Kommentar
09:19 Uhr, 18.05.2020

US-Notenbankchef macht Hoffnung auf das zweite Halbjahr

Fed-Chef Jerome Powell rechnet mit einer Erholung der US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr. Eine vollständige Erholung könne es aber vielleicht erst geben, wenn eine Impfung gegen Covid-19 zur Verfügung stehe, sagte Powell. Es gebe "keine Grenzen" in Bezug auf Kredithilfen für die US-Wirtschaft durch die Fed.

Für das zweite Quartal rechnet Powell mit einem dramatischen Einbruch der Wirtschaftsleistung. Der aufs Gesamtjahr hochgerechnete BIP-Einbruch könne im zweiten Quartal leicht "in den Zwanzigern oder Dreißigern" (oberhalb von 20 oder 30 Prozent) liegen, sagte Powell in einem langen Interview für die Fernsehsendung "60 Minutes". Die Arbeitslosenquote werde auf 20 oder 25 Prozent steigen. Allerdings sei die Situation nicht mit der Weltwirtschaftskrise vergleichbar, weil die US-Wirtschaft stark gewesen sei und man die wirtschaftliche Aktivität absichtlich heruntergefahren habe.

Wie die Erholung verlaufe, hänge vor allem von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab, sagte Powell. "Je schneller wir das Virus unter Kontrolle haben, desto eher können Unternehmen wieder öffnen. Und was noch wichtiger ist, je eher die Menschen zuversichtlich werden, dass sie bestimmte Arten von Aktivitäten wieder aufnehmen können. Ausgehen, in Restaurants gehen, reisen, in Flugzeugen fliegen, diese Art von Dingen."

Ob die US-Wirtschaft bereits im dritten Quartal wieder wachsen werde, sei die entscheidende Frage, so Powell. Er rechne mit Wachstum in der zweiten Jahreshälfte und es gebe eine "gute Chance", dass die Wirtschaft bereits im dritten Quartal wieder wachsen werde. Allerdings sei zunächst nicht mit einer vollständigen Erholung zu rechnen. "Ich würde sagen, wir werden nicht schnell dorthin zurückkehren, wo wir waren. Wir werden bis Ende des Jahres nicht mehr dorthin zurückkehren, wo wir waren. Das ist unwahrscheinlich", betonte Powell.

Eine vollständige Erholung werde es möglicherweise erst geben, wenn eine Impfung zur Verfügung stehe. "Damit sich die Wirtschaft vollständig erholen kann, müssen die Menschen voll zuversichtlich sein. Und das muss möglicherweise auf die Ankunft eines Impfstoffs warten. Aber auf jeden Fall kann die Wirtschaft sich weiter erholen und bald verbessern", so Powell.

"Langfristig und sogar mittelfristig sollte man nicht gegen die amerikanische Wirtschaft wetten. Diese Wirtschaft wird sich erholen. Und das bedeutet, dass die Leute wieder arbeiten werden", sagte Powell. "Die Arbeitslosigkeit wird wieder sinken. Wir werden das durchstehen. Es kann eine Weile dauern. Es kann einige Zeit dauern. Es könnte sich bis Ende nächsten Jahres erstrecken. Wir wissen es wirklich nicht."

Ob Politik und Notenbank bereits genügend Konjunkturhilfen auf den Weg gebracht hätten, wisse man nicht, sagte Powell. "Ich glaube nicht, dass wir die Antwort darauf kennen. Es kann durchaus sein, dass die Fed mehr tun muss. Es kann sein, dass der Kongress mehr tun muss. Und der Grund, warum wir mehr tun müssen, ist, längerfristige Schäden für die Wirtschaft zu vermeiden", sagte Powell.

Die US-Notenbank könne ihre Hilfen für die Wirtschaft noch deutlich ausweiten, betonte Powell. "Wir können noch viel mehr tun. Wir haben das getan, was wir vorübergehend tun konnten. Aber uns ist die Munition noch lange nicht ausgegangen. Nein, es gibt wirklich keine Grenzen, was wir mit diesen Kreditprogrammen machen können. Wir können also noch viel mehr tun, um die Wirtschaft zu unterstützen, und wir verpflichten uns, alles zu tun, was wir können, solange wir müssen", betonte Powell. "Zunächst einmal können wir sicherlich unsere bestehenden Kreditprogramme erweitern. Bei Bedarf können wir neue Kreditprogramme starten. Wir können das schaffen. Es gibt Dinge, die wir in der Geldpolitik tun können. Es gibt eine Reihe von Dimensionen, in denen wir uns bewegen können, um die Politik noch akkommodierender zu gestalten. Durch die Forward Guidance können wir unsere Strategie zum Kauf von Vermögenswerten ändern. Es gibt eine Menge Dinge, die wir tun können."

Im Zuge der Corona-Pandemie hatte die US-Notenbank historisch einmalige Hilfsprogramme auf den Weg gebracht. Der Leitzins wurde auf das Rekordtief von von null bis 0,25 Prozent gesenkt. Zudem versprach die Fed unbegrenzte Anleihenkäufe und brachte zahlreiche Kreditprogramme auf den Weg, um gezielt kleine und mittlere Unternehmen sowie Städte und Bundesstaaten mit Finanzspritzen zu unterstützen.


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13 Kommentare

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  • tschak
    tschak

    Low Inflation, ZIRPolicy (mehr oder weniger)
    Whatever it takes (also FED-Put und potential Fiscal-Policy PUT)
    Jetz oder nie: Bull Market : --)

    09:31 Uhr, 19.05.2020
  • Data75
    Data75

    Heute sind dann auch die letzten Shorts ausgestoppt. Großteil aber letztlich Long. Ganz schön fett. Was für ein Bullenmarkt.

    17:36 Uhr, 18.05.2020
  • Data75
    Data75

    Mittlerweile gammelt sich der Markt förmlich nach oben. Keine wirklichen Rücksetzer mehr. Einfach immer nachkaufen. Sehr langweilig.

    17:06 Uhr, 18.05.2020
  • Data75
    Data75

    WHO warnt bereits, man soll sich auf die zweite Welle einstellen. Könnte auch gleich als Doppelwelle mit anderer Krankheit kommen.

    14:41 Uhr, 18.05.2020
  • mariahellwig
    mariahellwig

    "Langfristig und sogar mittelfristig sollte man nicht gegen die amerikanische Wirtschaft wetten."

    Damit es niemand überhört hat!

    12:27 Uhr, 18.05.2020
  • Data75
    Data75

    Arbeitslosenquote von bis zu 25% + gedämpfte Wirtschaft solange es keinen Impfstoff gibt. Zum Glück hat hohe Arbeitslosigkeit nichts mit dem Konsumverhalten zu tun und wir haben auch schon so viele Impfstoffe für die anderen Viren in der Coronafamilie gefunden. Also strong long. ;) Heute wieder Kaufrausch.

    09:45 Uhr, 18.05.2020
    1 Antwort anzeigen
  • hochdietassen
    hochdietassen

    No Limits seitens der FED. Da müsste der DJ doch bei 30.000 stehen ….

    09:22 Uhr, 18.05.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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