US-Inflationsdaten verpassen S&P500, Nasdaq, DAX, Euro-Dollar und Gold einen Tiefschlag – Wie geht es weiter?
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- Nasdaq-100Kursstand: 11.935,55 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Zum Ende der Handelswoche nimmt der Verkaufsdruck bei S&P 500 (3.971,619 -1,04 %) und Nasdaq Composite (11.373,14 -1,87 %)deutlich zu, was auch den L&S DAX (15.209,74 -1,72 %)deutlich mit nach unten zieht. Verantwortlich dafür sind die neuesten US-Inflationsdaten.
So sind die Verbraucherpreise gemessen am PCE-Preisindex im Januar um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, das lag deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von 0,4 Prozent. Damit beschleunigt sich der Preisauftrieb, nachdem die Rate für Dezember bei 0,2 Prozent lag. Der Anstieg um 0,6 Prozent ist sogar der stärkste Zuwachs seit Juni 2022 (1,0 Prozent)!
Im Jahresvergleich hat sich die Rate im Januar gemessen am PCE-Preisindex auf 5,4 Prozent beschleunigt – erwartet war ein Rückgang auf 4,9 Prozent - , während der Wert für Dezember von 5,0 auf 5,3 Prozent nach oben korrigiert worden ist. Das zeigt, dass der Preisauftrieb in den vergangenen zwei Monaten deutlich stärker war als uns viele „Experten“ weißmachen wollten.
Der PCE-Preisindex ist eine Erfindung der Fed. Dabei tut man so, dass die Amerikaner bei steigenden Preisen in dem einen Bereich auf preisgünstigere Güter ausweichen. Wenn also die Preise für Steaks kräftig steigen, steigen die Amerikaner auf Hamburger um, womit die Inflation also künstlich nach unten gerechnet wird.
Ähnlich unerfreulich wie zum PCE-Preisindex selbst waren die Zahlen zur Kernrate des PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed. Dabei wird der Index um Nahrungsmittel und Energie bereinigt. Die Kernrate hat sich im Januar auf 0,6 Prozent beschleunigt – das lag deutlich über den Erwartungen von 0,4 Prozent und war zugleich der stärkste Anstieg seit August - , während der Wert für Dezember von 0,3 auf 0,4 Prozent nach oben korrigiert worden ist.
Im Jahresvergleich hat sich die Kernrate auf 4,7 Prozent beschleunigt, während der Wert für Dezember von 4,4 auf 4,6 Prozent nach oben korrigiert worden ist. Volkswirte hatten für Januar einen leichten Rückgang auf 4,3 Prozent vorhergesagt, dann kann aber einmal mehr die Realität dazwischen.
Im Klartext: das sind verheerende Inflationsdaten, die meiner Meinung nach völlig zu Recht die Aktienmärkte nach unten rauschen lassen.
US-Inflationsdaten treiben US-Zinsen und Dollar nach oben…
Die neuesten Inflationsdaten verstärken die ohnehin zunehmenden Inflationssorgen der Investoren. Daraufhin steigen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und nähern sich der Marke von 4,0 Prozent. Gleichzeitig klettert die Terminal Rate, also der Höhepunkt im Zinszyklus, für Juli auf 5,39 Prozent, während bis zum Jahresende nur noch Zinssenkungen um mickrige 10 Basispunkte (0,1 Prozentpunkt) eingepreist sind.
Im Klartext: Die Investoren erwarten, dass die Fed die Leitzinsen in den nächsten paar Monaten um insgesamt 75 Basispunkte anheben wird, um sie anschließend bis zum Jahresende auf diesem hohen Niveau zu belassen. Das ist ein Hiobsbotschaft für all jene Investoren, die bislang darauf gewettet hatten, dass die US-Inflationsdaten in den nächsten Monaten zügig sinken würden, woraufhin die Fed ab Herbst mit deutlichen Zinssenkungen beginnen würde. Diese Erwartungen haben sich völlig in Luft aufgelöst.
… und damit im Gegenzug die US-Indizes nach unten
Und die Aktienmärkte beginnen völlig zu Recht darauf zu reagieren, ist doch der S&P500 mit einem KGV von 18,0 in einem Umfeld, in dem die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bei fast 4 Prozent sind, meiner Meinung nach völlig überbewertet. Und das KGV für den Nasdaq Composite ist mit 26 noch astronomischer! Wahnsinn!
Kein Wunder, dass in Folge des US-Zinsanstiegs S&P500 und Nasdaq heute einbrechen, zumal die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben ziehen. Damit haben die US-Indizes von zwei Seiten deutlichen Gegenwind. In den Indizes steckt noch eine große Menge Luft.
Kein Wunder ist auch, dass Investoren bei vielen US-Tech-Werten, wie Tesla Inc. (187,24 € 0,19 %), NVIDIA Corp. (221,70 € 0,68 %), Apple Inc. (139,16 € -0,29 %), Microsoft Corp. (236,65 € -0,67 %), Amazon.com Inc. (88,36 € -1,05 %), Advanced Micro Devices Inc. (73,84 € -0,63 %), Adobe Inc. (305,40 € -6,32 %), Alphabet Inc. (Class C) (84,76 € -0,77 %)und Netflix Inc. (300,75 € 0,38 %)kräftig den Verkaufen-Knopf drücken. Denn bei steigenden US-Zinsen werden die erwartet stark steigenden Gewinne umso stärker abdiskontiert.
Sollten die US-Zinsen in den nächsten Tagen und Wochen weiter steigen – wovon ich ausgehe -, und möglicherweise schnell die Marke von 4,0 Prozent überschreiten und die Mehr-Jahres-Hochs bei 4,25 Prozent in Angriff nehmen und damit den Dollar deutlich nach oben ziehen, sollte der Verkaufsdruck bei S&P500 und Nasdaq zwangsläufig zunehmen.
Umso wichtiger wird die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts für Februar am Freitag, 10. März. Am Dienstag, 14. März werden dann die Inflationsdaten für Februar vorgelegt, ehe am Mittwoch, 22. März die nächste Fed-Sitzung folgt. Für viele Investoren ist eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte ausgemacht Sache. Inzwischen spekulieren Anleger allmählich, dass es sogar 50 Basispunkte werden könnte.
Im DAX führen heute Zykliker und jene Unternehmen die Verliererliste an, die unter den steigenden Zinsen am Stärksten leiden, oder hoch bewertet sind. Zu den größten Verlierern gehören daher BASF SE (48,210 € -7,59 %), Vonovia SE (24,09 € -3,87 %), Porsche AG Vz (110,60 € -3,15 %), Porsche Automobil Holding SE (53,20 € -2,53 %), Infineon Technologies AG (33,670 € -3,29 %), Continental AG (66,20 € -2,88 %), Daimler Truck Holding (29,870 € -3,51 %), Volkswagen AG Vz. (127,94 € -3,00 %), Covestro AG (40,44 € -2,25 %), Zalando SE (37,90 € -2,90 %), Mercedes-Benz AG (72,06 € -2,77 %) und BMW AG (97,47 € -2,19 %).
Wie oben geschrieben ziehen die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben, woraufhin der Euro unter Druck ist. Mit Kursen von 1,0550 Dollar je Euro notiert der Euro in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Anfang Dezember. Ich gehe davon aus, dass der Euro nach der monatelangen Erholung bis Anfang Februar nun erst einmal auf Talfahrt bleiben sollte.
Bei weiter steigenden US-Zinsen und einem steigenden Dollar hat zudem Gold von zwei Seiten Gegenwind. Daher dürfte der Kursrückgang bei dem Edelmetall erst einmal weitergehen.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
Vielen Dank für Ihre verständlichen wissensartikel mit eingebauten kurz Erklärungen.
Ich lerne stätig....