US-Daten lassen DAX, S&P500 und Nasdaq einbrechen – Lage noch schlimmer als befürchtet
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- Nasdaq-100Kursstand: 11.039,47 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Allerdings begann sich das Umfeld bereits Mitte der Woche zu verschlechtern. Der gestern veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht macht alles nur noch schlimmer.
Der US-Arbeitsmarktbericht hat S&P 500 , Nasdaq und DAX einen kräftigen Tiefschlag verpasst, woraufhin die Indizes nach unten rauschen. Im September waren 263.000 Jobs geschaffen worden, nach 315.000 für August. Der September-Wert lag damit nur leicht über den Schätzungen der Volkswirte von 250.000.
Geschockt hat Investoren allerdings, dass die Arbeitslosenquote im September auf 3,5 Prozent gesunken ist, gegenüber 3,7 Prozent für August. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte, die eine stabile Quote vorhergesagt hatten. 3,5 Prozent egalisiert damit das 50-Jahres-Tief, das im Juli 2022, sowie jeweils im Januar und Februar 2020, also kurz vor dem Ausbruch der Pandemie, erreicht worden war.
Die überraschend gesunkene und extrem niedrige Arbeitslosenquote für September 2022 schürt bei Investoren die Sorge, dass die Fed bei der nächsten Sitzung ihren Kurs kräftiger Zinserhöhungen fortsetzen dürfte. So ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) bei der nächsten Sitzung am 2. November aktuell auf 82,3 Prozent nach oben geschossen, nach 75,2 Prozent am gestrigen Donnerstag. Vor einer Woche waren es sogar nur 56,5 Prozent.
Gleichzeitig schossen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um 6 Basispunkte auf 3,88 Prozent nach oben und nähern sich damit rapide der Vier-Prozent-Marke. Das würde das höchste Niveau seit Oktober 2008 bedeuten, also seit 14 Jahren!
Die stark steigenden US-Zinsen lassen S&P500, Nasdaq Composite und Gold einbrechen, zumal das Edelmetall zusätzlichen Gegenwind vom steigenden Dollar bekommt.
Wie geht es weiter?
Nach der Bärenmarktrally vom vergangenen Montag und Dienstag bei S&P500, Nasdaq und DAX war ich davon ausgegangen, dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar kurzfristig etwas weiter sinken könnten, womit die Erholung an den Aktienmärkten hätte weitergehen sollen. Allerdings kam es völlig anders, als ich erwartet hatte.
Das lag einerseits an der Entscheidung der OPEC+ vorm vergangenen Mittwoch, die Förderung um herbe zwei Mio. Barrel pro Tag zu drosseln. Und andererseits am überraschend starken Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor, den das Institute for Supply Management (ISM) am gleichen Tag veröffentlicht hat.
Gestern kam dann die herbe Gewinnwarnung von Advanced Micro Devices vom Vorabend nach Börsenschluss in den USA hinzu, die zahlreiche Tech-Aktien, wie Apple, NVIDIA , Amazon.com , Microsoft , Meta Platforms , Alphabet, Netflix und Intel mit nach unten reißt.
Dass Tesla den Einbruch am Gesamtmarkt mit übergroßen Verlusten anführt, sollte niemanden überraschen. Immerhin ist Tesla mit einem Börsenwert von 740 Mrd. Dollar – eine völlig absurde Bewertung! - mehr wert als die 15 größten Autobauer der Welt zusammen.
S&P500 ist weiterhin enorm hoch bewertet
Tatsache ist, dass entgegen meiner Erwartung die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zügig in Richtung des 14-Jahres-Hochs laufen und damit S&P500 und DAX erheblich belasten. Denn der S&P500 ist mit einem KGV von 15,8 weiterhin sehr hoch bewertet – und das in einem Umfeld, in dem die Fed die Leitzinsen weiter kräftig erhöhen dürfte und damit die US-Wirtschaft umso schneller in eine umso schwerere Rezession schicken dürfte, während gleichzeitig eine weltweite Rezession mit großen Schritten heraufzieht.
Gleichzeitig sinken die Gewinnschätzungen für 2023 zusehends, so sind es aktuell nurmehr 241,0 Punkte, was aber immer noch einen Anstieg um 7,7 Prozent gegenüber 2022 bedeuten würde. Im Umfeld einer weltweiten Rezession sollten die Gewinne der S&P500 allerdings einbrechen, wobei ich 200 Punkte für 2023 als optimistische Schätzung betrachten würde.
Wenn eine Bärenmarktrally, die auf der Hoffnung auf eine mögliche Kehrtwende der Fed beruhte, bereits nach nur zwei Tagen ausläuft, dann fürchte ich, dass die Talfahrt noch deutlich tiefer gehen dürfte als viele Anleger derzeit wahrhaben wollen. Sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weiter nach oben schießen, dürften S&P500, Nasdaq und DAX leider schon bald auf neue Tiefs einbrechen.
Banges Warten auf US-Inflationsdaten
Die einzige Hoffnung für die Bullen bleibt die Vorlage der US-Inflationsdaten um kommenden Donnerstag, 13. Oktober (14.30 Uhr). Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate auf 8,1 Prozent für September zurückgehen, nach 8,3 Prozent für August. Allerdings soll die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Kernrate von 6,3 auf 6,5 Prozent steigen und damit zeigen, dass es unterschwellig weiterhin einen kräftigen Aufwärtsdruck bei den Verbraucherpreisen gibt.
Um bei Investoren neue Hoffnung auf eine mögliche Kehrtwende der Fed zu schüren, müssten die Daten deutlich besser sein als erwartet. Sollten sie hingegen auch nur etwas schlechter sein als erwartet, gerade weil die Kernrate stärker steigen sollte als befürchtet, dürfte sich der Crash bei S&P500, Nasdaq und DAX beschleunigen.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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