Kommentar
11:15 Uhr, 22.01.2021

US-Notenbank und Aktienmarkt vor herausforderndem Jahr

Wenn die US-Notenbank herausgefordert ist, ist es der Aktienmarkt meist auch. Herausforderungen gibt es in diesem Jahr viele.

Worum es bei diesen Herausforderungen geht, sprachen einige Notenbanker in den letzten Tagen an. Eine davon ist Inflation. James Bullard, Präsident der Notenbank von St. Louis, lieferte gleich eine Reihe an Argumenten, weshalb Inflation in diesem Jahr zum Thema wird. Jeder macht etwas anderes für steigende Inflation verantwortlich. In diesem Jahr ist es aber irrelevant, welchen Standpunkt man einnimmt. Sie alle sind erfüllt. So gibt es diejenigen, die Inflation als monetäres Phänomen betrachten. Je mehr Geld in Umlauf gebracht wird, desto wahrscheinlicher ist Inflation. Die Geldmenge ist zuletzt so schnell gestiegen wie noch nie. Nun hat das Geldmengenwachstum nach der Finanzkrise nicht zu hoher Inflation geführt. Geldmengenwachstum ist derzeit aber nicht der einzige Faktor. Da sind z.B. die hohen Haushaltsdefizite des Staates. Wer daran glaubt, dass hohe Staatsausgaben zu Inflation führen, muss in diesem Jahr fest damit rechnen...

Wer auch das für nicht stichhaltig hält, hat eine Wirtschaft, die relativ schnell zu überhitzen droht. Konsumenten haben viel Geld. Es wird nur bedingt ausgegeben, weil es eben derzeit viele Einschränkungen gibt. Glückt die Impfkampagne, kann viel Nachfrage auf begrenztes Angebot treffen. Das Angebot ist kurzfristig begrenzt, weil Lieferketten nicht einwandfrei funktionieren, die Lager leer sind und viele Unternehmen auch schlichtweg permanent geschlossen sind. Es kann kurzfristig ein Kapazitätsproblem geben. Spätestens das sorgt für höhere Inflation.

Steigt die Inflation und ist gleichzeitig eine Überhitzung der Wirtschaft bereits mit wenig zu erreichen, fragt man sich, wieso die Notenbank weiterhin unbegrenzt Anleihen kaufen sollte. Erste Stimmen befürchten, dass die Notenbank ihr QE Programm zurückfahren könnte. Es hieß ja, dass so viele Anleihen gekauft werden wie notwendig. Droht die Wirtschaft schnell zu überhitzen, kann man von dieser Notwendigkeit wohl kaum noch sprechen.

Das Zurückfahren von QE gab es schon einmal. 2012 und 2013 führte das zum Taper Tantrum. Die Zinsen stiegen innerhalb kurzer Zeit rasant an. Am Aktienmarkt sorgte das für Verunsicherung. Damals war die Bewertung jedoch deutlich niedriger als heute. Der Korrekturbedarf ist heute entsprechend größer.


Wenn Marktteilnehmer ein Zurückfahren von QE erwarten, reicht das aus, um für eine Korrektur am Aktienmarkt zu sorgen. Die Notenbank muss hier geschickt agieren. Sie muss die Erwartungen managen. Das ist leichter gesagt als getan, da die Notenbank nicht einfach versprechen kann, dass sie QE nicht antastet. Die Notenbank will sich die Optionen offenhalten. Wie versichert man Anlegern, dass QE weitergeht, ohne es explizit zu garantieren?

Da ist viel blindes Zutrauen von Marktteilnehmern gefragt. Die Erfahrung zeigt, dass Anleger der Notenbank vor allem dann glauben, wenn sie Fakten sehen. Diese sind schwer zu bekommen, wenn sich die Notenbank nicht festlegen will. Es wird ein schwieriges Manöver die Ruhe beizubehalten, wenn gleichzeitig alles (Inflation, Überhitzung, Staatsausgaben) für eine Reduktion von QE spricht.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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