Kommentar
21:11 Uhr, 01.05.2019

US-Notenbank senkt Zins für Überschussreserven

Wie erwartet belässt die US-Notenbank den Leitzins in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Der Zins für die Überschussreserven (IOER-Zins) der Banken wurde leicht gesenkt, was aber allgemein als rein "technische" Änderung angesehen wird.

Hinweis: Updates von der Pressekonferenz mit Fed-Präsident Jerome Powell finden Sie am Ende des Artikels.

Nach einer Kehrtwende in den ersten Monaten des Jahres hält die US-Notenbank vorerst an ihrer abwartenden Haltung in der Geldpolitik fest. Der Leitzins bleibt wie erwartet in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent, wie die US-Notenbank am Mittwoch nach ihrer zweitägigen Zinssitzung mitteilte.

Der Zinssatz für die Überschussreserven der Banken (Interest on Excess Reserves, IOER) wurde allerdings von 2,40 Prozent auf 2,35 Prozent gesenkt. Dies gilt allgemein als rein "technische" Änderung, um den kurzfristigen Zins am Interbankenmarkt in der durch den Leitzins vorgegebenen Spanne zu halten. Entsprechend äußerte sich auch Fed-Präsident Jerome Powell auf der Pressekonferenz (siehe unten). Zuletzt hatte der kurzfristige Zins am Interbankenmarkt den IOER-Zins überschritten. Dies hatte Sorgen ausgelöst, dass die Fed die Kontrolle über die kurzfristigen Zinsen verlieren könnte (Lesen Sie dazu: Heimlicher Zinsanstieg: Verliert die Fed die Kontrolle?). Am Markt könnte die nun erfolgte Senkung möglicherweise trotzdem als Zeichen verstanden werden, dass es auch beim Leitzins perspektivisch zu Zinssenkungen kommen könnte. Der Markt hatte zuletzt ohnehin damit gerechnet, dass die nächste Leitzinsänderung bereits wieder eine Senkung sein wird.

Die Fed zeigte sich im Statement zum Zinsentscheid etwas besorgter, dass die Inflation länger unter dem Ziel von zwei Prozent bleiben könnte. Erstmals war im Statement ein Satz enthalten, wonach die Kerninflation unter dem Ziel von zwei Prozent liege. Der Arbeitsmarkt sei weiter stark, heißt es.

Die Fed bestätigte, dass ihr Programm zum Abbau der Bilanzsumme ("Quantitative Tightening") per Ende September eingestellt wird. Wie bereits angekündigt wird zudem das Volumen des Abbau des Anleihebestands bereits ab Mai, also ab sofort, von 30 auf 15 Milliarden Dollar halbiert.

Aus Angst vor einer deutlichen Eintrübung der Konjunktur hatte die US-Notenbank beim letzten Zinsentscheid weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr eine Absage erteilt und zudem angekündigt, ihr Programm zum Abbau der Bilanzsumme einzustellen. Allerdings haben sich die Wachstumssorgen bisher nicht bestätigt: Im ersten Quartal wuchs die US-Wirtschaft mit einer auf das Gesamtjahr hochgerechneten Rate von 3,2 Prozent, wie am Freitag mitgeteilt wurde. Die Volkswirte der Banken hatten hingegen nur ein Plus von 2,3 Prozent erwartet.

Wichtige Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell auf der Pressekonferenz:

  • Die jüngsten Wirtschaftsdaten fielen ungefähr wie erwartet aus. Wachstum und Jobzuwächse waren etwas stärker als erwartet, die Inflation etwas schwächer.
  • Die Risiken für den Ausblick haben sich zuletzt etwas abgemildert. So seien jüngste Wirtschaftsdaten aus Europa und China positiver als zuvor, der Brexit wurde verschoben und beim Handelskonflikt gebe es Anzeichen für eine Einigung.
  • Im Rahmen einer vorläufigen Betrachtung hat sich die Fed damit beschäftigt, wie die Bilanz der Fed künftig zusammensetzen sollen. Kurzfristig sind aber keine Entscheidungen zu erwarten, die Fed will sich gegen Ende des Jahres wieder mit der Frage beschäftigen. Mögliche Änderungen sollen mit deutlichem zeitlichen Vorlauf kommuniziert werden.
  • Die Senkung des Zinses für die Überschussreserven (IOER-Zins) bedeute keine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung. Bereits zwei Mal sei der IOER-Zins im vergangenen Jahr gesenkt worden, um den kurzfristigen Geldmarktzins im durch den Leitzins vorgegebenen Rahmen zu halten.
  • Man sehe aktuell keine starken Argumente dafür, den Leitzins in die eine oder andere Richtung zu verändern, so Powell. Man sei zufrieden mit der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung.
  • Wenn der kurzfristige Geldmarktzins die vorgegebene Spanne geringfügig verlassen sollte, hätte das keine schwerwiegenden Folgen, so Powell. Man habe aber Mittel wie heutige IOER-Zinssenkung, um den Zins in der vorgegebenen Spanne zu halten. Es handele sich um eine rein technische Änderung. Die Transmission der Geldpolitik in andere kurzfristige Zinssätze sei sehr gut gewesen, und es sei grundsätzlich wichtig, dass die Fed die Kontrolle behalte.
  • Einige Vermögenspreise seien zu einem gewissen Grad "erhöht", so Powell, es gebe aber keine extreme Überbewertung. Risiken für das Finanzsystem seien insgesamt auf einem im historischen Vergleich niedrigen Niveau.
  • Angesprochen auf die Forderungen von US-Präsident Donald Trump, wonach die Fed den Leitzins um einen ganzen Prozentpunkt senken solle und ein neues QE-Programm aufgelegt werden solle, betonte Powell, dass die Fed bei ihren Entscheidungen keine politischen Erwägungen berücksichtige und sich nicht in die eine oder andere Richtung beeinflussen lasse.
  • Falls es notwendig werden sollte, sei die Fed bereit, ihre Möglichkeiten zu nutzen wie den IOER-Zins erneut zu senken, um den kurzfristigen Zins in der vorgegebenen Spanne zu halten. Man werde voraussichtlich auch prüfen, ob REPO-Geschäfte als zusätzliche Maßnahme geeignet seien.
  • Es gebe keine Anzeichen für ein Überhitzen der Wirtschaft, so Powell. Man sehe dies unter anderem an der schwachen Inflation.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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