Kommentar
13:20 Uhr, 18.08.2005

US-Berichtssaison bestätigt glänzenden Ausblick

Der optimistischere Ausblick, den Andrew Holliman, Manager des Threadneedle American Growth Fund, für US-Aktien zeichnet, ist von den ermutigenden Berichten der Unternehmen für das 2. Quartal gestützt worden. Die Mehrheit der Unternehmen hat inzwischen ihre Zahlen abgeliefert. Etwa 70 Prozent von ihnen übertrafen die Schätzungen.

Energie- und Technologiesektor mit erfreulichen Ergebnissen

Da die Weltwirtschaft sich besser entwickelt als erwartet und der Ölpreis an neue Höchststände stößt, schnitten vor allem die Energieunternehmen am besten ab. Das Förderunternehmen XTO Energy verdoppelte den Gewinn und auch Ultra Petroleum war unter jenen Titeln, die Aufmerksamkeit erregten.

Ein anderes Gebiet mit einer starken Entwicklung war der Technologiesektor. Die Zahlen von IBM erhielten Auftrieb durch den Verkauf der PC-Division und die gute Nachfrage nach der Software sowie den Dienstleistungen von IBM. Die Zahlen, die von Avaya und Texas Instruments veröffentlicht wurden, stellten den Markt gleichfalls zufrieden. Es gab zwar einige Rückschläge, allerdings ist es bemerkenswert, dass sie weniger mit einer glanzlosen Performance zu tun hatten, sondern mehr mit dem Vorgehen der jeweiligen Unternehmensführung. Sowohl Microsoft als auch Intel übertrafen ihre Gewinnprognosen, enttäuschten aber die Analysten mit ihren Erwartungen für die kommenden Quartale. Es ist möglich, dass einige Unternehmen tiefstapeln und absichtlich zu konservative Schätzungen abgeben. Sollte dies der Fall sein, so sind die Bewertungen der Technologiewerte nach wie vor attraktiv und man kann weiterhin eine Outperformance erwarten. Allerdings ließen niedrigere Erträge, die auf engere Margen zurückzuführen sind, den Glanz der Internetsuchmaschinen Yahoo und Google ein wenig verblassen. Der Kurs von eBay hingegen schnellte um 21 Prozent herauf, als bekannt wurde, dass der Gewinn um 53 Prozent in die Höhe geschossen ist.

Ermutigend ist auch, dass die Unternehmen, die gesunde Bilanzdaten präsentieren, aus allen Bereichen des Marktes kommen. Darunter befinden sich auch solche Schwergewichte wie Boeing, Bristol Myers Squibb, Starbucks sowie Procter & Gamble, die alle ihre Ziele erreichten. Sara Lee, Andrew Corporation und Blockbuster befanden sich bei der Minderheit, die zurückfiel.

Währungsbeziehungen berücksichtigen

Das zusammengefasste Gewinnwachstum für das zweite Quartal wird wahrscheinlich rund 14 Prozent betragen, was etwas über unserer Schätzung von elf Prozent liegt. Doch bevor wir beginnen, unsere Prognosen insgesamt zu verändern, müssen wir die verschiedenen Währungsbeziehungen berücksichtigen, die auf die Gewinnentwicklung dieses Jahres Einfluss haben werden. Zunächst wird ein stärkerer Dollar einen dämpfenden Einfluss haben, besonders im vierten Quartal. Analysten neigen mitunter dazu, die Auswirkungen der Währung so lange zu ignorieren, bis sie aktuell sind. Der zweite Gegenwind kommt vom Ölpreis. Selbst angesichts eines Preises von 65 Dollar je Barrel mag die Nachfrage robust bleiben. Aber es gibt keinen Weg vorherzusagen, wann das unvermeidliche Niveau erreicht sein wird, das zu einem Anstieg der Inflation und zu einer Verlangsamung des Wachstums führt. Und schließlich neigen Analysten dazu, von ihren Prognosen wieder Abstand zu nehmen. So erscheinen zum Beispiel die Wachstumsraten, die für Industriewerte (20 Prozent), für Banken (15 Prozent) und für den Einzelhandel (18 Prozent) angenommen werden, für die zweite Hälfte des Jahres ausgesprochen optimistisch. Andererseits sind die Prognosen für die Energietitel im vierten Quartal, wo eine Wachstumsrate von zehn Prozent vorhergesagt wird, wahrscheinlich zu niedrig angesetzt.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die gute Gewinnentwicklung uns bestärkt, zuversichtlich bei US-Aktien zu bleiben. Außerdem sollte die relative Underperformance des US-Marktes seit Jahresbeginn ein Zeichen dafür sein, dass bis zum Jahresende noch eine Aufholung anstehen könnte.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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