Kommentar
20:14 Uhr, 06.07.2022

US-Notenbank deutet noch restriktivere Geldpolitik an

Beim Zinsentscheid im Juli dürfte der Leitzins um 50 oder 75 Basispunkte angehoben werden, heißt es im Protokoll zur letzten Fed-Sitzung. Zugleich wird auf die Möglichkeit einer "noch restriktiveren Haltung" verwiesen, wenn der hohe Inflationsdruck anhalten sollte.

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Die US-Notenbank Fed hat am Abend ihr Protokoll zur Zinssitzung am 14. und 15. Juni veröffentlicht und darin eine weitere schnelle geldpolitische Straffung angedeutet.

Mit Blick auf den Zinsentscheid am 27. Juli waren die Teilnehmer der Meinung, "dass eine Erhöhung um 50 oder 75 Basispunkte bei der nächsten Sitzung wahrscheinlich angemessen wäre", heißt es im Protokoll zum Zinsentscheid. Entsprechend hatte sich schon Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz zum letzten Zinsentscheid geäußert.

Im Protokoll wurde zugleich die Möglichkeit einer noch schnelleren geldpolitischen Straffung angedeutet. "Die Teilnehmer stimmten darin überein, dass die wirtschaftlichen Aussichten einen Übergang zu einer restriktiven Politik rechtfertigten, und sie verwiesen auf die Möglichkeit, dass eine noch restriktivere Haltung angebracht sein könnte, wenn der erhöhte Inflationsdruck anhalten sollte", heißt es im Protokoll.

Zugleich wird aber auch auf die Möglichkeit einer Überprüfung der geldpolitischen Strategie "später im Jahr" verwiesen, wenn der Leitzins voraussichtlich "nahe oder über" dem langfristigen Niveau liegen werde. Dies könnte auf eine mögliche Pause bei den Zinserhöhungen im späteren Jahresverlauf hindeuten.

Viele Mitglieder sähen ein Risiko für eine sich verfestigende Inflation, wenn die Entschlossenheit der Fed zur Inflationsbekämpfung von der Öffentlichkeit angezweifelt werde, heißt es im Protokoll. Es gebe wenig Hinweise darauf, dass sich die Lieferkettenprobleme so weit entspannen, dass der Inflationsdruck nachlasse.

Allerdings äußerten sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses auch zu möglichen Gefahren einer zu drastischen Straffung der Geldpolitik. Es gebe Abwärtsrisiken für das Wachstum und die Möglichkeit, dass die Zinsanhebungen einen stärker als erwarteten Effekt haben könnten, wurde von Mitgliedern des Offenmarktausschusses angemerkt. "Die Teilnehmer erkannten, dass eine Straffung der Politik das Tempo des Wirtschaftswachstums für eine gewisse Zeit verlangsamen könnte, aber sie sahen die Rückkehr der Inflation auf zwei Prozent als kritisch an, um dauerhaft eine maximale Beschäftigung zu erreichen“, heißt es.

Ein Satz aus dem Protokoll zum vorherigen Zinsentscheid, in dem es geheißen hatte, dass man "starke Arbeitsmarktbedingungen aufrechterhalten" wolle, während man zum Zwei-Prozent-Inflationsziel zurückkehre, tauchte im Protokoll nicht mehr auf.

Die US-Notenbank Fed hatte den Leitzins beim Zinsentscheid am 15. Juni um 0,75 Prozentpunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent angehoben. Es hatte sich um die dritte Zinserhöhung seit dem Beginn der Zinserhöhungen und den ersten Zinsschritt in Höhe von 75 Basispunkten seit 28 Jahren gehandelt. Fed-Präsident Jerome Powell hatte auf der Pressekonferenz den Zinsschritt als ungewöhnlich groß charakterisiert und gesagt, dass er nicht davon ausgehe, dass solche Zinsschritte künftig üblich würden. Für den kommenden Zinsentscheid am 27. Juli sei eine Anhebung um 0,5 Prozentpunkte oder 0,75 Prozentpunkte am wahrscheinlichsten, hatte Powell bereits auf der Pressekonferenz gesagt.

Die US-Inflationsdaten für Juni werden erst in der kommenden Woche veröffentlicht. Im Mai war die Inflationsrate in den USA auf 8,6 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 1981 geklettert. Die sogenannte Kerninflationsrate, bei der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert werden, sank leicht von 6,2 Prozent auf 6,0 Prozent. Auch das bevorzugte Fed-Inflationsmaß, die PCE-Kerninflationsrate, sank leicht von 4,9 Prozent im April auf 4,7 Prozent. Alle Inflationskennzahlen lagen aber weiter deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der US-Notenbank.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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