Kommentar
08:37 Uhr, 22.07.2013

US-Dollar: Stärke schon wieder vorbei?

Über den US Dollar wird in letzter Zeit viel geschrieben – vollkommen zu Recht. Erstmals seit 10 Jahren gibt es die Chance auf eine größere Wende beim Dollar. Das ist schon fast historisch. Die Ankündigung der Fed, die QE Programme in absehbarer Zeit zu beenden, führte zu einer regelrechten Dollar-Rally. Neben der Begeisterung über die Reinkarnation mischen sich aber auch mehr und mehr kritische Stimmen. Denn: ein starker Dollar könnte die US Wirtschaft abwürgen und das Handelsbilanzdefizit wieder massiv ausweiten. Als Konsequenz würden die USA wieder in den Sumpf des Lebens auf Pump abgleiten. Ist das Comeback damit schon wieder vorbei?

Alles eine Frage der Perspektive

Die Stärke bzw. Schwäche des Dollars wird über den USD Index abgebildet. Der Index ist ein Korb aus mehreren Währungen. Steigt der Index, bedeutet dies, dass der USD gegenüber anderen Währungen an Wert gewinnt. Der in den Medien diskutierte Index ist allerdings nur einer von insgesamt drei USD Indizes und spiegelt nicht unbedingt die ganze Wahrheit wider. In diesem Index sind der Euro, Yen, Kanadische Dollar, das Britische Pfund, Schwedische Krone und Schweizer Franken gewichtet. Mit einem Anteil von etwas über 57% kommt dem Euro eine besondere Bedeutung zu. Im ersten Chart ist der Verlauf des Index gezeigt.

In Anbetracht der Tatsache, dass der USD gegenüber dem Yen in kurzer Zeit über 20% verloren hat, bewegt sich der Index noch in geordneten Bahnen. Wegen der vergleichsweise geringen Gewichtung der anderen Währungen (Yen 13,6%, GBP 11,9%, CAD 9,1%, SEK 4,2%, CHF 3,6%) hängt der Verlauf maßgeblich vom Wechselkurs EUR/USD ab.

Der Chart zeigt zwei USD Indizes. Beide stellen das Verhältnis zu den großen Währungsräumen dar. Einziger Unterschied ist, dass der eine Index nominal und der andere real ist. Letzterer zeigt den echten Wertgewinn bzw. Verlust der letzten Jahre. Der Unterschied sieht nicht groß aus, macht sich über die Jahre aber deutlich bemerkbar. Wenn vom großen Wertverfall des Dollar gesprochen wird, meinen Analysten den nominalen Index, der vom Hoch bis zum Tief fast 50% an Wert eingebüßt hat. Real sieht es ein wenig besser aus. Hier betrug der Verlust 38%. Das ist immer noch viel, aber nicht so schlimm, wie immer behauptet wird. Vor allem ist aber eines wichtig: real hat der Abwärtstrend des Dollar bereits 2008 geendet. Und schon jetzt hat der Index ein Niveau erreicht, welches höher ist als jenes zwischen 1987 und 1995. Damit relativiert sich die Story vom schwachen Dollar ein wenig.

Beide Indizes zeigen inzwischen eine Bodenbildung und den Beginn eines neuen Aufwärtstrends. Die Geschichte des Dollarwerts ist damit aber nur zur Hälfte erzählt. Auch wenn sich ein Großteil des Handels immer noch zwischen den westlichen Industrienationen abspielt, kann man die Wechselkurse zu anderen Währungen nicht ignorieren. Diese finden sich im USD Index „Other“ wieder. Die Bezeichnung ist von der Fed nicht gerade gut gewählt, soll aber letztlich ausdrücken, dass es sich um den USD im Vergleich zu Währungen handelt, die die Hauptwährungen EUR, GBP usw. nicht berücksichtigen.

Der OITP (other importan trading partners) Index beinhaltet die Währungen von Mexico, China, Taiwan, Korea, Singapur, Hong Kong, Malaysia, Brasilien, Thailand, Philippinen, Indonesien, Indien, Israel, Saudi Arabien, Russland, Argentinien, Venezuela, Chile und Kolumbien. Nominell hat der USD im Vergleich massiv an Wert gewonnen. In den letzten 40 Jahren hat sich der Wert des USD fast versechzigfacht. Real schwankt der Index in einer ±14% Range um den Wert von 107 Punkten. Gerade seit 2009 werfen Schwellenländer den USA vor, sich durch QE einen Wettbewerbsvorteil zu erkaufen. Die Abwertung entsprach real tatsächlich knapp 20%, nominal gerade einmal die Hälfte davon. So etwas macht sich im Handel natürlich bemerkbar. So dramatisch wie behauptet, ist es dann aber doch wieder nicht.

Zuletzt lohnt sich noch ein Blick auf den breiten USD Index, der sowohl die Majors als auch die Sekundärwährungen berücksichtigt. Der Index befindet sich momentan wieder auf dem Niveau von 1995. Ein leichter Aufwärtstrend deutet sich an. Insgesamt ist bei allen drei Indizes die Situation sehr ähnlich. Der USD hat seit 2001 tendenziell an Wert verloren. Historisch gesehen hat er aber keine nennenswerten neuen Tiefs mehr gesehen – zumindest real nicht. Seit Ende letzten Jahres deutet sich nun eine Bodenbildung bzw. ein Aufwärtstrend an.

Wie weit geht die Dollar-Stärke?

Die Langzeitbetrachtung relativiert die Schlagzeilen, die teils zu lesen waren. Unter anderem ließen sich Titel wie „Zurück auf den Thron“ finden. Der historische Verlauf zeigt, dass der Dollar gar keine so dramatische Schwäche gezeigt hat, wie herbeibeschworen. Mit dem langsamen Ende der Geldschwemme dürfte sich der Trend noch einige Zeit fortsetzen. Egal in welcher Form, der Index zeigt wunderschöne Zyklen. Aufwärtsbewegungen dauerten im Durchschnitt 7 Jahre, während die Abwärtsbewegungen ca. 10 Jahre dauerten. Dieser Logik folgend stehen die Zeichen für eine Dollaraufwertung in den kommenden 5 Jahren auf Grün. Die derzeitige Dynamik ist sehr hoch. Innerhalb kurzer Zeit hat der USD Index für die Hauptwährungen bereits 20% gewonnen. Insgesamt ist mit einer Aufwertung zwischen 35 bis 60% zu rechnen.

Die Situation ähnelt ein wenig jener aus den Jahren 1994 und 1995. Anfang der 90er Jahre fielen die USA in eine Rezession, die zur monetären Lockerung führte, wie sie zuvor selten umgesetzt wurde. Das Zinsniveau fiel mehrere Jahre und stagnierte dann auf niedrigem Level. Bereits Ende 1993, noch bevor an den Zinsen geschraubt wurde, begannen die Renditen für langläufige Staatsanleihen zu steigen. Erst langsam, wie auch in den vergangenen 9 Monaten vor der Ankündigung der Fed, die QE Programme zurückzufahren. Als dann die Zinsen tatsächlich angehoben wurden, was für alle Marktteilnehmer sehr überraschend kam, schossen die Renditen für Anleihen nach oben. Der Anstieg war gut 50% für 10-jährige Anleihen. Dieser Rendite-Schock ist dabei sich zu wiederholen bzw. die ganze Geschichte ist dabei, sich zu wiederholen. Tritt das Szenario so ähnlich ein wie 1994, dann könnte der USD Index Verlauf in etwa so aussehen, wie im nächsten Chart dargestellt. Demnach sollte der Trend bis Ende 2014 oder sogar in das Jahr 2015 hinein eine solide Fortsetzung finden.

Mittelfristig sind bei dem Index Rücksetzer ab 86-87 zu erwarten. Hier bewegt sich der langfristige Abwärtstrend. Danach kann es bis 100 Punkte gehen und eventuell sogar noch ein wenig darüber hinaus. Natürlich fragt man sich, ob ein solches Szenario überhaupt realistisch ist. Die USA sind stark verschuldet, große Teile des Landes eigentlich marode. Die Wirtschaft erholt sich gerade erst soweit, dass die Arbeitslosigkeit nachhaltig sinken kann bzw. die Zuversicht der Menschen wieder so groß ist, dass sie erstmalig seit Jahren überhaupt wieder auf den Arbeitsmarkt drängen. Ein starker Dollar gefährdet diese Erholung ja irgendwie. Die ohnehin schwache Exportwirtschaft dürfte leiden und wieder mehr aus China importiert werden.

Ein starker Dollar könnte die zaghafte Reindustrialisierung des Landes wieder kippen, weil es einfach günstiger ist, Güter zu importieren, statt sie selbst zu produzieren. Das Handelsbilanzdefizit dürfte sich damit wieder radikal ausweiten und das bei anhaltenden Haushaltsdefiziten. Das sind alles keine rosigen Aussichten. Es gibt Argumente, die dennoch für eine Dollaraufwertung sprechen, die der Wirtschaft nicht nachhaltig schaden müssen. Ein starker Dollar hält die Inflation im Zaum, weil vor allem Preissteigerungen bei Rohstoffen abgefedert werden. Zudem basiert die Reindustrialisierung maßgeblich auf dem neuen Ölboom. Noch häufen die USA 50% ihres jährlichen Defizits über Ölimporte an. Das wird sich mehr und mehr ändern.

Einen nicht zu unterschätzenden Effekt dürften auch die steigenden Zinsen haben. Nach fünf Jahren der Niedrigzinsen könnte sich in den kommenden zwei Jahren ein regelrechter Investitionsschub abzeichnen. Mit den guten wirtschaftlichen Aussichten lohnen sich Investitionen, zumal sie in den kommenden Jahren nicht mehr so günstig zu finanzieren sein werden. Das sind alles Argumente, die 1994 fehlten und trotzdem ging es gut. Lediglich Aktien sollten es in den nächsten 12 Monaten schwer haben, nachhaltig neue Hochs zu erreichen. Zieht man auch hier Parallelen zu 1994 droht ein Jahr der volatilen Seitwärtsbewegung. Danach könnte eine große Rallye starten.

Zurück zur Währung: Der USD Index lässt sich z.B. über das Zertifikat DE000CZ2RET8 handeln. Dieser open-end Knock Out Schein hat sein KO bei 74,05 Punkten. Der Basiswert wird mit einem Hebel von 9 abgebildet. Solange der Index über 80,70 (mittelfristiger Aufwärtstrend) notiert, besteht die Chance auf einen Anstieg auf 86 Punkte. Dort verläuft der langfristige Abwärtstrend. Den Bereich zu überwinden dürfte zunächst schwerfallen. Gelingt der Ausbruch über dieses Level, ist mit einem Anstieg auf zunächst 90 und dann ca. 100 zu rechnen.

Viel Erfolg

Clemens Schmale

ISIN

Basiswert

Limit

Stop Loss

Take Profit

Risiko

DE000CZ2RET8

USD Index

82

80,50

Ab 86

Spekulativ

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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