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10:24 Uhr, 29.08.2013

US-Geldpolitik: Globaler Einfluss war nie größer

London (BoerseGo.de) - Während die wirtschaftliche Macht der USA vergleichsweise abgenommen hat, ist der globale Einfluss der amerikanischen Geldpolitik ungebrochen groß, besonders auf den internationalen Bondmärkten. „Wenn die USA niesen, bekommt der Rest der Welt eine Erkältung.“ Mit diesem Sprichwort wurde die Rolle der USA häufig beschrieben, als das Land noch der unumstrittene Antriebsmotor der Weltwirtschaft war, wie Miles Geldard und Lee Manzi, Fondsmanager des Jupiter Strategic Total Return Sicav und des Jupiter Global Convertibles Sicav In einem aktuellen Marktkommentar schreiben.

Heute gelte diese Aussage immer noch, wenn es um die Reichweite der amerikanischen Geldpolitik der Federal Reserve gehe, die mit massiven Liquiditätsspritzen die Finanzmärkte in aller Welt beeinflusse. Der starke Verfall der Bondpreise im zweiten Quartal sei beispielsweise darauf zurück zu führen, dass die USA angedeutet hätten, dass ein Punkt kommen würde, an dem sie ihren Aufkauf von Anleihen im Rahmen des Quantitative Easing (QE) zurückfahren würden. Zwar habe die Zentralbank keinerlei Andeutungen gemacht, dass die Zinsen steigen würden, doch die Angst, dass QE auslaufen könnte, hatte den deutlich stärkeren Einfluss, heißt es weiter.

„Der resultierende Verfall der Bondpreise wirkte sich am stärksten bei Emerging Markets–Anleihen aus, also in einem Segment, das unserer Meinung nach schon seit geraumer Zeit überbewertet und überrepräsentiert war, weil sich viele Investoren hier die höchsten Renditen versprachen. Schwellenländer-Anleihen reagieren besonders sensibel auf ein mögliches Ende des quantitativen Lockerungsprogramms, weil die Spreads bei Anleihen in Fremd- und Landeswährung sehr gering sind und die Währungen schnell an Wert gegenüber einem erstarkten Dollar verlieren können.

In den entwickelten Märkten mag die Botschaft der US-Notenbank, dass keine unmittelbare Zinserhöhung ansteht, angekommen sein, dennoch ist klar, dass die Zinsen wieder steigen werden, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. In Europa hat Draghis Anleiheaufkaufprogramm für Stabilität gesorgt, doch aufgrund struktureller Probleme bleiben die Märkte anfällig für ein erneutes Aufflackern der Eurokrise. Französische Staatsanleihen sind besonders gefährdet, denn die Renditen sind extrem niedrig und der Markt wurde nur durch massive Aufkäufe durch französische Banken und die Zentralbank stabilisiert“, so Geldard und Manzi.

Da die US-Geldpolitik von großer globaler Tragweite sei, spiele die Entwicklung der US-Wirtschaft, der größten Ökonomie der Welt, eine Schlüsselrolle. Die weitere Erholung am US-Wohnungsmarkt stärke die amerikanische Wirtschaft in einer Zeit, in der die Wachstumsperspektive für die Weltwirtschaft nach wie vor fragil sei. Die Wohnungspreise in den USA seien gestiegen und der Markt verzeichne wieder erhöhte Aktivität. Die US-Hypothekenzinsen verzeichneten derweil keinen wesentlichen Anstieg, was im Sinne der amerikanischen Notenbank sei - solange bis die Wirtschaft wieder robuster und neue Arbeitsplätze geschaffen worden seien. So gebe es Anlass zu der Einschätzung, dass der US-Wohnungsmarkt in nächster Zeit ein Schlüsselfaktor für die Erholung der US-Wirtschaft sein werde.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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