Kommentar
08:53 Uhr, 13.09.2007

US-Ölvorräte schrumpfen kräftig

1. Unbeeindruckt von der gestrigen OPEC-Entscheidung zur Ausweitung der Förderquoten bewegte sich der Rohölpreis heute zunächst in der Nähe seines Allzeithochs. Angesichts der enttäuschenden US-Lagerdaten erreichte schließlich die Notierung für WTI mit über 79 US-Dollar pro Barrel ein neues Rekordniveau. Die US-Rohöllagerbestände wurden um 7,0 Mio. Barrels abgebaut, das stärkste Minus in diesem Jahr (Bloomberg-Median: -2,7 Mio. Barrels). Die Benzinvorräte verzeichneten einen geringfügigen Rückgang um 0,7 Mio. Barrels, wobei sich hier langsam eine Bodenbildung abzeichnet (Bloomberg-Median: -0,5 Mio. Barrels). Die Kapazitätsauslastung der Ölraffinieren ist nach dem kräftigen Plus in der Vorwoche diesmal um 1,6 Prozentpunkte auf 90,5 % zurückgegangen. Nur die Heizöl- und Dieselvorräte wurden weiterhin dem saisonüblichen Muster entsprechend um 1,8 Mio. Barrels aufgestockt (Bloomberg-Median: 1,9 Mio. Barrels).

2. Angesichts der stark steigenden Ölpreise in den vergangenen Tagen verlagerte sich die Diskussion beim 145. OPEC-Treffen kurzfristig in Richtung einer geringfügigen Erhöhung der offiziellen Förderquoten. Eine Ausweitung der Fördermengen um 500 000 Barrels pro Tag wurde neben Saudi-Arabien, dem größten OPEC-Land, auch vom Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten befürwortet. Venezuela, Algerien und Libyen haben sich dagegen ausgesprochen. Noch vor einigen Tagen war davon auszugehen, dass die offizielle Förderquote bei 25,8 Mio. Barrels pro Tag unverändert bleiben würde. Da sich an dem grundsätzlichen Bild der weltweit gut gefüllten Öllager und des aus OPEC-Sicht mit Rohöl gut versorgten Marktes in den vergangenen Tagen nichts geändert haben kann, ist die Idee der Fördermengenausweitung eher als Anpassung der offiziellen Förderquoten an die aktuellen Produktionsmengen anzusehen. Seit November 2006 fördert die OPEC täglich durchschnittlich 640 000 Barrels Rohöl mehr als die offiziell geltende Menge. Daher ist die beschlossene Fördermengenerhöhung von 500 000 Barrels auf 26,3 Mio. Barrels pro Tag mit Wirkung zum 1. November 2007 nicht mit einer veränderten fundamentalen Einschätzung des Ölmarktes oder der Versorgungssituation in Verbindung zu bringen, sondern beseitigt lediglich das „Mogeln“ der OPEC-Länder bei den Rohölförderungsmengen. Wir erwarten, dass die tatsächlichen Produktionsmengen von dieser Entscheidung nicht tangiert werden. Daher werden die Auswirkungen dieses Beschlusses auf den Rohölpreis sowohl kurz- als auch mittelfristig allenfalls gering sein.

3. In der Woche bis einschließlich 4. September haben die Rohölspekulanten an der New York Mercantile Exchange ihre Netto-Long-Positionen nach einer vierwöchigen Abbauphase erstmals wieder ausgeweitet. Im Durchschnitt dieser Woche stieg der Preis für die Ölnotierung WTI auf über 75 US-Dollar pro Barrel kräftig an. Aufgrund der enttäuschenden Arbeitsmarktzahlen aus den USA und den damit verbundenen höheren Konjunkturrisiken wäre zu erwarten gewesen, dass die nicht-kommerziellen Händler in der laufenden Woche ihre Netto-Long-Positionierung nicht weiter ausbauen. Die jüngste Rohölpreisentwicklung in die Nähe des Allzeithochs könnte jedoch darauf hindeuten, dass die Spekulanten sich in der laufenden Woche doch verstärkt long positionieren.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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