichtung neuer Wohnhäuser zurück. Dies wirkt sich auch auf die Konsumausgaben in anderen Bereichen aus. Die Folgen dieses Abschwungs werden bereits von vielen Ertragsprognosen eingepreist.
Langsamere Gangart gut für den Markt
Ein von rückläufigem Wachstum geprägtes Umfeld sollte sich insgesamt als recht positiv für den Aktienmarkt erweisen. So würde ein Wachstum unter der Trendrate Notenbankchef Ben Bernanke und dem Offenmarktausschuss eindeutig die Arbeit erleichtern. Schließlich hatte man diese Entwicklung bereits erwartet und in diesem Jahr entsprechend eine Zinspause eingelegt. Angesichts des allmählich nachlassenden Wachstums sollte sich auch die Kerninflationsrate leichter zügeln lassen – besonders wenn der Ölpreis nicht wesentlich über das derzeitige Niveau von 60 Dollar pro Barrel steigt. Die Fed könnte sich sogar schon im nächsten Sommer für eine Lockerung der geldpolitischen Zügel entscheiden, sofern der Inflationsdruck ihrer Meinung nach ausreichend gesunken und die konjunkturelle Dynamik stärker als gewünscht abgekühlt ist. Vor diesem Hintergrund würden wir ein vergleichsweise positives Abschneiden des US-Aktienmarktes erwarten.
Die Konsumfreude der amerikanischen Verbraucher wird voraussichtlich auch im nächsten Jahr ungebrochen sein. Angesichts der in diesem Jahr ins Negative abgerutschten Sparquote ist allerdings mit einer gewissen Zügelung zu rechnen. Das Gewinnwachstum reicht aus, um den Konsum zu stützen und ist – jedenfalls außerhalb des Bereichs Corporate Banking – noch nicht auf ein Niveau gestiegen, an dem es eine Gehaltsinflation schüren würde. Unserer Einschätzung nach ist für die konjunkturelle Dynamik nur ein vernünftiges Maß an Verbraucherausgaben notwendig, da die Ausgabenentwicklung ohnehin vor allem von Wirtschaft und öffentlicher Hand angetrieben wird. Die Unternehmenslandschaft ist durch gesunde Bilanzen und hohe Liquidität geprägt. Die Zinsen liegen unter den Kapitalkosten, ein günstiges Klima für Fusionen und Übernahmen. Die Aufnahme von Fremdkapital (und damit der Erwerb anderer ertragsstarker Firmen) ist für Unternehmen und Private-Equity-Häuser jetzt vergleichsweise kostengünstig. Daher ist in verschiedenen Branchen und Sektoren mit einer Fortsetzung des Konsolidierungsprozesses zu rechnen, einschließlich grenzüberschreitender Transaktionen.
Für mich als Managerin eines US-Aktienfonds bedeutet das, dass bestimmte Sektoren insgesamt wohl besser abschneiden werden als andere. Anfällig für Verluste sind vor allem Unternehmen mit hohem Engagement im Immobilienbereich, angesichts der gegenwärtigen Situation auf dem Immobilienmarkt und dem allgemeinen Konjunkturabschwung. Auch stark auf den Konsumgütermarkt ausgerichtete Unternehmen sind im derzeitigen Umfeld anfällig. Ein Risiko besteht grundsätzlich bei den Unternehmen, deren zukünftige Erträge von einer dynamischen Konjunktur abhängen – ihre Ergebnisse könnten in den kommenden Quartalen eher enttäuschend ausfallen.
Ausgabenentwicklung in der Wirtschaft ungebrochen
Positiv abschneiden sollten dagegen Zuliefer- und Serviceunternehmen der Wirtschaft sowie konjunkturunabhängige Sektoren. Letztere profitieren davon, dass ihre Ertragsspitzen und Tiefstände sich im Laufe des Konjunkturzyklus glätten. Ansonsten dürfte die anhaltende Dollar-Schwäche auch diejenigen Unternehmen begünstigen, die ihre Einkünfte in anderen Währungen als dem US-Dollar bilanzieren. Das soll allerdings nicht heißen, dass wir nur deswegen nicht in ein Unternehmen investieren würden, weil seine Erträge auf die „falsche“ Währung lauten. Derartige Erwägungen sind lediglich Teil unserer Gesamtbeurteilung. Wir orientieren uns beim Investment auch weniger an Themen, sondern beurteilen Aktien vielmehr auf individueller Basis vor dem Hintergrund der konjunkturellen Lage und der Marktsituation.
Unternehmen mit Gewinnpotenzial
Wir halten vor allem nach unterbewerteten Wachstumsunternehmen Ausschau, wobei wir Optimismus und Realismus in Balance halten. Wir kaufen einerseits „Dauerbrenner“, die für Stabilität im Portfolio sorgen und Volatilität senken, andererseits aber auch Werte, bei denen nach starken Kursverlusten wieder eine steigende Tendenz zu erwarten ist. Jedes Unternehmen, in das wir investieren, wird gründlich durchleuchtet. Dabei setzen wir je nach Branche unterschiedliche Bewertungs-Tools und Wachstumsmessgrößen ein. Bei der Mehrzahl der Titel konzentrieren wir uns auf den freien Cashflow. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die liquiden Mittel, die Unternehmen mit ihrem Geschäft generieren.
Als Beispiel für ein Unternehmen, von dem wir uns einiges versprechen, sei die Corrections Corporation of America genannt. Dabei handelt es sich um den größten privaten Haftanstalt-Betreiber in den USA. Das Unternehmen befindet sich in einer idealen Position, um von der anhaltenden Privatisierung des Strafvollzugs zu profitieren. Die Gefängnisse sind bereits überfüllt und die Mittel für den Bau neuer Haftanstalten knapp. Dies gilt umso mehr, wenn eine Zuweisung von Mitteln zu Lasten des Budgets für Gesundheitswesen oder Bildung geht oder mit Steuererhöhungen verbunden wäre.
Ferner haben wir in ACCO Brands investiert, einen Anbieter von Bürobedarf und Computerzubehör. Wir rechnen damit, dass das Unternehmen infolge einer kürzlich erfolgten Fusion Kostensynergien realisieren und seinen Marktanteil durch globale Expansion ausweiten wird. Interessant ist auch Time Warner Telecom. Das Telekommunikationsunternehmen konzentriert sich auf den Mittelstand und profitiert von der steigenden Nachfrage nach Telekommunikationsdienstleistungen. Der jüngste Konsolidierungsprozess auf diesem Markt hat in gewissem Maß den Preisverfall in diesem Sektor aufgehalten und seine Perspektiven insgesamt verbessert.
Die Spreu vom Weizen trennen
Als Faustregel gilt, dass Investoren das nötige Vertrauen mitbringen müssen, wenn sie in kleinere Unternehmen investieren wollen. In ungewissen Zeiten setzt man in der Regel auf die relative „Sicherheit“ von Large Caps, die eine höhere Liquidität und daher vermutlich berechenbarere Erträge bieten. Dies war ganz klar der Trend während der vergangenen sechs Monate, auch wenn die Zuflüsse zu Small und Mid Caps in letzter Zeit zugenommen haben. Die Volatilität wird voraussichtlich noch eine Weile anhalten und dürfte attraktive Kaufgelegenheiten bieten. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Aus historischer Sicht gibt es allen Grund für Optimismus. Traditionell sind die Perioden, die direkt auf einen Zinsstraffungszyklus der Fed folgen und eine sanfte Landung der Konjunktur einleiten, besonders positiv für den amerikanischen Aktienmarkt. Auch wir gehen von einer sanften Landung aus, den entscheidenden Unterschied macht in diesem Jahr jedoch die kluge Aktienauswahl, davon sind wir überzeugt.
Quelle: Schroders
Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2006 rund 184,2 Mrd. Euro.
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