„US-Fiskal-Schummel“ beeinflusst besonders Emerging Markets
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Stockholm (BoerseGo.de) - Die Finanzmärkte begrüßten den Kompromiss im US-Haushaltsstreit nur wegen der Alternative – nämlich kein Kompromiss. Es war wichtig, denn das Worstcase-Szenario von scharfen Steuererhöhungen und dramatischen Ausgabekürzungen hätten die USA in die Rezession geführt, mit erheblichen Einflüssen auf die Weltwirtschaft. „Aber es war nicht gut genug, denn die größten Probleme wurden nicht gelöst, sondern nur um einige Monate verschoben“, sagt Marcus Svedberg, Chefvolkswirt von East Capital.
Dennoch sei ein Fiskal-Schummel immer noch besser als ein Sturz von der Fiskal-Klippe, auch wenn es bedeute, dass die Diskussionen wieder aufflammen und die nächsten Wochen und Monate beherrschen werden. „Das Problem ist aber, dass die Haushaltslage in den USA einen großen Einfluss auf den Rest der Welt und insbesondere die Emerging Markets hat“, so der Wirtschaftsexperte. Es gebe zwei wesentliche Übertragungsmechanismen.
Der erste und offensichtlichste sei die Realwirtschaft. Die US-Wirtschaft als größte Wirtschaft der Welt sei sowohl für Investitionen und Welthandel, als auch für die Rohstoffpreise enorm wichtig. „Der Sturz von der Fiskalklippe hätte den USA ein Wachstumsminus von fünf Prozent beschert. Mit dem Kompromiss sind es nur maximal 1,5 Prozent“, sagt Svedberg. Der zweite Mechanismus betreffe den Risikoappetit. Die USA habe nicht nur die größte Volkswirtschaft, sondern auch den größten Finanzmarkt der Welt. Das Unvermögen der Politiker bei der Lösung von grundlegenden Wirtschaftsproblemen, führe bei Investoren zu einer gesteigerten Risikoaversion. „Die Ironie dabei ist, dass nicht etwa der US-Dollar oder amerikanische Anleihen darunter leiden, sondern die Vermögenswerte in den Emerging Markets“, sagt Svedberg. Der Grund hinter dieser widersinnigen Marktreaktion sei die Tatsache, dass das meiste Kapital aus Industrieländern stamme, das wieder zurückfließt sobald Volatilität einsetzt.
Wie schon in der Euro-Krise schaffe es die Politik nicht das durchzusetzen, was die Wirtschaft für notwendig erachtet. Die US-Politiker hätten vor Ablauf des Jahres genug Zeit gehabt um das Haushaltsproblem zu lösen, aber es hätte sich wieder einmal herausgestellt, dass sich die politische Realität von der wirtschaftlichen grundlegend unterscheidet. Dennoch gehe man für 2013 von einer Normalisierung der Finanzmärkte aus. „Solange die Zentralbanken die Wirtschaft weiterhin mit Sonderprogrammen unterstützen, was für das ganze Jahr erwartet wird, sollten die Märkte stabil bleiben oder sogar noch zulegen“, sagt Svedberg.
Mit der Abwendung der Worstcase-Szenarien in den USA, der Eurozone und in China im Laufe des letzten Jahres unterstütze die Ansicht, dass sich die Weltwirtschaft in diesem Jahr normalisieren werde und auf den Finanzmärkten die Fundamentaldaten wieder wichtiger werden als Stimmungen. „Dies wird aber nicht über Nacht passieren“, so Svedberg abschließend.
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