US-Benzinvorräte so knapp wie noch nie
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1. Die Auswirkungen von Hurrikan Ike bestimmen weiterhin das Bild bei den US-Lagerbeständen. In der Woche bis einschließlich 19. September sind die Rohölvorräte um 1,5 Mio. Barrels geschrumpft (Bloomberg-Median: -2,5 Mio. Barrels). Viel ausgeprägter war der erneute Rückgang bei den Benzinlagerbeständen um 5,9 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: -3,6 Mio. Barrels). Die US-Benzinvorräte liegen nunmehr 11% unter ihrem 5-Jahresdurchschnitt (in der jeweils 38. Kalenderwoche) und das Niveau ist so tief wie noch nie seit 1990, dem Beginn der Zeitreihe. Die Knappheit spiegelt sich auch in den US-Benzinpreisen wider, die den starken Ölpreisrückgang in den vergangenen drei Wochen kaum nachvollzogen haben. Auch die Heizöl- und Dieselvorräte schrumpften mit -4,2 Mio. Barrels spürbar (Bloomberg-Median: -1,5 Mio. Barrels). Ursache für den starken Rückgang bei den Produktlagern ist der erneute massive Einbruch bei der Kapazitätsauslastung der Ölraffinieren, was ebenfalls auf die Folgen der Hurrikans zurückzuführen ist. Die US-Ölraffinerien arbeiten derzeit mit einem Auslastungsgrad von 66,7 %, ein Minus von 10,7 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorwoche. Auch dies ist ein historischer Tiefststand, denn im Jahr 2005 sank die Auslastung in Folge von Hurrikan Katrina „nur“ auf knapp 70 %.
2. Rohstoffe sind wieder stärker als sicherer Anlagehafen gefragt. Rohöl verteuerte sich seit vergangenem Dienstag von 90 US-Dollar auf zeitweise sogar 130 US-Dollar. Der Anstieg von 110 auf 130 US-Dollar war jedoch nur kurzzeitig und weitgehend auf technische Faktoren beim Auslaufen des Oktober- Terminkontrakts von Rohöl am Montagabend zurückzuführen. Seitdem notiert der jetzt aktuelle Novemberkontrakt im Bereich von 105 bis 110 US-Dollar. Mitte vergangener Woche war es zunächst die neuerliche Zuspitzung der Finanzmarktkrise, die den Ölpreis ansteigen ließ, weil sie die Anleger in den vermeintlich sicheren Rohstoffhafen trieb. Seit Ende vergangener Woche waren es dann das Rettungspaket der USRegierung und vor allem die damit verbundenen Inflationssorgen sowie die Abwertung des US-Dollar, auf die der Ölpreis mit einem weiteren Anstieg reagierte. Unterstützend für den Rohölpreis wirken sich derzeit aber auch andere Faktoren aus. Im Golf von Mexiko sind noch immer bis zu 80 % der Produktionskapazitäten im Zuge der Nachwehen der Hurrikans Gustav und Ike außer Betrieb. Hiervon sind nicht nur Ölförderanlagen, sondern auch Raffinerien betroffen. Dieser Flaschenhals bei der Treibstoffherstellungskette drückte sich auch in steigenden US-Spritpreisen aus. Zudem führen anhaltende Unruhen in Nigeria zu Produktionsausfällen bei Rohöl. Angesichts dieser Entwicklungen rechnen wir für die kommenden Monate mit Ölpreisen in der Spanne zwischen 110 und 120 US-Dollar.
3. Die Rohölspekulanten glaubten zuletzt ebenfalls verstärkt an steigende Ölpreise und weiteten ihre Netto-Long-Positionen an der New York Mercantile Exchange in der Woche bis einschließlich 16. September von 6 auf knapp 20 Tausend Kontrakte aus. Dabei wurden sowohl Long-Positionen auf- als auch Short-Positionen abgebaut. Die derzeitige Netto-Positionierung der nicht-kommerziellen Händler ist nicht als besonders stark einzuschätzen. Doch lösten die Rekordölpreisniveaus vor wenigen Monaten und die damals noch merklich höhere Netto-Long-Positionierung der nicht-kommerziellen Händler eine Debatte über den Einfluss der Spekulanten auf die Ölpreisentwicklung aus. Ende vergangener Woche hat nun das Repräsentantenhaus der Vereinigen Staaten einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der von der USAufsichtsbehörde für den Warenterminhandel (CFTC) verlangt, strengere Regeln bezüglich des Terminhandels an den Öl- und Agrarmärkten zu schaffen. Hierbei handelt es sich vor allem um Obergrenzen für große Futurespositionen. Bestimmte Einschränkungen und Obergrenzen existieren zwar bereits, doch wurden bislang viele Ausnahmen zugelassen. Dies soll in Zukunft strikter gehandhabt werden. Damit der Gesetzesentwurf zum geltenden Gesetz wird, müssen jedoch noch der US-Senat und das Weiße Haus zustimmen. Es gibt klare Signale vom „Office of Management and Budget“ dafür, dass das Weiße Haus seine Zustimmung verweigern könnte. Ein solches Gesetz würde seiner Ansicht nach die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Terminmärkte beeinträchtigen und die CFTC von ihrer eigentlichen Aufgabe, der Sicherstellung von fairem und effizientem Terminhandel, ablenken. Eins scheint in dieser Debatte jedenfalls sicher zu sein: Eine bessere Datenlage bezüglich der Akteure an den Rohstoffterminmärkten würde bei der Erklärung der Ölpreisentwicklung mehr Licht ins Dunkel bringen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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