Kommentar
07:04 Uhr, 01.08.2016

US-Daten: Perfekt für die Börse!

Die US-Wirtschaft enttäuschte im zweiten Quartal, doch für den Aktienmarkt ist das gut.

Wenn es für die Börse so etwas wie einen „Sweet Spot“ gibt, dann sicherlich diesen: moderates Wachstum, moderate Inflation, gesundes Konsumwachstum und ein stabiler Wechselkurs. All diese Punkte erfüllt die US Wirtschaft gerade. Nicht alle gehen auf die eigenen Leistungen zurück, aber darauf kommt es ja nicht an.

An den gestern veröffentlichten Wachstumszahlen kann man viel aussetzen. Da sind zum Beispiel die stark rückläufigen Investitionen. Sie fielen um annualisiert 9,7 % (Grafik 1). Einen so starken Rückgang gab es in diesem Aufschwung bisher noch nie und das Ausmaß ist erschreckend. Es zeigt, dass Unternehmen keinen Anstand machen zu investieren. Allerdings sind nicht nur die Unternehmen schuld. Auch Investitionen von Privatpersonen fielen deutlich ab.

Ein Teil des Investitionsrückgangs wird sich im dritten Quartal wieder relativieren. Insbesondere Investitionen in Wohnimmobilien sollten sich erholen. Die Nachfrage nach Immobilien ist ungebrochen hoch. Eine anhaltende Flaute ist nicht zu befürchten.

Negativ wirkte sich auf das Wachstum auch aus, dass Unternehmen ihre Lagerbestände reduzierten. Das war absehbar, denn Unternehmen hatten in den vergangenen Quartalen ihre Lagerbestände stark ausgebaut. Irgendwann müssen die Dinge auch verkauft werden. Lagerbestände binden immerhin viel Kapital.
Die Produktion dürfte mit geräumten Lagern in Q3 wieder ansteigen. Großartig wird das Wachstum in Q3 vermutlich dennoch nicht. In Q2 stieg der private Konsum um 4,2 %. Ein absoluter Spitzenwert auf Sicht vieler Jahre. In diesem Tempo geht es vermutlich nicht weiter. Vielmehr scheint sich das Wachstum immer mehr an der 1 % Marke zu orientieren als an der 2 % Marke.

Die US Wirtschaft ist in diesem Jahr erst mit einer Jahresrate von einem Prozent gewachsen. Es müssen wahre Wunder geschehen, damit sich dieser Wert verdoppelt. Für die Börse ist das jedoch keine schlechte, sondern eine gute Nachricht. Hätte sich das Wachstum nun deutlich beschleunigt, würde die Notenbank die Zinsen rascher anheben als gedacht. Die Unsicherheit darüber scheint nun erst einmal ausgeräumt.

Betrachtet man das gesamthafte Wachstum (Grafik 2), dann zeigt sich ein gewisser Zyklus seit Ende der Rezession. Die Wirtschaft expandierte jeweils 5-7 Quartale und fiel dann auf ein Nullwachstum oder negative Werte zurück. Das aktuelle zyklische Tief wurde in Q1 erreicht. Im Gegensatz zu den Jahren 2009 bis 2014 ist das Wachstum nun jedoch weniger volatil. Der Zyklus ist der gleiche, nur deutlich stärker geglättet. Das kann natürlich einfach an den Statistiken liegen, doch nimmt man die Zahlen so hin, dann ist ein weniger volatiles Wachstum positiv zu sehen.

Erfreulich waren positive Signale aus dem Handel. Die Exporte stiegen, während die Importe etwas zurückfielen. Der Handel konnte so zum Wachstum beitragen. Der Wechselkurs spielt dabei eine besondere Rolle. Der Dollar bewegt sich seit einiger Zeit seitwärts, sodass Unternehmen wenigstens nicht mehr unter einer Dollaraufwertung leiden.

Solange sich das Wachstum nicht beschleunigt, wird der Dollar auch nicht weiter aufwerten, da eine Zinserhöhung dann vom Tisch ist. Andere Notenbanken können nicht dagegen halten wie die japanische Notenbank heute zeigte. Sie lockerte die Geldpolitik weiter, indem sie ihr Aktienkaufprogramm nahezu verdoppelte, doch das führte letztlich nur zu einer Enttäuschung des Marktes und einer Yen-Aufwertung.

Die US-Wachstumszahlen sind nicht phänomenal – und das ist gut so, zumindest für die Börse.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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