Kommentar
09:32 Uhr, 29.04.2015

US-Berichtssaison: Die Gewinner und die Ausrede der Verlierer

Die US Bilanzsaison ist in voller Fahrt. Gewinner sind rar. Die Börse feiert trotzdem.

 Und bei Unternehmen, die schwächere Bilanzen veröffentlichen, ist auch schon ein Schuldiger gefunden.

Erwähnte Instrumente

Die meisten US Unternehmen kämpfen darum die bereits deutlich nach unten revidierten Erwartungen nicht noch einmal zu unterbieten. Vielen gelingt das nicht. Es hapert bei Umsatz und Gewinn. Die Börse stört das nicht, denn es gibt ja auch eine gute Erklärung für das Debakel: der Dollar ist zu stark. Es gibt keine Bilanz, in der diese Erklärung fehlt. Ehrlich gesagt, ich kann es schon nicht mehr hören, vor allem, weil es eine billige Ausrede ist.

 Es stimmt, der Dollar hat im ersten Quartal an Wert gewonnen. Hört man den Bilanzpressekonferenzen zu, dann hat man fast den Eindruck, der Dollar wäre in den vergangenen Monaten um 30% gestiegen. Tatsächlich ist er um 5% stärker geworden (gemessen am US Dollar Index). Bei den meisten US Unternehmen kommen 30 bis 60% der Einnahmen aus dem Ausland. Der Zugewinn der Währung sollte also einen negativen Einfluss von 1,5% bis 3% haben. Die meisten Unternehmen weisen jedoch Rückgänge von 3 bis 6% aus. Man kann es also nicht alles einfach nur auf Währungseffekte schieben.



In der verhaltenen Bilanzsaison gibt es nicht nur Verlierer. Einige ganz große Gewinner sind dabei. Seit gestern Abend gesellt sich zu einigen Schwergewichten wie Wells Fargo und Microsoft auch Apple.

Apple hat wieder einmal überrascht. Mit über 13 Mrd. Gewinn (Grafik 1) schlägt Apple jedes andere Unternehmen. Das Quartal ist so gut gelaufen, dass man für das Gesamtjahr einen Gewinn von 46 Mrd. erwarten darf. Das ist eine realistische Möglichkeit. Wer besonders optimistisch ist, der kann auch 50 Mrd. erwarten. 


Die absoluten Zahlen sind beeindruckend. Die Unternehmen mit den höchsten absoluten Gewinnen in der bisherigen Bilanzsaison sind in Grafik 1 dargestellt. Wie sieht es aber relativ aus? Grafik 2 zeigt die Kurs-Gewinn, Kurs-Umsatz und Kurs-Buchwertverhältnisse der Unternehmen. Die meisten Werte liegen im Großen und Ganzen im Marktdurchschnitt. Ein Unternehmen fällt jedoch deutlich heraus: Microsoft. Die Aktie machte nach Veröffentlichung der Zahlen einen Satz von über 10% nach oben. Für ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Mrd. ist das keine Selbstverständlichkeit.

Von den großen Unternehmen hat Microsoft die Krone abgeräumt. Die absoluten Zahlen sind nicht berauschend. Darauf kommt es Anlegern derzeit allerdings auch nicht an. Microsoft konnte ein höheres Umsatzwachstum ausweisen als erwartet.

Anleger waren absolut entzückt. Was für ein Fehler! Microsoft ist knapp 400 Mrd. USD wert. Der Gewinn liegt aufs Jahr gerechnet bei knapp 20 Mrd. Mit einem KGV von 20 ist Microsoft bewertet wie ein Wachstumsunternehmen. Microsoft kann wachsen, aber nur auf Kosten der Marge. Ebenso holt das Unternehmen auf, was es in den vergangenen Jahren verloren hat. Persönlich empfinde ich das Unternehmen schon hart an der Grenze der Überbewertung.

Die Bilanzsaison ist bisher ernüchternd. Einige positive Überraschungen gab es. Den Markt lockt es dennoch nicht aus der Reserve. Der Ausbruch lässt noch auf sich warten. Das kann wahrscheinlich nur die Fed ändern. Sie gibt morgen Abend ihre neuesten Beschlüsse bekannt.

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3 Kommentare

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  • 0815
    0815

    Der USD Index hat sich in den letzten 12 Monaten um 20% verteuert. Das ist schon nicht unerheblich für die Konzerne.

    12:31 Uhr, 29.04. 2015
  • USexpert
    USexpert

    CIA Daten fuer USA in 2014: GDB 17.460 Milliarden $, Export total nur 1.610 Milliarden $, Import total 2.334 Milliarden $. Starker Dollar hat auch fuer Profite gesorgt und zwar bei den Importen. Es ist also war dass man hier nur die falschen Ausreden verwendet - insbesonsere weil es ja keine 30-60% der Einahmen aus dem Ausland stammen !

    11:34 Uhr, 29.04. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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